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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch
Autoren: Horst Biernath
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der Hund, um den es sich bei mir handelt, vermutlich nicht sein.«
    »Also, was die meisten Hund sind«, ließ die Metzgersfrau sich vernehmen, »so ist ihnen viel und billig lieber als teuer und wenig. Ich würde Ihnen einen Ring Kochwurst empfehlen, Herr Pforten, ein halbes Kilo oder ein bisserl darüber...«
    Pforten klimperte mit dem Kleingeld in seiner Hand: »Es darf ruhig darüber sein, denn es wird sich nicht gerade um einen Schoßhund handeln.«
    »Entschuldigen Sie, Sie haben den Hund noch gar nicht, wenn ich Sie recht verstehe?«
    »Nein, aber ich bin gerade dabei, ihn abzuholen. Hier irgendwo in der Nähe befindet sich doch das Hundeasyl, nicht wahr?«
    »Gewiß, gewiß«, antwortete die Dame, der der Foxl gehörte, leicht verstört, »noch ein Stückl weiter hinaus und unter der Überlandleitung hindurch, und dann sehen Sie rechts im freien Feld eine Kiesgrube und daneben eine Baracke. Das ist das Hundeasyl. Aber entschuldigen Sie schon die Frage: Von dort wollen Sie sich einen Hund holen?«
    Pforten hob geheimnisvoll den Zeigefinger. »Keinen gewöhnlichen Hund, meine Damen, sondern einen Künstler!«
    »Was Sie nicht sagen!« staunte der ganze Laden, und sogar der Meister ließ das Beil sinken. »Einen Künstler aus dem Flohzirkus? Entschuldigen Sie schon, Herr Pforten, aber so wird das Hundeasyl hier nun mal genannt.«
    Die Meisterin reichte Pforten das fettsicher eingewickelte Päckchen und wehrte, als Pforten nach dem Preis fragte, mit einer entschiedenen Geste ab. »Es war uns eine Ehre, Herr Pforten! Und wenn Sie uns vielleicht der Frau Gemahlin empfehlen würden... Wir liefern nur erstklassige Ware. Die Damen werden es Ihnen bestätigen können. Nicht wahr, Frau Oberinspektor?«
    Die Frau Oberinspektor nickte sparsam.
    »Aber für einen Künstler muß man doch ein Herz haben. Also bitte, Herr Pforten, keine Widerrede, nein, ich nehm’s einfach nicht an! Hab’ die Ehre, auf Wiedersehn, stets zu Diensten...«
    Pforten schwang den Hut zum zweitenmal im Kreise und klemmte sich hinter das Steuer seines weißen Thunderbird: »Da haben Sie Ihre Kröten wieder, Leonhard. Hier müßte man wohnen. In dieser Gegend haben Künstler noch Chancen bei den Damen...«
    Er trat aufs Gas und schoß davon. Clemente hielt die Wurst und roch argwöhnisch am Papier.
    »Lyoner, wenn ich mich nicht irre...?«
    Er schluckte Speichel, der Duft schien seinen Appetit mächtig anzuregen.
    »Errochen! Aber lassen Sie die Finger von der Wurscht! Sie können den Rest kriegen, wenn der Kollege etwas davon übrigläßt.«
    »Haben wir eigentlich einen Maulkorb dabei?« fragte der junge Leonhard ängstlich.
    Pforten schüttelte den Kopf. »Wozu? Wenn er böse werden sollte, dann setzen Sie sich einfach auf den Boden und halten ihm die Kehle hin. Das ist ein sicheres Mittel. Besiegten Feinden tut kein anständiger Hund etwas zuleide — im Gegensatz zum Menschen...«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Woher? Das weiß man als gebildeter Mensch. Aber das kann man natürlich nicht wissen, wenn man wie Sie nur miese Drehbücher und Groschenhefte liest. Es steht nämlich schon in der Odyssee. Haben Sie mal was davon gehört?«
    »Von Hemingway, nich?« gab der junge Mann frech zurück.
    »Nee, von Ganghofer!« knurrte Pforten.
    »Was Sie nich sagen, Herr Pforten! Da hab’ ich doch mindestens Stücker vier oder fünf von die Dinger höchstpersönlich mitgekurbelt, aber da kamen immer nur Adler und Jeier drin vor.«
    Die Straße lief nach ein paar hundert Metern ins freie oder fast freie Land hinaus, denn irgendwo gab es immer noch ein paar Schrebergärten und Hütten, dann aber sah Michael Pforten die hohen Stahlmaste der Überlandleitung, und neben einer abgebauten Kiesgrube, fast unter den durchhängenden Kabeln, eine von einem hohen Drahtzaun umgebene Baracke. Es war jenes Asyl, in dem streunend aufgefangene Hunde oder solche, deren Besitzer die Steuer nicht zahlen konnten, eine Zeitlang gegen Erstattung der Futterkosten gehalten wurden und, wenn weder Steuer noch Futterkosten aufgebracht wurden, der Versteigerung oder einem hoffentlich gnädigen und raschen Ende entgegengingen.
    Pforten steuerte den Wagen in einen Feldweg hinein, der zu der Baracke führte, er hielt vor dem einfachen Tor, einem Lattenrahmen mit Drahtgitter, und hupte, als sich nichts rührte. Der durchdringende Ton des italienischen Horns lockte einen Mann aus der Baracke heraus, der einen grünen Schaber wie ein Hausknecht trug. Ein lose hängendes Metzgermesser
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