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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Nähe der Aussichtsdüne. Greetje Wilbert erledigte aber nicht nur ihre Pflichten als Mutter und Hausfrau, sondern kümmerte sich zusätzlich um die Wäsche der Pension Inselfriede, die sechs Zimmer an Feriengäste vermietete. Dieses Zusatzeinkommen war notwendig, denn Enno Wilbert verdiente gerade so viel, um die Miete und Lebenskosten zu decken. Doch auch Greetje Wilbert hatte als Frau und Mutter Wünsche, die nach Erfüllung drängten. So liebte sie es, sich sonntags zum Kirchgang schick anzuziehen.
    Trotz der vielen beruflichen Verpflichtungen kümmerte sich auch Enno Wilbert liebevoll um seinen Sohn Dodo. Er, aber vor allem Greetje achteten darauf, dass es ihm an nichts fehlte. Sie war eine gute Mutter, tüchtige Hausfrau und Enno eine liebe, geduldige und folgsame Gefährtin. Sie war auf Langeoog geboren, hatte dort bis zu ihrer Ehe mit Enno in der Küche eines Hotels gearbeitet. Ennos Eltern kamen beide von der Insel. Sein Vater war im Krieg geblieben. Er war U-Bootfahrer und im Atlantik vermisst. Seine Mutter starb, als er zwanzig war.
    Für Enno und Greetje Wilbert gestaltete sich das Leben nicht einfach. Sie waren Kinder ihrer Zeit und begriffen ihr Dasein als ein von Gott gewolltes Arbeitsschicksal. Sie hatten in ihrer Jugendzeit zwar nicht gehungert, aber die kargen Jahre des Krieges durchlebt.Das hatte sie geprägt und eine gewisse Bescheidenheit hinterlassen. Sie waren sich stets treu geblieben und waren glücklich miteinander.
    Der kleine Dodo war ein Wunschkind und wuchs umhegt und gepflegt heran. Die gesunde Inselluft und das bürgerliche Essen bekamen ihm gut. Er entwickelte sich prächtig. Auch später, als er die Inselschule besuchte, machte er den Eltern viel Freude. Seine Zeugnisse waren überdurchschnittlich gut. Den Besuch des Gymnasiums in Norden zogen die Eltern erst gar nicht in Betracht, weil sie als einfache Landbewohner nicht nach den Sternen greifen wollten.
    Doch als Dodo zwölf Jahre alt war, wurde die Mutter plötzlich schwer krank. Sie versah ihre Arbeit, bis der Inseldoktor resolut dazwischenfuhr. Er überwies sie in das Norder Krankenhaus. Dort verstarb sie schließlich an einem Krebsleiden. Das war ein harter Schicksalsschlag für Vater und Sohn. Dodo half im Haushalt mit, soweit er konnte. Er fehlte deswegen häufig in der Schule.
    Hinzu gesellte sich ein weiteres Problem. Das Bauamt der Insel bemängelte die nicht mehr zeitgemäßen Stallungen der Pferde und reklamierte deren örtliche Lage im Ballungsgebiet der Ferienhäuser. Es verpflichtete deshalb den Fuhrunternehmer zur Aussiedlung seines Betriebes aus dem Wohngebiet in das weite Ödland auf der Wattseite der Insel. Die Stallungen und das angrenzende Haus wurden abgerissen und boten Platz für Neubauwohnungen.
    Für Enno Wilbert und seinen Sohn war der Umzug in eine neue Wohnung mit höheren Mietkosten verbunden. Doch noch ganz andere Gründe führte Enno Wilbert für die Aufgabe seiner Tätigkeit als Fuhrmann auf Baltrum und für den Wechsel zum Festland an.
    Bei Hanna de Vries gab Enno Wilbert jede Woche den Lottoschein ab und hoffte wie so viele Menschen auf einen ansehnlichen Gewinn. Sie betrieb auf Baltrum einen Kiosk mit einer Lottoannahmestelle und machte Enno bekannt mit ihrer Schwester Renate Schlangen, die als Witwe in Neßmersiel einen Lebensmittelladen besaß.
    Enno Wilbert und Renate Schlangen mochten sich und beschlossen, zusammenzuziehen. Sie folgten zuerst dem Verstand, denn in ihrem Haus fehlte ein Mann, und ihm und seinem Sohn Dodo fehlteneine Frau und Mutter. Enno Wilbert, selbst nicht begütert, ehelichte die Witwe, deren Mann bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Hanna Schlangen brachte zwei Töchter mit in die Ehe, die zehn und vierzehn Jahre alt waren, mit denen sich Dodo jedoch nie sonderlich vertrug. Zu seinem Vater behielt er weiterhin ein gutes Verhältnis, und auch seine Stiefmutter behandelte ihn mit Liebe und Fürsorge. Alles in allem kann gesagt werden, dass Dodo im geräumigen Haus in der Deichstraße glückliche Jahre verlebte.
    Nach dem Schulabschluss lernte er in Dornum das Maurerhandwerk. Nach der Gesellenprüfung kam er zum Bund und leistete seinen Wehrdienst bei der Marine in Wilhelmshaven ab. Danach machte er den Führerschein, nahm in der Stadt Wilhelmshaven eine Wohnung und arbeitete dort bei einem Bauunternehmen. Später erwarb er den LKW-Führerschein und übernahm mit zweiundzwanzig als Fernfahrer einen LKW der Spedition Fedor Kampen.
    Dodo Wilbert verdiente gutes Geld
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