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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere
Autoren: Alexander Dumas
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Die drei Geschenke des Herrn d'Artagnan, des Vaters.
    Am ersten Montag des Monats April 1625 schien es, als ob der Flecken Meung derart im Aufstand begriffen sei, als wären die Hugenotten gekommen, um die Schrecknisse von Rochelles zu erneuern. Mehrere Bürger beeilten sich, als sie die Weiber durch die Straßen ziehen sahen und die Kinder an den Türschwellen kreischen hörten, die Panzer anzuschnallen und, indem sie ihre etwas unsichere Haltung durch eine Muskete oder eine Partisane unterstützten, sich nach der Herberge des »Freimüllers« zu wenden, vor der sich eine dichte, geräuschvolle und neugierige Schar hindrängte, die sich von Minute zu Minute vergrößerte.
    Um diese Zeit gab es viele solche panische Schrecken und es verflossen oft nur wenige Tage, ohne daß nicht die eine oder die andere Stadt einen Vorfall dieser Art in ihren Archiven aufzuzeichnen hatte, es gab da Edelleute, die sich untereinander bekriegten; hier führte der König Krieg mit dem Kardinal, und da überzog der Spanier den König mit Krieg. Außer diesen geheimen oder öffentlichen, diesen stillen oder lauten Kriegen gab es Räuber, Bettler, Hugenotten, Wölfe und Lakaien, die sich mit aller Welt herumkriegten. Die Bürger bewaffneten sich jederzeit wider die Räuber, die Wölfe und Lakaien, oft wider die hohen Herren und Hugenotten und bisweilen auch wider den König – doch niemals wider den Kardinal und den Spanier. Aus dem geht nun hervor, daß die Bürger an dem besagten ersten Montag des Monats April 1625, als sie das Getöse vernahmen und weder den gelben und roten Standartenjunker noch die Livree des Herzogs von Richelieu sahen, eilig nach der Herberge des »Freimüllers« hinstürzten.
    Als sie hier ankamen, konnte jeder die Ursache dieses Getöses sehen und erkennen. Ein junger Mann – zeichnen wir sein Bild mit einem Federzug – man stelle sich Don Quixote im achzehnten Jahre vor; Don Quixote ohne Brustschild, ohne Panzer und Schienen; Don Quixote in einem schafwollenen Wams, woran sich die blaue Farbe in eine unkenntliche Mischung von Weinhefe und Himmelsazur verwandelt hat. Das Gesicht war länglich und braun, der Backenknochen vorragend, im Zeichen der Verschmitztheit; die Kiefermuskeln ungemein stark ausgebildet, ein unfehlbares Zeichen, an dem man den Gascogner auchohne Barett erkennt, und unser Mann trug eine Art Barett, das mit einer Feder geschmückt war; das Auge offen und verständig, die Nase gebogen und fein gezeichnet, zu groß für einen Jüngling, zu klein für einen ausgebildeten Mann, so daß ihn ein wenig geübtes Auge für den Sohn eines Pächters auf Reisen gehalten hätte, den langen Degen abgerechnet, der an einem ledernen Wehrgehänge hing und an die Waden des Eigners schlug, wenn er zu Fuß ging, und an das struppige Fell seines Kleppers, wenn er zu Pferde saß.
    Denn unser junger Mann hatte einen Gaul, und dieser Gaul war ebenso bemerkenswert, als er bemerkt wurde. Es war ein Klepper von Bearn, zwölf bis vierzehn Jahre alt, von gelblicher Farbe, ohne Haar am Schweif, doch nicht ohne Beinfäule an den Füßen; er hielt im Gehen den Kopf tiefer als die Knie, machte den Gebrauch der Reitgerte unnütz, und legte täglich ganz hübsch seine acht Meilen zurück. Zum Unglück waren die Eigenschaften dieses Pferdes so gut unter dem seltsamen Fell und unter seinem strauchelnden Gang verborgen, daß zu einer Zeit, wo jedermann ein Kenner von Pferden war, das Erscheinen des besagten Kleppers in Meung, wo er vor etwa einer Viertelstunde durch das Tor Beaugency hereingetrabt war, ein Aufsehen erregte, dessen Ungunst sogar auf den Reiter zurückfiel. Als der Jüngling von seinem Vater das Pferd als Geschenk erhielt, bekam er noch eine kleine Rede als Draufgabe zu hören.
    »Mein Sohn,« sprach der gascognische Edelmann, »dieses Pferd wurde vor beinahe dreizehn Jahren in dem Hause deines Vaters geboren, und ist seit dieser Zeit hier geblieben, weshalb dir dasselbe lieb sein soll. Verkaufe es nie; laß es ruhig und ehrenvoll an Alterschwäche absterben, und machst du mit ihm einen Feldzug, so halte es so, wie du einen alten Bedienten halten und pflegen würdest. Solltest du die Ehre haben, nach Hofe zu kommen, eine Ehre, zu der uns übrigens unser alter Adel berechtigt, so behaupte würdevoll unsern adeligen Namen, den unsere Ahnen seit mehr als 500 Jahren würdig getragen haben, sowohl für dich als auch für die Deinigen. Unter den Deinigen verstehe ich deine Verwandten und Freunde. Laß dir von niemandem
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