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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Grundschullehrerin zu werden«, antwortete sie.
    Immer noch regnete es in Strömen.
    »Hier zieht es gewaltig. Kommen Sie doch rein«, sagte er und hielt die Tür auf. »Ich kann Ihnen allerdings nur einen Stuhl anbieten.«
    »Danke, ich denke, dass der Regen gleich nachlässt«, sagte sie.
    Er lachte ungezwungen.
    »Ich bin Heide Heynen, vom Café Nordseeblick«, sagte sie und errötete leicht.
    »Ich glaube, mich an Sie zu erinnern«, meinte er.
    Der Regen ließ nach. Sie zupfte ihren Anorak zurecht.
    »Ich wünsche Ihnen weiterhin gutes Gelingen«, sagte sie.
    »Sie sind zur Eröffnung herzlich willkommen«, sagte er.
    Sie lächelte ihn freundlich an und trat in den Regen, der fast ganz nachgelassen hatte. Sie sprang über Pfützen und achtete darauf, nicht in das gestaute Regenwasser vor dem Haus zu treten. Sie drehte sich noch einmal um und winkte Dodo Wilbert zu, der noch in der Tür stand und hinter ihr herschaute. Sie fühlte sich leicht und beschwingt und setzte ihren Spaziergang fort.
    Sie betrat den Strand und ging an der Brandung entlang. Der Wind traf sie von vorn. Die Wellen näherten sich mit weißen Schaumkronen und rollten aus.
    Als der Reiterweg ihren Spazierweg kreuzte, betrat sie die Dünen. Sie flüchtete in die Schutzhütte, denn der aufgebriste Wind trieb den Regen eines ergiebigen Schauers vor sich her. Sie setzte sich auf die Bank.
    Die kurze Begegnung mit dem Fernfahrer ging ihr nicht aus dem Kopf. Sein Äußeres hatte sie sehr beeindruckt. Seine Stimme hatte melodisch geklungen, und seine Manieren waren ihr angenehm aufgefallen. Seine Mutter war früh verstorben. Auch er liebte Baltrum. Trotz seiner Jugend hatte er sich schon ein Haus gebaut. Er hatte sie bereits als Kind gesehen und in Erinnerung behalten.
    Heide Heynen gab sich anderen Gedanken hin. Als der Himmel aufklarte und der Regen aussetzte, verließ sie die Hütte und versuchte sich auf ihren Lehrstoff zu konzentrieren, doch vergeblich. Dodo Wilbert hatte sie so sehr beeindruckt, dass es ihr nicht gelang, ihn aus ihren Gedanken zu verdammen.
    Als sie auf dem Rückweg durch die Dünen den Wanderpfad erreichte und die Aussichtsdüne bestieg, stand sie für einige Minuten an dem Geländer und blickte lange auf das neue Klinkerhaus, das der junge Fernfahrer gebaut hatte. Er hatte ein Apartment für sich vorgesehen, das er bewohnen wollte, wenn sein Beruf ihm die Zeit dazu ließ. Sie lächelte bei dem Gedanken, dass sie ihn mit Sicherheit wiedersehen würde, und setzte ihren Weg nach Hause fort.
     
    Es hatte den ganzen Tag ohne Unterbrechungen geregnet. Gegen Abend lichtete sich der Himmel und Mond und Sterne gingen auf. Frost kam auf und kalte Polarluft strömte vom Nordosten ein. Auf der Nordsee zogen Fischkutter in der abendlichen Dämmerung ihre Runden. Ihre Bordscheinwerfer durchbrachen die matte Dunkelheit.
    Dodo Wilbert lenkte seine Schritte in Richtung Café Nordseeblick. Auf den Straßen sah man nur vereinzelt ein paar späte Spaziergänger. Aus den Fenstern vieler Häuser fiel zuckend das Licht der Fernseher.
    Dodo Wilbert passierte das Meerwasser-Wellenbad, in dem noch Badebetrieb war. Besonders die Dauergäste, aber auch die Urlauberliebten es, das Schwimmbad und die Sauna bei dem kalten Wetter zu nutzen.
    Er schritt über den Dünenweg, am Tennisplatz vorbei und erreichte die Straße, die am Kurzentrum vorbeiführte. Die Lichtreklame des Cafés leuchtete in den Abend. Die Fenster waren hell erleuchtet. Der Klinkerbau mit den Gästezimmern grenzte an den Dünenweg, der zum Strand führte. Der zum Meer gerichtete Anbau des großen Gebäudes beherbergte das Café.
    An diesem Abend waren nur wenige Tische besetzt. Das sah Dodo Wilbert durch die Fenster, als er sich dem Pfad zur Promenade näherte. Er war durchgefroren und wollte sich einen heißen Tee gönnen. Bei ihm im neu erbauten Haus zog es, und es herrschte noch ein Riesendurcheinander. Er hatte den ganzen Tag in den kalten vier Wänden des Neubaus verbracht, das war Grund genug, sich auf einen heißen Tee zu freuen. Dabei gestand er sich nicht ein, dass ihn der Wunsch, Heide Heynen anzutreffen, zu seinem späten Cafébesuch verleitet hatte. Einerseits fühlte er eine innere Unruhe, andererseits freute er sich auf das Wiedersehen, als er sich dem Eingang näherte.
    Früher hatte er das Café nie besucht. Bei seinen Aufenthalten auf der Insel pflegte er seinen Kaffee, wenn überhaupt, dann im preiswerten Schnellcafé am Ortseingang einzunehmen.
    Er öffnete die Tür,
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