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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss
Autoren: Markolf Hoffmann
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Ascolar Suant und Stanthimor Imer haben sich bereits in der vergangenen Woche in ihre Fürstentümer abgesetzt.« »Noch ist nichts verloren«, versprach Jundala Geneder. »Scorutar und Binhipar wiegen sich in Sicherheit, doch das Bündnis mit Arphat wird ihre Pläne durchkreuzen. Wartet nur, bald wird der Wind sich drehen.« Sie schien sich ihrer Sache sicher zu sein. Ihre Finger umschlossen die Fürstenkette, die sie um den Hals trug: die Kette mit dem ganatischen Luchs, der zum Sprung ansetzte.
    Bars Balicor trug seine Robe mit sichtbarem Stolz. Immer wieder strich seine Hand über den weißen Stoff, glättete die Falten des grünen Saumes, rückte den Kragen zurecht. »Ihr versteht mich falsch, edle Fürsten«, säuselte er mit honigsüßer Stimme. »Selbstverständlich bin ich dem Orden der Weißen und der Schwarzen Klippen zu großem Dank verpflichtet. Er hat den heiligen Tempel vor dem Untergang bewahrt und die gottlosen Weißstirne aus Thax vertrieben. Doch das ändert nichts daran, dass die Kirche in großer Gefahr ist.«
    Die Fürsten hatten Bars Balicor in einem Turmzimmer im Südflügel Thakstels empfangen. Es war ein karger Raum; kein Stuhl lud den Hohepriester ein, sich niederzulassen, kein Diener stand bereit, ihm den Mantel abzunehmen. Auch in den Gesichtern seiner Gastgeber erkannte Balicor, dass er alles andere als willkommen war. Der Fürst von Palidon, Binhipar Nihirdi, bedachte ihn mit Furcht erregenden Blicken, und Fürst Scorutar, der am Fenster des Turmzimmers stand, rümpfte immer wieder verächtlich die Nase, während der Hohepriester sprach.
    »Unsere Lage ist ernst«, fuhr Balicor fort. »Noch immer ist der Brennende Berg in der Hand des Ketzers Nhordukael. Er wird von zahlreichen Priestern und Kuratoren unterstützt. Die Folgen sind Euch bekannt, hohe Herren - Tumult und Aufstand.« Er blickte Fürst Binhipar beschwörend an. »Wann wird der Silberne Kreis mich endlich als wahren und einzigen Hohepriester anerkennen? Seit Wochen hüllen die Fürsten sich in Schweigen.« »Wenn Ihr meint, dass der Silberne Kreis sich in diese Angelegenheit einmischen wird, so hofft Ihr vergebens«, antwortete Binhipar. »Die Klippenritter haben den Tempel befreit, um Ruhe in Thax zu schaffen, nicht um Euch in den Sattel zu helfen.«
    Balicor schüttelte bedauernd den Kopf. »Dann wird der Aufstand der Weißstirne bald auch Eure Fürstentümer erreichen. Sithar wird nicht zur Ruhe kommen, solange der Ketzer am Leben ist.«
    Scorutar löste sich vom Fenster. »Was verlangt Ihr von uns, Balicor? Sollen wir ein Heer nach Arnos schicken und den Brennenden Berg belagern? Sollen wir alle aufständischen Tempel im Reich besetzen und einen Krieg im eigenen Reich führen?«
    »Ich verlange nichts weiter, als dass der Silberne Kreis Stellung bezieht«, sagte der Hohepriester. »Auch Euch sollte daran gelegen sein, die Spaltung der Kirche zu beenden. Schließlich hat das Reich zurzeit andere Probleme, oder irre ich?«
    »Eines davon ist Troublinien«, knurrte Binhipar. »Der Gildenrat spielt seit einigen Kalendern ein falsches Spiel mit uns.« Er starrte den Hohepriester lauernd an. »Es heißt, Ihr stündet im engen Kontakt mit dem Rat!« Balicor lächelte. »Die Troublinier sind gottesfürchtige Leute, die keinen Augenblick zögerten, mich als Hohepriester anzuerkennen.«
    »Habt Ihr den Gildenrat nach dem Schicksal des Prinzen befragt, wie ich Euch befahl?«, erkundigte sich Binhipar zornig.
    »Selbstverständlich«, säuselte Balicor. »Der Gildenrat ist über die Ereignisse in Sithar äußerst besorgt. Er will auf jeden Fall vermeiden, dass Prinz Uliman in Gefahr gerät. In Taruba, so schrieben mir die Gildenräte, ist Uliman in Sicherheit.«
    »Sie wagen es, sich unserem Befehl zu widersetzen?«, schrie Binhipar.
    Bars Balicor hob beschwichtigend die Hände. »Es wäre denkbar, dass der Gildenrat den Jungen der Obhut der Kirche anvertraut, wenn ich ihn darum bitte. Troublinien wird sich dem Wunsch ihres Hohepriesters gewiss beugen.« Er seufzte. »Doch solange mein Amt umstritten ist …«
    »Erspart uns Eure Tränen«, zischte Fürst Scorutar. »Was verlangt Ihr, Balicor?«
    Forsch baute sich Bars Balicor vor den Fürsten auf. »Bestätigt mich als alleinigen Hohepriester und sprecht den Bann über den Ketzer Nhordukael. Zudem müsst Ihr der Kirche einen Sitz im Thronrat einräumen, so wie es unter Kaiser Torsunt üblich war. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, wird Uliman wohlbehalten in Thax
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