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Nashira

Nashira

Titel: Nashira
Autoren: L Troisi
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die Schar der Geister heimsuchte.

ERSTER TEIL

    AUS: MIRAS GABEN
EINFÜHRUNG VON SCHWESTER DENEA
AUS DEM KLOSTER GALATA
     
    Viele glauben, in den Zeiten vor der Großen Kollision habe es auf Nashira reichlich und überall Luft gegeben. Ob dies zutrifft, können wir heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Jene Wesen, Erste genannt, die in diesen glückseligen Zeiten lebten, haben uns keine Aufzeichnungen, keine Chroniken oder andere Zeugnisse ihrer Lebensumstände hinterlassen. Wir wissen aber, dass es, anders als die Ungebildeten glauben, nicht die Luft an sich ist, an der es auf Nashira mangelt, sondern nur jener Bestandteil der Luft, der sich atmen lässt. Seit Jahrtausenden ist Atemluft auf Nashira rar, hauchdünn, flüchtig. Nur durch die wunderbaren Kräfte des Luftkristalls ist es möglich, die kostbare Atemluft, den die Talareth-Bäume unter ihren gewaltigen Kronen produzieren, zu speichern und so uns Talariten das Leben zu ermöglichen. Daher sollen wir unaufhörlich, Tag und Nacht, Mira loben und danken, dass sie uns den Kristall sowie die Talareths geschenkt hat – jener der Hüter, diese die Väter unseres Landes Talaria.

1
    D ie Luft war erfüllt vom Klirren der sich kreuzenden Klingen über der kleinen Kampfbahn, auf der sich zwei gleich gekleidete Kontrahenten gegenüberstanden: Sie trugen braune Lederwesten und Hosen aus rauem Stoff, die über den Oberschenkeln und den Schienbeinen mit Lederstreifen verstärkt waren und in schwarzen Stiefeln steckten. Handschuhe aus ebenfalls dickem Leder schützten die Hände, und Helme, deren Visiere die Gesichter vollkommen verbargen, die Köpfe.
    Der eine Kämpfer war klein und zierlich, der andere groß und stattlich, dafür aber nicht so wendig. Der kleinere schien unterlegen, war klar in der Defensive und konnte sich nur mit Mühe des Gegners erwehren, der mit weit ausholenden Schwüngen flach über dem Erdboden pausenlos angriff.
    Weiter und weiter wich der Kleinere zurück und schaffte es nicht, sich aus der Abwehr zu befreien, bis er fast mit dem Rücken an der Wand stand. Es war nur ein Augenblick, ein kurzes Zurückziehen des Kopfes von Seiten des Größeren, weil ihn ein Sonnenstrahl geblendet hatte, und schon nutzte der andere die Ablenkung und ging in den Angriff über. Mit einem Hieb quer von unten nach oben, zielsicher und blitzartig ausgeführt, schlitzte er dem Gegner an der Brust, genau dort, wo dessen Herz schlug, die Lederweste auf und zog weiter bis zum Visier durch. Während der Größere stolperte und aus dem Gleichgewicht kam, war der andere sofort über
ihm und vollendete den Angriff, indem er die freie Hand unter die Breitseite seines Schwertes legte und dessen Spitze genau an die Gurgel des Gegners setzte.
    »Ergebt Euch!«, flüsterte er.
    Lächelnd hob der andere die Hände. Unter dessen aufgesprungenem Visier erkannte man das Gesicht eines vielleicht dreißigjährigen Talariten. Das Braun seiner Haut war für einen Angehörigen seiner Rasse recht hell, die Ohren waren spitz und die Augen von einem dunklen sumpfigen Grün, während der Bart, der ihm auf den kantigen Wangen spross, stoppelig und ungepflegt wirkte.
    »Nicht schlecht. Aber war das Zufall oder Absicht?«, sagte er, während er sich die pflaumenfarbenen Haare glatt strich, die ihm in kleinen Locken an der Stirn klebten.
    Sein Gegenüber trat einen Schritt zurück und nahm den Helm ab. Es war ein Mädchen. In ihrem jugendlich schmalen Gesicht war die kleine und ein wenig nach oben gerichtete Nase von unzähligen Sommersprossen umgeben, und die großen Augen strahlten in einem tiefen Grün. Ihre dunkelbraune Hautfarbe bildete einen heftigen Kontrast zu den feuerroten Haaren. Aus dem Knoten, zu dem sie gerafft waren, hatten sich einige Strähnen gelöst, die ihr nun ins Gesicht und an ihrem langen schmalen Hals hinunterhingen.
    »Absicht natürlich«, antwortete sie, wobei sie auf den Boden zeigte, »der Lichtkegel dort war mir aufgefallen, und ich habe mir ausgerechnet, wohin ich Euch locken müsste, damit Ihr bei Eurer Körpergröße und dem Stand der Sonnen geblendet würdet. Ihr seid nun einmal stärker und erfahrener als ich, da bleibt mir nur die List, um Euch zu besiegen«, schloss sie mit einem frechen Lächeln.
    Ein Lächeln, das ihr Gegenüber erwiderte. »Sehr gut, Talitha.
Ihr habt in letzter Zeit große Fortschritte gemacht. Wirklich nicht schlecht für eine junge Gräfin. Würdet Ihr Euch nur auf allen übrigen Gebieten auch so ins Zeug legen ...«
    Das
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