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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen
Autoren: authors_sort
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da. Dann habe ich angefangen, mich für die Musik zu begeistern, und damit mehr Zeit verbracht als mit ihr. Sie flippte vollkommen aus, bedrohte mich und sich selbst. Da habe ich mich von ihr zurückgezogen.
    Nicht viel später, als die Jungs und ich uns schon zusammengefunden hatten und um den großen Durchbruch kämpften, tauchte sie wieder auf. Wir sind damals in Spelunken aufgetreten und haben nur das Nötigste verdient. Vielleicht habe ich mich wieder mit ihr eingelassen, weil sie jemand war, der mich kannte und den ich kannte. Hauptsächlich aber, weil ich damals ein richtiges Arschloch war.«
    Bev schnüffelte und lächelte verkrampft. »Du bist immer noch ein richtiges Arschloch.«
    »Hmm. Wir waren jedenfalls fast ein Jahr lang wieder zusammen, bis sie sich gegen Ende immer schlimmer aufführte. Sie versuchte, Unfrieden zwischen mir und den Jungs zu stiften, störte die Proben, machte Szenen. Einmal kam sie sogar in den Klub und bedrohte eins der Mädchen im Publikum. Hinterher hat sie immer geweint und mich angebettelt, ihr zu vergeben. Es kam dann soweit, dass ich nicht mehr sagen konnte, okay, schon gut, vergiss es. Sie sagte, wenn ich mit ihr Schluss machte, würde sie sich umbringen. Wir hatten uns gerade mit Pete zusammengetan und ein paar Auftritte in Frankreich und Deutschland gehabt, und er arbeitete unseren ersten Plattenvertrag aus. Wir haben London verlassen, und ich habe sie aus meinem Gedächtnis gestrichen. Ich wusste nicht, dass sie schwanger war, Bev, ich hatte die letzten drei Jahre keinen Gedanken mehr an sie verschwendet. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte...« Er verstummte und dachte an das Kind im Nebenzimmer, mit dem schiefen Zähnchen und dem kleinen Grübchen. »Ich weiß nicht, was ich tun würde.«
    Bev zog die Knie an und lehnte sich darauf. Als praktisch veranlagte junge Frau aus stabilen Familienverhältnissen fiel es ihr schwer, Kummer und Armut zu verstehen, obwohl genau diese Dinge in Brians Vergangenheit sie zu ihm hingezogen hatten.
    »Die Frage ist wohl eher, was du jetzt tun sollst.«
    »Ich habe schon etwas getan.« Er drückte seine Zigarette in einer Porzellanschale aus dem neunzehnten Jahrhundert aus, doch Bev machte sich nicht die Mühe, ihn darauf hinzuweisen.
    »Was hast du getan, Bri?«
    »Ich habe Emma zu mir genommen. Sie ist meine Tochter, und sie wird bei mir leben.«
    »Ich verstehe.« Bev griff nach einer Zigarette. Seit sie schwanger war, hatte sie ihren gelegentlichen Alkohol- und Drogenkonsum aufgegeben, aber das Rauchen war eine hartnäckigere Angewohnheit. »Meinst du nicht, wir sollten darüber reden? Soweit mir bekannt ist, heiraten wir in ein paar Tagen.«
    »Und ob!« Er fasste sie bei den Schultern und schüttelte sie leicht, voller Angst, dass sie sich, wie so viele andere, von ihm abwenden würde. »Verdammt noch mal, Bev, ich wollte ja mit dir reden, aber ich konnte einfach nicht.« Als er sie losließ, sprang sie auf und versetzte den Musterbüchern einen Tritt. »Ich bin nur in diese schmierige, stinkende Bude gegangen, um Jane zu zwingen, uns in Ruhe zu lassen. Sie war genau wie früher, eine Minute hat sie gekreischt, dann wieder gebettelt. Sie sagte, Emma sei im Schlafzimmer, aber da war sie nicht.« Er bedeckte die Augen mit den Händen. »Bev, das Kind hat sich wie ein verängstigtes Tier unter der Spüle verkrochen.«
    »O Gott.« Bevs Kopf sank auf die Knie.
    »Jane wollte sie schlagen - sie wollte dieses kleine, zierliche Püppchen schlagen, nur weil es Angst hatte. Als ich sie sah... Bev, bitte sieh mich an. Als ich sie sah, dachte ich, ich sehe mich selber. Verstehst du das?«
    »Ich versuch's ja.« Sie schüttelte den Kopf, kämpfte immer noch mit den Tränen. »Nein, lieber nicht. Ich will, dass alles wieder so ist wie heute morgen, als du weggegangen bist.«
    »Meinst du, ich hätte sie einfach dalassen sollen?«
    »Nein. Doch.« Sie drückte die Fäuste an die Schläfen. »Ich weiß es nicht. Wir hätten darüber sprechen sollen, wir hätten schon eine Lösung gefunden.«
    Er kniete sich neben sie und nahm ihre Hände in die seinen. »Ich wollte eigentlich gehen, etwas durch die Gegend fahren und dann nach Hause kommen und mit dir reden. Jane sagte, sie bringt sich um.«
    »Ach, Bri.«
    »Damit wäre ich noch fertig geworden. Ich war wütend genug, um sie noch dazu anzustacheln. Aber dann hat sie gesagt, dass sie Emma auch umbringen würde.«
    Bev legte eine Hand auf ihren Bauch, über das Kind, das in ihr wuchs und für
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