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Nashira

Nashira

Titel: Nashira
Autoren: L Troisi
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blieb im Hof zurück und stand noch einen Moment regungslos da, während ihr der Schweiß am Körper zu trocken begann. Doch ihre gute Laune verflog augenblicklich, als sie sich umblickte und ihr wieder einfiel, was gerade geschehen war. Die Sklaven waren alle fort, und auch von dem leblosen Körper des Femtiten war keine Spur mehr zu entdecken.

    »All dieses Wasser zu verschwenden ... bei dieser Trockenheit«, beschwerte sich Kolya, während sie die gefüllte Wanne wieder aus dem Raum zurücktragen ließ. Anders als gewöhnlich, hatte die junge Gräfin heute vor dem Abendessen keine Zeit mehr, ein wohlriechendes Bad zu nehmen. Sie hatte dem Drängen der Dienerin widerstanden und sich nur ein wenig Wasser aus dem Krug über den Körper fließen lassen.
    »Du kannst dich ja bei meinem Vater beschweren«, sagte sie, während sie sich die nassen Haare kämmte und, obwohl es wehtat, heftig an einer Strähne zog.
    »Hört auf, hört auf! Wollt Ihr Euch die Haare ausreißen? Außerdem ist das meine Aufgabe«, ging Kolya dazwischen. Schon seit ihrer Kindheit diente sie im Hause des Grafen. Sie war wohl noch keine vierzig Jahre alt, sah aber sehr viel älter aus. Mit den Runzeln um Mund und Augen und den fast
vollständig schwarzen Haaren wirkte sie fast schon wie eine alte Frau. Allerdings hatten die Femtiten auch eine kürzere Lebenserwartung als ihre Herren, auch wenn die Lebensbedingungen derer, die in den Palästen wohlhabender Familien dienten, weitaus erträglicher waren als die der Feld- oder Minenarbeiter.
    Die Dienerin wollte zur Bürste greifen, doch Talitha winkte ab. »Lass, dafür haben wir keine Zeit. Geh lieber meine Sachen packen.«
    »Was ist denn los? So eine schlechte Laune heute«, murrte Kolya, während sie sich abwandte, um den Raum zu verlassen.
    Talitha antwortete nicht und band, ohne viel Mühe darauf zu verwenden, ihre Haare im Nacken zusammen. Trotz der Vorfreude auf die Reise wollte ihr die Szene nicht aus dem Kopf gehen, die sie gerade im Hof hatte miterleben müssen. Aber es war kein Wunder, dass solche Dinge geschahen. Megassa kannte keine Gnade. Mit niemandem.
    Ihr Blick verharrte auf ihrem entblößten, durchtrainierten Körper, den ihr der große, in einer Ecke des Raumes aufgestellte Spiegel in allen Einzelheiten zeigte. Sie betrachtete ihre schlanken Armmuskeln, die sich unter der glatten Haut spannten, den gut sichtbaren Verlauf der Sehnen, die wohlgeformten Beine. Sie mochte ihren fast androgynen Körper, und sie legte die Hände auf die Brüste und presste sie platt. Wären da nicht die breiteren Hüften gewesen, hätte man sie durchaus für einen Jungen halten können. Obwohl die Garde auch Frauen offenstand, war ihr bewusst, anders als ihre männlichen Kameraden zu sein, und sie hasste es, wenn sie deren körperliche Überlegenheit spürte.
    Sie drehte sich zur Seite und hielt die Luft an. Mit kritischem
Blick betrachtete sie ihren Bauch und freute sich über den Anblick: Aus dieser Perspektive war er geradezu perfekt, wirklich tadellos flach. Doch natürlich täuschte sie sich. Denn als sie Luft holen musste, wölbte sich ihr Unterleib und die Rundungen ihres Bauches wurden sichtbar.
    Verdammte Muskeln, warum lasst ihr euch so lange bitten?, dachte sie wütend. Sie wollte schlank und wendig sein, stark und reaktionsschnell, wollte einen Körper, der nur für den Kampf geschaffen war, und diese weiblichen Kurven waren da einfach nur hinderlich. Sie konnte es sich selbst nicht so genau erklären, aber sie hatte das Gefühl, mit einem schlanken, fast zierlichen Körper vielleicht besser zwischen den Stäben des Käfigs hindurchschlüpfen zu können, den ihr Vater um sie herum errichtet hatte.
    Sie schüttelte den Kopf und wandte ihren Blick dem Kleid zu, das schon auf dem Bett lag. Obwohl es sich um ein Reisekleid handelte, ohne den ganzen Flitter, den sie bei offiziellen Anlässen tragen musste, war es doch kunstvoll genäht, mit einem Mieder voller Bänder und Schnüre, und von einer zart orangenen Farbe, die sie unerträglich affektiert fand.
    Sie rief nach Kolya. Einen möglichen Wutausbruch ihrer Herrin fürchtend, erschien die Femtitin sofort auf der Schwelle.
    »Hilf mir bitte«, sagte Talitha, um eine sanfte Stimme bemüht, so als wolle sie die Dienerin auf ihre Seite ziehen.
    »Ja, natürlich«, antwortete Kolya und lächelte nachgiebig. Sie half der Grafentochter, ein Unterhemd aus zartem, hauchdünnem Musselin überzustreifen, in die Strümpfe zu schlüpfen und dann das
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