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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Strauchwerk das erste Mal mit klopfendem Herzen geliebt und von einer gemeinsamen Zukunft geträumt.
    Tana Nemes war Türkin, ein schönes Mädchen mit schwarzen Haaren und braunem Teint. Die Eltern kamen aus Cesme. Sie hatte in Wilhelmshaven im Café Heiser Konditoreiverkäuferin gelernt. Ihr Vater arbeitete bei Olympia. Ihre Mutter trug ein Kopftuch und lebte zurückgezogen.
    Tana Nemes war eines Abends nicht zum vereinbarten Treffen erschienen. Er hatte angenommen, dass sie krank war. Er machte den Führerschein für Lastwagen und wartete vergeblich auf ein Lebenszeichen seiner türkischen Freundin.
    Später suchte er das Café Heiser auf und erfuhr dort, dass ihr Vater unter Anrechnung ihres Urlaubs für sie das Arbeitsverhältnis aufgekündigt hatte. Sein Versuch, mit Herrn Nemes ein vernünftiges Gespräch zu führen, schlug fehl. Das war zu der Zeit gewesen, als Dodo Wilbert sich um eine Stelle als Fernfahrer beworben hatte.
    Ein Jahr später schrieb sie ihm aus Cesme und bat ihn in einem herzlichen Brief um Verzeihung. Ihr Vater hatte sie verheiratet. Sie hatte, wie sie ihm mitteilte, einen lieben Mann und war seit einigen Wochen Mutter eines kleinen Sohnes. Nun, das lag schon eine Weile zurück. Dennoch hatte dieses Ereignis lange seine Wirkung gezeigt.
    Dodo Wilbert glaubte sich im siebenten Himmel, als er nach dem Spaziergang mit Heide Heynen und dem kleinen Hund zu seinem Neubau ging. Für ihn hatte sich die Welt verändert. Heide Heynen war wunderschön. Er liebte sie, und sie liebte ihn. Beschwingt und glücklich ging er zu seinem Haus. Er betrat seinen Rohbau, suchte sein Apartment auf, zog sich aus, stellte das Radio neben sein einfaches Nachtlager, schaltete die Stehlampe an, kroch in seinen Schlafsackund dachte an Heide Heynen, während der NDR ein Mahler-Konzert übertrug.
     
    Okka Heynen bediente die Gäste. Der junge Mann, der Heide und Maxie begleitet hatte, war ihr fremd, und auch ihr Mann kannte ihn nicht, wie er ihr sagte, als sie die Skatrunde bedient hatte. Er sah gut aus und machte einen ordentlichen Eindruck. Als Mutter war sie natürlich neugierig.
    Okka Heynen hatte sich hinter dem Tresen zu schaffen gemacht. Die Jogger riefen sie an ihren Tisch und zahlten. Sie trug das Geschirr in die Küche und setzte sich an einen Tisch in der Nähe des Tresens und schaute in eine Illustrierte. Ihr Mann schimpfte laut mit seinen Mitspielern. Es ging um einen Kreuzbuben.
    Die älteren Gäste wünschten einen Kaffee. Sie bediente die Kaffeemaschine, füllte zwei Tassen, stellte Milch dazu und brachte die Bestellung an den Tisch.
    Von draußen drangen Stimmen in das Café. Okka Heynen blickte auf die Uhr. Es war 21 Uhr 40. Die Laienschauspieler vom Heimattheater strömten herein, grüßten aufgekratzt, rückten Tische zusammen und nahmen Platz. Der Spielleiter notierte die Getränkewünsche und überreichte Okka die Sammelbestellung, als die Tür aufging und Heide mit Maxie vom Spaziergang zurückkam.
    »Kind, du kommst gerade richtig«, sagte die Mutter und warf der Tochter einen neugierigen Blick zu.
    »Ich bringe den Hund weg und helfe gleich«, sagte Heide aufgeräumt.
    Vom Stammtisch warf ihr der Vater einen fragenden Blick zu.
    Okka Heynen bediente die Kaffeemaschine. Sekunden später erschien ihre Tochter und packte mit an. Sie hatte sich eine weiße Schürze umgebunden, lud den Kaffee auf ein Tablett und trug ihn an die zusammengestellten Tische.
    »Und, hat der Hahn gekräht?«, fragte sie die Runde, denn das neue Theaterstück hieß »Wenn der Hahn kräht«.
    »Das muss er noch lernen«, meinte der Spielbaas und lachte.
    Heide war gut drauf, wie die Mutter bemerkte. Sie strahlte Ruhe und Zufriedenheit aus. Ja, mehr noch.
    »Wer war der junge Mann vorhin?«, fragte Okka Heynen, während sie Bier zapfte.
    Heide wurde rot. »Er heißt Dodo Wilbert. Sein Vater kam von Baltrum. Er ist Fernfahrer und hat hier ein Haus gebaut. Im Westdorf«, antwortete sie, als sei sie bereits stolz auf ihn. Sie brachte die Bestellung an die Tische der Darsteller.
    Die Mutter schwieg. Sie erinnerte sich an den Vater des jungen Mannes. Er war Kutscher gewesen. Seine Frau war früh gestorben. Der alte Wilbert war vor Jahren auf das Festland gezogen.
    Okka Heynen war nicht erbaut von dem, was sie erfuhr. Heide war eine gute Partie. Außerdem war sie nicht nur intelligent, sondern auch noch ausgesprochen hübsch. Sie stand kurz vor dem ersten Staatsexamen. Sie wollte sich doch nicht etwa auf diesen ungebildeten
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