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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch
Autoren: Horst Biernath
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Herzlosigkeit. Und wenn ich glauben müßte, daß du wirklich so herzlos bist, wie du dich zeigtest, dann gäbe es wahrhaftig für mich keinen Weg zu dir zurück. Aber ich will hoffen, daß du nur gedankenlos warst, wie so oft...«
    »Heliane, ich schwöre dir...«
    »Laß das, Micha!« unterbrach sie ihn und drückte seine Hand herunter. »Versprich mir nichts! Ich will schon zufrieden sein, wenn du in Zukunft nicht nur immer an dich selber denken würdest. Und es geht mir letzten Endes auch gar nicht so sehr um mich. Es geht um Manfred und um Thomas. Denn ich kann es dir nicht ersparen, Michael: Schlimmer als dein Versagen mir gegenüber empfinde ich dein Versagen als Vater. Gewiß, du hast die Jungen immer mit Geschenken verwöhnt, aber sag einmal selbst, wann hast du dich jemals wirklich um sie gekümmert?«
    »Mein Gott, Heli«, sagte er gepreßt, »habe ich wirklich so neben euch gelebt?«
    »Nicht im Anfang, Michael. Aber in den letzten Jahren, in denen sie dich am meisten brauchten. Und ich auch. Denn schließlich werde ich nicht jünger. Ich weiß es selber — ich hör es nur nicht gern von dir.«
    Er starrte blind auf die tickende Uhr im Armaturenbrett.
    »Dann habe ich also bei dir verspielt...? Verspielt, ja das ist das richtige Wort... Verspielt aus Leichtsinn...«
    »Nein, Micha«, sagte sie zärtlich und tastete nach seiner Hand, »Liebe kann man nicht verspielen. Ich hätte dich geliebt, auch wenn ich mich von dir getrennt hätte.«
    Er kümmerte sich nicht darum, daß ein paar Passanten stehenblieben und mehr erstaunt als neugierig zuschauten, wie in dem luxeriösen Wagen ein Mann, dessen Gesicht ihnen irgendwie bekannt vorkam, eine Dame küßte, während ein Hund von höchst zweifelhafter Rasse dasselbe von der anderen Seite zu tun versuchte.
    »Ich bitte dich, Micha!« sagte Heliane ein wenig atemlos. »Wir sind in der Schweiz, wo man strenge Moralbegriffe hat!«
    »Ach, Heli, wenn du ahntest, wie leicht es mir plötzlich ums Herz wird!« sagte er. »Und Manfred...«
    »Um Himmels willen, Michael«, warnte sie, »ich habe ja nichts dagegen einzuwenden, wenn du mich auf offener Straße und vor allen Leuten sozusagen vergewaltigst — aber versuch es ja nicht bei dem Jungen im Sturm! Laß dir Zeit! Du kannst bei ihm nicht in zehn Minuten einholen, was du in zehn Jahren versäumt hast.«
    »Dann kann ich nur hoffen, daß ich mit Poldi bei ihm einen Fürsprecher haben werde...«
    »Das glaube ich auch.«
    »Und weißt du, Heli, was ich mir gedacht habe?«
    »Nun, Michael?«
    »Bis das Gastspiel in Frankfurt beginnt, habe ich noch drei Wochen Zeit. Und in diesen drei Wochen gondeln wir mit den Kindern durch die Schweiz. Ins Engadin oder nach Lugano...«
    »Laß sie hier angeln, Micha! Du kannst ihnen nichts Besseres bieten. Manfred hat heute einen armlangen Hecht gefangen. Du kannst dir deine Söhne spielend erobern, wenn du alle Fische ißt, die sie angeln.«
    »Ich werde mir redliche Mühe geben!«
    »Aber wie war es, wenn du mit mir nach Lugano fahren würdest? Es ist drei Jahre her, daß wir die letzte Reise gemacht haben. Wir waren damals in Sorrent... Du erinnerst dich gewiß noch an deinen Flirt mit der rothaarigen Engländerin...«
    »Oh, Liebling...«, murmelte er zerknirscht.
    »Ich fahre mit dir nach Lugano, Micha. Aber unter einer Bedingung...«
    »Unter jeder Bedingung, die du wünscht!«
    »Daß du dir, wenigstens solange wir unterwegs sind, keine fremden Nelken ins Knopfloch steckst.«
    Er sah sie verblüfft an. Er verstand sie wirklich nicht.
    »Keine rothaarigen, keine brünetten und keine blonden!«
    Er schluckte einen Kloß, der ihm im Hals saß.
    »Ach, Heliane«, sagte er schwermütig und schaltete die Zündung ein, »wenn wir zwei oder drei Jahre früher geheiratet hätten — und wenn unsere Söhne Töchter wären — dann könnte es doch leicht sein, daß ich schon Großvater wäre, nicht wahr?«
    »Ja, gewiß...«, gab sie zu, »aber wie du auf einmal redest?!«
    »Nun ja«, murmelte er, »man macht sich so seine Gedanken... Aber auf eins kannst du dich felsenfest verlassen: Keine Nelken mehr fürs Knopfloch! Ich werde demnächst ins Väterfach überwechseln.«
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