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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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mit Ihrem Motorboot nach Norderney. Anschließend benutzten Sie den Wagen Ihrer Frau. Sie hielten mit ihr telefonischen Kontakt. Sie luden sie unter einem Vorwand auf Ihr Boot ein. Sie tranken mit ihr Sekt und töteten sie dann.«
    »Hören Sie auf!«, schrie Spatfeld. Sein Gesicht war kreidebleich.
    »Sie schipperten mit Ihrem Boot zum Ostzipfel der Insel und versenkten sie dort im Wasser«, sagte Ailts. »Sie hatten vorgesorgt. Sie beschwerten den Leichnam Ihrer Gattin mit Pflastersteinen und einem Amboss. Damit wäre Ihnen fast ein perfekter Mord gelungen, wenn nicht – was Sie nicht wissen konnten – ein Fischer sein Fernglas auf Ihr Schiff gerichtet hätte, während Sie Ihr Teufelswerk verrichteten.«
    Spatfeld lachte schrill. »Das ist doch lächerlich! Draußen um die Ecke befindet sich der Amboss. Er ist ein Geschenk meines Nachbarn.«
    »Nein, das ist er nicht, das ist der Amboss, den Sie in Esens bei Frau Ubben gekauft haben«, sagte Meyers.
    Albert Spatfeld setzte sich auf den Stuhl, der vor dem Gemälde stand. Er legte den Pinsel ab.
    »Das stimmt nicht! Das können Sie doch nicht so einfach behaupten«, sagte er.
    »Sie verkauften Ihr Motorboot weit unter Preis an den Norder Kinderarzt Dr. Hellmer. Wir haben uns an Bord umgesehen und Spuren des Verpackungsmaterials gefunden«, sagte Ailts.
    »Hören Sie auf!«, brüllte der Maler.
    »Wir fanden Schweißtropfen auf dem Segeltuch, in das Sie Ihre tote Gattin gewickelt haben, und Haarreste von Ihnen auf dem Boot. Eine DNA-Analyse wird Sie überführen«, meinte der Staatsanwalt.
    Meyers holte ein Wattestäbchen aus seiner Aktentasche.
    »Bitte, kommen wir zur Sache. Benetzen Sie den Wattebausch mit Ihrem Speichel«, fuhr er fort und reichte es dem Maler.
    Albert Spatfeld zögerte. Sein gut aussehendes Gesicht wirkte fratzenhaft. Seine Augen glänzten und gingen unruhig hin und her.
    »Nun? Worauf warten Sie?«, fragte der Staatsanwalt.
    Spatfeld steckte das Stäbchen in den Mund und bewegte es nach allen Seiten. Er nahm es heraus und reichte es Meyers.
    »Herr Spatfeld, Sie erleichtern Ihre Situation, wenn Sie den Mord an Ihrer Frau gestehen«, sagte Meyers und packte die Speichelprobe in seine Aktentasche.
    »Ich gestehe nichts und möchte vorher mit meinem Anwalt sprechen. Er war mein Klassenkamerad. Es ist Dr. Wolfgang Holzer. Er hat seine Praxis in Düsseldorf.«
    »Wir werden Ihnen gleich Gelegenheit geben, ihn anzurufen«, sagte der Staatsanwalt. »Ihre Frau war sehr wohlhabend. Das Motiv für diese Tat entsprang mit großer Wahrscheinlichkeit Ihrer Habgier.«
    Das Gesicht des Malers war aschfahl. Spatfeld fasste sich mit beiden Händen an den Kopf und sprang wütend auf.
    »Keine Dummheiten, der Herr«, sagte ein Polizist und drückte den Maler auf den Stuhl.
    Im Atelier war es für einen Moment so still, dass man den Wind hörte, der draußen durch die hohen Buchen fuhr.
    »Ihr hochnäsiges Gerede ist unverantwortlich«, schrie der Maler.
    »Legen Sie Herrn Spatfeld Handschellen an«, befahl der Staatsanwalt. »Hier ist der vom Amtsrichter unterschriebene Haftbefehl.« Plewnia zeigte dem Maler das Dokument. »Die Herren Ailts undMeyers werden in Begleitung weiterer Beamten mit Ihnen Ihre Wohnung aufsuchen und eine Telefonverbindung zu Ihrem Anwalt herstellen. Es ist nur ein die Festnahme bezügliches Gespräch gestattet. Anschließend packen die Herren für Sie eine Tasche mit dem Nötigsten für einen Aufenthalt in der Untersuchungshaft. Ihr Sohn wird benachrichtigt und der Obhut des Jugendamtes unterstellt.«
    Albert Spatfeld begann zu weinen. Es war anzunehmen, dass es nicht die Reue war, die ihm die Tränen in die Augen trieb.
    Plewnia betrachtete das große Gemälde des Mannes und glaubte, den kalten Todesblick in den Augen der Wölfe zu entdecken, die von den Steinen der stürzenden Mauer daran gehindert wurden, das Reh zu reißen. Er nickte. Außer Zweifel, der Mann verstand seine Kunst.
    Sie verließen das Atelier. Ailts verschloss die Tür und steckte den Schlüssel ein.
    Noch immer war die Straße leer. Der Staatsanwalt sah auch keine neugierigen Nachbarn. Er stellte sich in die Sonne, bis Ailts, Meyers und die Polizisten mit Albert Spatfeld das Haus verließen. Die Hände des Malers steckten in Handschellen. Er trug eine Sommerjacke. Sein Gesicht wirkte abweisend. Von ihm ging eine spürbare Kälte aus. Spatfeld würdigte den Staatsanwalt keines Blickes.
    »Er hat mit seinem Anwalt gesprochen«, sagte Meyers.
    Plewnia wandte sich an den
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