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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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gerichtsmedizinischen Gutachten verstarb seine Frau, ohne die geringste Gegenwehr zu leisten.«
    »Sprechen Sie mit dem Steuerberater der Frau Spatfeld und versuchen Sie herauszufinden, ob ein Testament vorlag. Vermutlich nicht«, meinte Plewnia.
    »Er war ihrer vermutlich überdrüssig und hatte es auf ihren Reichtum abgesehen«, sagte Meyers.
    »Frau Buss, setzen Sie das Datum und die Uhrzeit darunter und unterschreiben Sie das Protokoll«, sagte der Staatsanwalt zu der Beamtin. Er bat Ailts und Meyers, zu unterzeichnen, und setzte dann seine Unterschrift unter das Protokoll. »Frau Buss, ich danke Ihnen und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.«
    Er begleitete die beiden Beamten zu seinem Dienstzimmer. Dort rief er das Kommissariat Aurich an und bestellte einen Beamten mit Wagen, der Ailts und Meyers nach Norddeich zum Fährschiff fuhr.
     
    Anfang September bestätigte das Ergebnis der durchgeführten DNA-Analyse beweiskräftig, dass Albert Spatfeld seine Frau Heide getötet und ihre Leiche in der Nordsee tidefest versenkt hatte. Von ihm stammende Haare und Hautpartikel wurden an Bord der »Wasserhexe« gefunden und für die Erstellung des genetischen Fingerabdrucks herangezogen.
    Die Beamten sahen es als erwiesen an, dass der Maler seine Frau Heide an Bord des Motorbootes getötet hatte. Das Motiv war nicht nur Habgier gewesen. Seine Frau Heide stand, ohne sich der ernsten Konsequenzen bewusst zu sein, seiner nicht sonderlich erfolgreichen Malerei mit Skepsis gegenüber und hatte damit den Lebensnerv von Albert Spatfeld empfindlich getroffen.
    Der erfahrene und tüchtige Anwalt Dr. Wolfgang Holzer stand seinem Mandanten zur Seite. Albert Spatfeld legte schließlich ein lückenloses Geständnis ab und bedauerte seine Tat. Außerdem trug Dr. Holzer mit seiner Verhandlungstaktik dazu bei, dass das Gericht reibungslos und relativ schnell zur Urteilsfindung kam.
    Albert Spatfeld erhielt nach Abwägung aller Argumente eine Freiheitsstrafe von vierzig Jahren. Es war also durchaus denkbar, dass er bei guter Führung im Alter seine letzten Jahre nicht im Gefängnis fristen musste. Gegen das Urteil hatte Albert Spatfeld nichts einzuwenden und akzeptierte es ohne Murren.
    Nicht nur die Bevölkerung der Küstenregion hatte regen Anteil an dem Prozessverlauf genommen, auch die Medien hatten bundesweit berichtet. Allgemein wurde das Gerichtsurteil von der Mehrheit der Interessierten als gerecht empfunden.
    Umso bedauerlicher fanden die meisten Betrachter das Schicksal des Sohnes. Für Kevin Spatfeld blieb bis zu seiner Volljährigkeit der Weg unter der Obhut eines angesehenen Vormunds vorgezeichnet.
    Abgesehen von den ersten Monaten, in denen er sich schwer tat, verstand Kevin es gut, mit seinem Schicksal umzugehen, und nahm hin, was er nicht ändern konnte, nämlich die Wahrheit, dass sein geliebter Papa seine Frau, die seine Stiefmutter war, im Affekt umgebracht hatte. Auch er fand das Urteil des Gerichts gerecht. Das war ein Verbrechen und nicht zu entschuldigen, auch wenn sein Papa sich oft gedemütigt gefühlt hatte, weil er seine Kunst nicht richtig gewürdigt sah.
    So und ähnlich hatten auch die Kommissare Ailts und Meyers den Fall Spatfeld beurteilt, der mittlerweile der Alltäglichkeit ihrer Arbeit gewichen war.
    Umso größer war die Überraschung von Meyers, als im Februar des folgenden Jahres ein Brief aus Nigeria im Kommissariat auf der Knyphausenstraße eintraf. Absenderin war eine Witwe Fenna Beninga. Sie meldete sich mit einen Brief aus Lagos zu Wort, der wie folgt lautete:
    »Sehr geehrte Herren,
    Sie sehen an meiner Adresse, dass ich mich als Ostfriesin weitentfernt habe von meiner geliebten Heimat. Meine Tochter studierte Pharmazie und lernte in Göttingen einen jungen, hübschen Nigerianer kennen, den sie nach dem Examen heiratete. Mein Schwiegersohn arbeitet hier im Gesundheitswesen, und auch meine Tochter hatte hier eine Stelle in einem staatlichen Krankenhaus. Sie gebar ihr erstes Kind. Ich bin hier, um mich an meinem Enkel zu erfreuen und ihr bei der Haushaltsführung beizustehen. Um Ihnen verständlich zu machen, weshalb ich schreibe, muss ich noch einige Sätze hinzufügen. Als mein Mann starb, zog ich von Rechtsupweg nach Baltrum, um dort zu arbeiten. Ich bin staatlich geprüfte Therapeutin. Der Vater der Lehrerin Heide Calvis, ein pensionierter Lehrer, litt unter den Folgen eines Schlaganfalles. Der alte Herr saß im Rollstuhl. Ich bezog in seinem Haus auf der Insel eine Wohnung. Ich versorgte
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