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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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veranlassen, dass die Leiche des Lehrers exhumiert wird«, sagte Plewnia. »Das erfordert die Gerechtigkeit von uns.«
    »Gut, der pensionierte und kranke Lehrer mochte Spatfeld nicht, weil er davon ausging, dass er scharf auf das Geld seiner Tochter war«, sagte Meyers.
    Der Staatsanwalt zuckte mit den Schultern. »Frau Calvis, wie sie damals hieß, hatte in Spanien ihren Herrn Gemahl verloren und den Maler kennen gelernt, dem ebenfalls kurz danach seine Frau verstorben war. Ich will den Teufel nicht an die Wand malen. Aber drängt sich da nicht die Frage auf, ob Albert Spatfeld noch mehr Menschen auf dem Gewissen hat?«
    »O mein Gott, Albert Spatfeld ein Massenmörder!«, sagte Meyers entsetzt. »Da sind Heide Spatfeld und ihr Vater zu nennen. Sie denken weiterhin an seine erste Frau, die Mutter seines Sohnes. Zu nennen wäre noch Heide Heynens erster Mann, Jesko Calvis.«
    Für Sekunden war es still im Dienstzimmer.
    »Da laufen einem Schauer über den Rücken«, sagte Ailts. Er schüttelte sich. Er dachte an die dunklen Augen des Malers und seinen Blick.
    »Mit anderen Worten, weitere Recherchen sind nötig, um das auszuschließen«, meinte der Staatsanwalt.
    »Ungeheuerlich!«, sagte Meyers. »Lassen Sie mich zählen, wenn dem so wäre. Jesko Calvis, seine erste Frau Carmen, die Ärztin war, der Lehrer Heynen und Heide Spatfeld. Das macht vier.«
    »Richtig!«, sagte der Staatsanwalt. »Ich werde mit dem Amtsrichter sprechen. Wir kommen nicht umhin, die Totenscheine anzuzweifeln und einige Obduktionen vorzunehmen.«
    »Albert Spatfeld ist ein Mörder. Er wird sich zu weiteren Morden nicht äußern«, sagte Ailts.
    »Ich werde dafür sorgen, dass er in Einzelhaft kommt. Lassen wir uns dennoch überraschen, wie er auf unsere Vorwürfe reagiert«, sagte Plewnia.
    »Die Richtung stimmt. Wir warten auf Ihre Anweisungen«, sagte Ailts.
    »Das letzte Wort haben die Wissenschaftler«, sagte der Staatsanwalt.»Ich werde morgen beginnen, die üblichen bürokratischen Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Drei der Gräber befinden sich hier. Seine Frau verstarb in Aachen. Niemandem ist damit gedient, wenn wir einen Massenmörder nach der Hälfte seiner Strafe in Freiheit setzen und er dann wieder zuschlägt.«
    »Das müssen wir erst einmal verkraften«, meine Meyers.
    »Ich bitte Sie um äußerste Verschwiegenheit«, sagte der Staatsanwalt.
    Sie besprachen in groben Umrissen das Procedere. Dann beendeten sie das Gespräch. Der Staatsanwalt erhob sich und bedankte sich für die freundschaftliche Bewirtung. Er trat an die Garderobe, zog seinen Mantel über, verabschiedete sich von Ailts und reichte ihm die Hand.
    Meyers setzte seine Mütze auf, schlüpfte in seinen Anorak und verließ mit Plewnia das Dienstzimmer. Sie stiegen die Treppe nach unten und gingen zum Passat.
    Meyers fuhr den Staatsanwalt zum Schiff.

Nachtrag:
    D er Staatsanwaltschaft Aurich gelang es unter der Federführung von Herrn Plewnia mit akribischer Genauigkeit, eine Biographie des Malers und Hausmannes Albert Spatfeld zu erstellen.
    Der Vater eines Sohnes hatte es jahrelang verstanden, seine Umwelt zu täuschen. Er galt als äußerst umgänglich und war bei seinen Bekannten sehr beliebt. Mit seiner künstlerischen Natur spielte er den zurückgezogenen Außenseiter, der sich nicht gerne in den Vordergrund stellte und anderen das Reden überließ.
    Die Recherchen der Beamten entlarvten den freundlichen, kinderlieben Mann, dessen Harmlosigkeit nur gespielt war und der seine Mitmenschen so hervorragend zu täuschen verstand.
    Albert Spatfeld war ein gemeingefährlicher Täter, der eiskalt in egoistischer Gier nach Geld und Ansehen gemordet hatte.
    Bereits bei der Untersuchung der sterblichen Überreste des Lehrers Heynen stellten die Wissenschaftler Verletzungen fest, die Albert Spatfeld seinem Opfer zugefügt hatte, die das erneute Auftauchen im Wasser nach dem Sturz verhinderten.
    Bei der Untersuchung seiner Frau Carmen in Aachen hatte der Arzt grob fahrlässig Schläge gegen den Kopf der schlanken Frau übersehen. Sie arbeitete als Ärztin im Aachener Klinikum.
    Auch Jesko Calvis war ahnungslos gewesen. Er betrachtete Albert Spatfeld wenn nicht gerade als Freund, so doch als einen guten Bekannten. Auch der reiche Unternehmer wurde Opfer des heimtückischen Mörders.
    Es ergab sich außerdem, dass Albert Spatfeld auch die Lebenszeit seines erkrankten Vaters auf Mallorca verkürzte und seinen alkoholkranken Schwiegervater bereits als Abiturient nach einem
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