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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Sieh zu, ob der Passat frei ist.«
    »Ein kribbeliges Gefühl, wenn das alles wirklich wahr ist«, antwortete Meyers und verließ das Dienstzimmer.
    Er ging zur Rezeption und ließ sich von dem Kollegen den Schlüssel und die Papiere des Passats aushändigen. Danach ging er zur Registratur und ließ sich die abgelegte Akte »Hilde Spatfeld« aushändigen.
    »Sie hatte bereits mächtig Staub angesetzt«, sagte er, als er das Dienstzimmer betrat. Er setzte sich an seinen Schreibtisch.
    »Spatfeld hat es verstanden, die Menschen um sich herum zu täuschen«, sagte Ailts.
    Kurz nach 13 Uhr erhob sich Meyers, zog seine Jacke an, setzte die Elbseglermütze auf, ging zur Garage, stieg in den Passat und fuhr los. Schneeflocken wirbelten durch die Luft. Der Streudienst war bereits unterwegs gewesen. Es war kalt im Auto.
    Er fuhr über die Winterstraße, bog in die Jann-Berghaus-Straße ein und hielt beim Café Behnke. Er kaufte eine Lage Butterkuchen, denn er und Ailts hatten nach dem Verzehr ihrer Brote Hunger verspürt. Das mochte an der Kälte liegen. Mit Sicherheit hatte auch der Staatsanwalt bei diesem Wetter nichts dagegen, wenn sie ihm heißen Tee und ostfriesischen Butterkuchen servierten, während sie sich wider Erwarten erneut mit Albert Spatfeld auseinandersetzen mussten.
    Meyers fuhr über die Hafenstraße zum Anleger. Die Frisia IV näherte sich im Schneegestöber. Er parkte auf der Mole.
    Die wartenden Fahrgäste standen dicht gedrängt in der geheizten Wartehalle. Sie beobachteten, wie sich der Bug des Schiffes im starken Seegang hob und senkte, als es sich der Anlegebrücke näherte. Auf dem Wasser trieben kleine, leichte Eisschollen, die knirschten, als das Schiff sie zerrieb. Busse fuhren in den Hafen und hielten an der Haltestelle. Die Fahrgäste strömten zum Schiff und betraten die Wartehalle. Dann verließen die Passagiere das Schiff. Autos fuhren von Bord.
    Meyers entdeckte Plewnia, der sich im zugigen Seewind umschaute. Meyers gab ihm Hupzeichen. Der Staatsanwalt näherte sich und stieg ein.
    »Moin«, sagte Meyers. »Das hätten Sie sich wohl auch nicht träumen lassen, dass Albert Spatfeld für eine Fortsetzung unserer Recherchen sorgt.«
    »Als ich das letzte Mal auf Norderney war, hatten wir andere Temperaturen«, antwortete Plewnia.
    Während sie zum Revier fuhren, sprachen sie über Albert Spatfeld, seinen Prozess und wunderten sich im Nachhinein über die scheinbare Eile, die sein Rechtsanwalt damals an den Tag legte, als hätte er etwas geahnt.
    Am Kommissariat angekommen, verließen sie den Wagen, betratendas Haus, stiegen die Treppe hoch und suchten das Dienstzimmer auf.
    »Hallo, Herr Ailts«, sagte der Staatsanwalt. »Da hilft alles nichts. Da kommt eine Menge Arbeit auf uns zu.«
    »Bei der Kälte können wir einen heißen Tee vertragen«, sagte Meyers, zog seinen Anorak aus, legte seine Mütze ab und verließ das Dienstzimmer. Er füllte den Wasserkocher und schaltete ihn ein. Dann setzte er das Geschirr samt Kluntjebecher und Sahnetopf auf ein Tablett und trug es zum Dienstzimmer.
    Ailts übernahm das Tablett und deckte den Tisch, während Meyers im Personalzimmer den Tee aufbrühte.
    »Sie haben keine Mühen gescheut, unserem Gespräch einen würdigen Rahmen zu geben. Oder gibt es einen anderen Grund?«, sagte der Staatsanwalt, als Meyers den Tee ausschenkte und Ailts die Kuchenstücke auf die Teller schob.
    »Nur so«, meinte Ailts.
    »Beerdigungskuchen, das passt großartig«, meinte Plewnia spaßig.
    Sie gruben ihre Gabeln in die Butterkuchenstücke und nippten an den Teetassen.
    »Ich bin nach Norderney gekommen, um Ihre Meinung zu hören«, sagte Plewnia. »Frau Beninga hat lange geschwiegen. Umso eindringlicher belastet sie jetzt den Maler.«
    »Wir können den Brief nicht einfach ignorieren«, sagte Ailts. »Die Frage ist nur, welche Konsequenzen wir daraus ziehen.«
    »Ist es möglich, nach der langen Zeit anhand einer Untersuchung der Leichenreste die Todesursache festzustellen?«, fragte Meyers.
    »Ich denke schon. Unter gewissen Umständen«, meinte der Staatsanwalt.
    Meyers schenkte Tee nach.
    »Es ist anzunehmen, dass Spatfeld die Bremsen des Rollstuhls gelöst hat«, sagte Ailts. »Der alte Herr war dazu nicht in der Lage. Wie Sie wissen, besteht die Böschung an der Strandpromenade auf Baltrum aus dicken, klobigen Asphaltsteinen.«
    »Falls der Maler nachgeholfen hat, sind eventuell noch Spuren ausfindig zu machen«, meinte der Staatsanwalt und trank Tee.
    »Ich werde
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