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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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schritt an der Rezeption des Hotels vorbei, ging über den weiten Flur und betrat das Café. Er trat an die Garderobe und hängte seinen Mantel an den Haken.
    Dezente Musik klang ihm entgegen. Schiffsbilder zierten die Wände. In den Fenstern spiegelte sich die Dunkelheit. Kleine Lämpchen sorgten für angenehmes Licht. Die Tische trugen Tücher, die mit der Tapete abgestimmt waren.
    In der Ecke saßen einige Herren beim Skat. Zwei Pärchen tranken Kaffee. Sie waren ihm fremd. In der Nähe des Kuchentresens saßen Sportler, die ihre Trainingsanzüge trugen. Etwas lebhafter ging es am Tisch mit Jugendlichen zu, die diszipliniert einen Geburtstag feierten.
    Dodo Wilbert grüßte freundlich die Anwesenden, wobei ihmzwei der Skatspieler bekannt vorkamen. Er winkte ihnen zu und setzte sich an einen Tisch, der ihm die Sicht zum Kuchentresen ließ.
    Er hatte sein Pfeifenbesteck mitgebracht. Er öffnete es und suchte voller Bedacht eine der Pfeifen aus, stopfte sie und entzündete den Tabak. Er rauchte genüsslich und wartete voller Spannung auf die Bedienung.
    Er legte die Pfeife auf den Ascher und versuchte seine Freude nicht zu deutlich zum Ausdruck zu bringen, als er Heide Heynen sah, die hinter dem Tresen hervorkam, sich näherte und dann vor Überraschung stehen blieb. Sie schlug die Hände über der Brust zusammen. Ihr stieg das Blut ins Gesicht.
    »Herr Wilbert, ich vermutete Sie auf der Autobahn«, sagte sie überrascht.
    »Am Dienstag steuere ich meinen MAN nach Mailand. Am Samstag darf ich dann wieder an meiner Villa basteln«, sagte er, erhob sich und reichte ihr die Hand.
    Sie schnupperte. »Ich mag Männer, die Pfeife rauchen«, antwortete sie.
    Er nahm wieder Platz und griff zur Pfeife.
    »Meine Neugierde siegte. Ich kam zufällig hier vorbei. Ich war auf dem Rundweg durch das Ostdorf und dachte …«
    Sie stand vor ihm, hatte die Hände übereinandergelegt und schaute ihn lächelnd an. In ihr hübsches Gesicht fiel das Licht der Wandlampe. Sie trug einen marineblauen Troyer, der ihr ausgezeichnet zu Gesicht stand. Dazu hatte sie einen ebenfalls blauen, halblangen Faltenrock angezogen, der ihre schlanke Figur zur Geltung brachte.
    »Dieser Tage kam ich an Ihrem Haus vorbei. Da waren Sie, glaube ich, nicht auf der Insel«, sagte sie.
    »Ich hatte eine Tour nach Kaiserslautern und dann nach Köln. Ich muss mein Haus ja noch verdienen«, antwortete er.
    »Verzeihen Sie. Was darf ich Ihnen bringen?«, fragte sie.
    »Ein Kännchen Tee«, sagte er. »Wenn Sie Zeit haben, wäre es schön, wenn Sie sich zu mir setzen würden.«
    »Das geht leider nicht«, antwortete sie. »Meine Mutter hat nochBesuch. Die Friseuse ist bei ihr. Mein Vater sitzt dort in der Skatrunde.« Sie nickte ihm zu und schritt davon.
    Die Jugendlichen beendeten ihre Feier. Ein junger Mann bezahlte. Sie verließen das Café. Der Skattisch bestellte eine Runde Bier. Einige Jogger betraten keuchend das Café und setzten sich an einen Tisch. Heide Heynen fragte nach ihren Wünschen. Auch sie bestellten Bier.
    Um diese Jahreszeit beschäftigten die Heynes kein Bedienungspersonal. Frau Heynen versah gerne während der ruhigen Zeit den Dienst am Tresen, denn es waren meistens Bekannte, die bei einem Tee und Klönschnack Ablenkung vom eintönigen Alltag suchten.
    Heide brachte die Biere an den Stammtisch. Dodo Wilbert bemerkte, wie sie mit ihrem Vater sprach, der, wie er glaubte, sich unbemerkt nach ihm umdrehte. Dann brachte sie ihm den Tee. Sie servierte ihn mit Sahne und Kluntje und stellte das Kännchen auf ein Stövchen.
    »Der Tee kann noch zwei oder drei Minuten ziehen«, sagte sie. »Soll ich Ihnen die Lesemappen bringen?«
    »Nein, danke. Es macht mir Spaß, Menschen um mich zu haben und einfach zu dösen«, sagte Dodo Wilbert.
    Sie blickte ihn aufgeräumt an und verließ den Tisch.
    Er schaute hinter ihr her. Ihr Gang war grazil. Sie war weder arrogant, noch hatte sie Flausen im Kopf. Und was ihn noch mehr interessierte, sie hatte keinen festen Freund, dem er ins Gehege kam. Zudem schloss er aus ihrem Verhalten, dass sie ihn zumindest ebenfalls sympathisch fand. Er glaubte, ihre Herzlichkeit zu spüren.
    Dodo Wilbert war gelernter Maurer und Stuckateur. Er fuhr einen Sattelschlepper, beladen mit Büromaschinen, deren Wert in die Hunderttausende ging. Er hatte keine Minderwertigkeitskomplexe und bewunderte Heide Heynen, weil sie als Insulanerin den weiten und umständlichen Weg zum Studium gefunden hatte.
    Dodo reinigte seine Pfeife, wählte eine
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