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140 - Kastell der namenlosen Schrecken

140 - Kastell der namenlosen Schrecken

Titel: 140 - Kastell der namenlosen Schrecken
Autoren: Dämonenkiller
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Kreideweiß blendete der Strahl der großen Lampe auf das grauschwärzliche Mauerwerk des Kellers. Pierre Macholan hustete und fluchte vor sich hin. Ätzende Gerüche hingen schwer zwischen den uralten Quadern des Gewölbes. Der Vorarbeiter im frischgewaschenen Arbeitsanzug, den zerschrammten Plastikhelm auf dem Kopf, blieb stehen und leuchtete Wände und Decken ab.
    „Endlich ein paar Bretter", murmelte er. Rechts von ihm war ein Gewölbeausschnitt von rissigen, schwarzen Brettern ausgefüllt. Breite Balken, die vor Jahrhunderten einmal fest gewesen sein mochten, hielten den Verschlag zusammen. Pierre stellte die Lampe auf einen ebenso morschen Holzbock und vergewisserte sich, daß ihm nichts im Wege stand. Dann holte er mit der schweren Zimmermannsaxt aus.
    Krachend bohrte sich die frisch geschliffene Schneide in das morsche Holz. Breite Fetzen polterten, gefolgt von Wolken dunklen Holzstaubs und altem Dreck, zu Boden. Ein schmaler Spalt Tageslicht zeigte sich.
    „Wird ein schönes Stück Arbeit werden, dieses Castello!" murmelte der Vorarbeiter zwischen den einzelnen Schlägen. Fast mühelos löste sich der Holzverschlag auf. Pierre sah vor sich die Quader und Fugen des wuchtigen Mauerwerks, dahinter das Grün des wuchernden Unkrauts, und schließlich die Ladeschaufel einer Baumaschine. Träge zogen die Wolken aus Staub und Moder ab, und ein erster frischer Luftzug schlug in den Keller.
    Pierre war sicher, daß dieses Haus innen und unter der Erde weitaus geräumiger war, als es von außen schien.
    Seit dem Krieg hatte es leergestanden.
    Und in diesen Gewölben schien seit Jahrhunderten nichts mehr verändert worden zu sein. Die erste Arbeit war gewesen, am Fuß einer Steintreppe eine Mauer aus uralten Ziegeln mit dem Preßlufthammer niederzustemmen. Seltsame Zeichen waren in den bröckelnden und von Mauerschwamm überzogenen Verputz eingeritzt: die Bauarbeiter wollten Kreuze erkannt haben, geschwungene Buchstaben und höchst seltsame Zeichen, die niemand verstand. Dann war Pierre eingedrungen und hatte sich Schritt um Schritt durch die stinkende Dunkelheit vorangetastet.
    Der fünfundvierzigjährige Mann schüttelte sich. Er war alles andere als abergläubisch. Aber seit der erste Lichtstrahl sich schräg durch den dichten Staub gebohrt hatte, kamen ihm seltsame Gedanken. Ihm war, als würden ihn aus den meterdicken Wänden die Augen von Gestorbenen anstarren.
    Er fühlte, als ob er die jahrhundertelange Stille schändete.
    Pierre nahm sich zusammen, schob sich durch den schießschartenartigen Durchgang und schrie nach draußen: „He! Hört mich einer?"
    Keine Antwort. Im Gelände des verwilderten Gartens dröhnten die ersten, nagelnden Zündungen eines schweren Dieselmotors auf.
    „Gaston! Eric! Hier stecke ich! Holt den verdammten Gärtner!" schrie er und hustete würgend, als er eine Wolke aus Mauerstaub und dem pestilenzartigen Geruch des Mauersalpeters in die Lungen bekam. Er sah ein Paar Stiefel, die durch die Büsche, Ranken und Brennesseln stapften.
    „Schreist du so, Pierre?" krächzte der algerische Gastarbeiter.
    „Wer sonst. Ali, hole den Gärtner."
    „Was soll er machen? Gärtner hinter dem Haus. Andere Baustelle."
    „Du holen Gärtner, compris!" brüllte Pierre. „Gärtner soll abhacken Gestrüpp. Dann du holen Stromkabel und Lampen. Klar?"
    Ali nickte und war sichtlich froh, als er im Zurückstolpern antwortete:
    „Verstanden, Patron. Stinkt merdemäßig. Gärtner kommt gleich. Ich ihn holen."
    „Aber dann schnell, ja?"
    Der Hilfsarbeiter schob sich durchs Gestrüpp davon. Pierre kroch zurück und registrierte dabei, daß die Fundamentmauern des langgestreckten Kastells mehr als eineinhalb Meter dick sein mußten; wenigstens an dieser Stelle erreichten sie diese Stärke. Das Tageslicht und die leidlich frische Luft hatten vorübergehend die Empfindungen der schwer zu benennenden Ängste verscheucht.
    Und sie wurden stärker und drohender. Jetzt kamen sie bei jedem Schritt zurück.
    Das grelle Licht des Handscheinwerfers nützte nichts. Das Mauerwerk schluckte die Helligkeit. Pierre schüttelte sich und setzte Fuß vor Fuß. Der letzte Rest Tageslicht blieb hinter ihm zurück. Undeutlich hörte er eine Vielzahl von bekannten Geräuschen. Schwere Motoren, das kreischende Geräusch von Motorsägen, klirrendes Hämmern von Preßluftgeräten, Stimmen, einen Fluch und das Rattern der schweren Motorsense, die der gewaltigen Mengen von Wildwuchs Herr zu werden versuchte. Jedes dieser Geräusche
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