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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss
Autoren: Markolf Hoffmann
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(Morthyl)
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    Troublinien
35 - Taruba,
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36 - Oublin
37 - Torquiat
38 – larac

PROLOG
    Dünne Nebelschleier. Eiskalter Windhauch; leise pfiff er über die Menschenmenge hinweg und brach sich an den steinernen Hauswänden Larambroges.
    Sonst aber herrschte Stille auf dem großen Platz. Nur wenige waren dem Aufruf gefolgt und zur Garnison geeilt, um den Einzug der Goldei mit anzusehen. Ein-, zweihundert waren es wohl, die anderen verkrochen sich in ihren Häusern, taten so, als wäre nichts geschehen in Kathyga; oder sie waren geflohen mit Frau und Kind und all jenem, was sie zu verlieren fürchteten. Dicht drängten sie sich auf der fest getretenen Erde. In tiefen Furchen stand der Regen der vergangenen Tage. Das Himmelsgrau spiegelte sich darin und auch das eine oder andere Gesicht, verzerrt, reglos. Händler und Handwerker, Bauern und Bettler; manche in Lumpen gehüllt, die Gesichter gegerbt vom Wetter und der harten Arbeit, andere in dicken Mänteln, die Kapuzen über die Köpfe geschlagen - nicht wegen der Kälte, sondern um ihre Gesichter zu verbergen. Sie standen dicht beisammen und starrten regungslos auf das Tor der Garnison, ein Gebäude aus grauem Steinwerk. Das Tor war aus Eichenholz, eingefärbt mit schwarzem Harz. Hier hatten gestern noch die Wahrzeichen Kathygas gehangen: das Schwert und die Peitsche aus Silber. Doch Schwert und Peitsche waren verschwunden über Nacht, und nur die eisernen Haken, mit denen sie am Tor befestigt gewesen waren, erinnerten an die Insignien des großen, des gefürchteten kathygischen Volkes.
    Wie ein Sturm waren sie über Kathyga gekommen. Niemand hatte sie erwartet, hatte man doch zuvor kaum um ihre Existenz gewußt. Es hatte nur Gerüchte gegeben, merkwürdige Geschichten, erzählt von Seeleuten, denen man ohnehin keinen Glauben schenkte, die alles Mögliche erzählten, wenn sie genügend Schnaps im Blut hatten. Mit ungläubigem Gesicht hatte man ihnen gelauscht, als sie von den Goldei berichtet hatten: von goldenen Schiffen, die an den westlichen Küsten gesichtet wurden; von seltsamen Klängen, die der Wind über das Wasser trug; von der geheimnisvollen Besatzung, die niemand je gesehen hatte. Abstruse Geschichten, Lügenmärchen, Seemannsgarn. Keiner hatte auch nur ein Wort geglaubt.
    Doch dann hatte man von der Eroberung der Insel Bilmephal gehört. Urplötzlich waren die goldenen Schiffe am Horizont erschienen, ohne jede Vorwarnung. Die Inselflotte des Reiches Candacar eingekreist, die Mächtigen verzweifelt. Ein aussichtsloser Gegenangriff hatte Hunderten den Tod gebracht, und die Zauberer der SolcataLoge, von denen man sich letzte Rettung versprochen hatte, hatten versagt. Zwar hatten sie den Zauber des Tobenden Meeres gewirkt, der das Wasser belebt, der die Wellen zu rasenden Ungeheuern gemacht hatte, der die Schiffe der unheimlichen Fremden hatte zerschellen und ihre Leiber zermalmen sollen. Doch dieser Zauber war ihr Untergang gewesen; die Sphäre war erzittert unter einem vernichtenden Sturm, und tot waren die Zauberer zusammengebrochen, mit Blut auf den Lippen. Dies war die Antwort der Goldei gewesen!
    Die Nachricht von Bilmephals Fall hatte sich in Windeseile verbreitet. Panik hatte um sich gegriffen, Angst vor dem fremdartigen Feind. Hastig hatte der König von Candacar versucht, ein Bündnis mit seinen Nachbarn zu schließen, um die Eindringlinge zurückzuschlagen. Doch zu spät, zu spät. Nur wenige Wochen später waren die Goldei über die Inseln Stirging und Nordenden hergefallen. Dann hatten sie Candacar überrannt, und kurz darauf waren ihre Schiffe an den Küsten von Gyr gelandet.
    Die mächtigen Königreiche des Nordens erzitterten. Lähmende Angst überall!
    Nun waren sie auch nach Kathyga gekommen. Keiner hatte geglaubt, dass es so weit kommen würde. Man hatte auf das starke kathygische Heer vertraut, das so viele Siege errungen hatte. Ihm, so hatte man gehofft, würden die Goldei unterliegen. Doch es hatte keine Schlacht gegeben. Der König hatte den Goldei das Land kampflos überlassen.
    Sie hatten ein Holzpodest errichtet. Etwa hundert Goldei umringten es, schwer gerüstet und bewaffnet. Eine lächerliche Anzahl, so mochte es manchem durch den Kopf schießen, bis er sich daran erinnerte, dass tausende von ihnen unweit von Larambroge bereitstanden.
    Ihr bloßer Anblick rief Furcht hervor - menschenähnlich nur in jenem Sinn, da sie aufrecht gingen, Arme und Beine besaßen; ansonsten aber waren
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