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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen
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sie bereits wundervolle Wirklichkeit war.
    »Nein. Nein, das kann sie nicht so gemeint haben.«
    »Sie hat.« Sein Griff verstärkte sich. »Ich weiß nicht, ob sie es wirklich getan hätte, aber in dem Moment war es ihr ernst. Ich konnte Emma nicht dort lassen, Bev. Ich hätte auch ein fremdes Kind nicht dort lassen können.«
    »Nein.« Sie löste ihre Hände, um sein Gesicht zu streicheln. Ihr Brian, dachte sie, ihr lieber, süßer Brian. »Nein, das hättest du nicht. Wie hast du Jane dazu bekommen, Emma gehen zu lassen?«
    »Sie war einverstanden«, entgegnete Brian kurz. »Pete hat die entsprechenden Dokumente aufgesetzt, damit ist alles legal.«
    »Bri.« Ihre Hand lag an seiner Wange. Sie mochte verliebt sein, aber sie war nicht blind. »Wie?«
    »Ich habe ihr einen Scheck über hunderttausend Pfund ausgestellt. Weiterhin bekommt sie jedes Jahr fünfundzwanzigtausend Pfund, bis Emma einundzwanzig ist.«
    Bev ließ die Hand fallen. »Himmel, Brian, du hast das Mädchen gekauft?«
    »Du kannst nicht kaufen, was dir bereits gehört.« Er spie die Worte beinahe aus; sie gaben ihm das Gefühl, am ganzen Körper schmutzig zu sein. »Ich habe Jane genug Geld gegeben, um sicherzugehen, dass sie sich von Emma und uns fernhält.« Seine Hand legte sich auf ihren Bauch. »Und von unserem Kind. Hör zu, die Presse wird sich auf die Geschichte stürzen, und das wird nicht immer leicht. Ich bitte dich, bleib bei mir und steh das mit mir durch. Gib Emma eine Chance.«
    »Wo sollte ich wohl hingehen?«
    »Bev...«
    Sie schüttelte den Kopf. Zwar würde sie bei ihm bleiben, aber sie brauchte etwas Zeit. »In der letzten Zeit habe ich einiges über das Thema gelesen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass man ein Kleinkind nicht so lange allein lassen sollte.«
    »Stimmt. Ich gehe mal nachsehen.«
    »Wir gehen beide nachsehen.«
    Sie saß immer noch auf dem Sofa, die Arme fest um Charlie geschlungen. Der Lärm aus dem Fernseher störte sie offenbar nicht im Schlaf. Als Bev die Tränenspuren auf ihren Wangen bemerkte, wurde ihr Herz weich.
    »Ich glaube, die Dekorateure sollten sich schleunigst um ein Schlafzimmer oben kümmern.«
    Emma lag zwischen frischen, weichen Laken im Bett und kniff krampfhaft die Augen zusammen. Sie wusste, wenn sie sie öffnen würde, wäre es dunkel. Und in der Dunkelheit hielten sich Dinge verborgen.
    Sie hielt Charlie eisern am Hals fest und lauschte. Manchmal machten die Dinge zischende Geräusche.
    Jetzt konnte sie sie nicht mehr hören, aber sie waren da, das wusste sie. Warteten, dass sie die Augen aufmachte. Ein Schluchzen entfuhr ihr, und sie biss sich auf die Lippen. Mama wurde immer böse, wenn sie nachts weinte. Mama würde kommen, sie rütteln und sie ein dummes Baby nennen. Die Dinge würden unter das Bett und in die Ecken huschen, solange Mama da war.
    Emma vergrub das Gesicht in Charlies vertrautem, übelriechendem Fell.
    Ihr fiel ein, dass sie in einem anderen Haus war. Dem Haus, in dem der Mann von den Fotos wohnte. Etwas von der Angst verwandelte sich in Neugier. Er hatte gesagt, sie könne ihn Papa nennen. Komischer Name. Mit geschlossenen Augen probierte sie es aus, murmelte den Namen wie eine Beschwörung in die Dunkelheit.
    Zusammen mit der dunkelhaarigen Frau hatten sie in der Küche Fisch und Chips gegessen. Musik hatte gespielt. In dem Haus spielte anscheinend ständig Musik. Immer, wenn der Papa-Mann etwas sagte, klang es wie Musik.
    Die Frau hatte traurig ausgesehen, sogar wenn sie lächelte. Ob sie wohl nur wartete, bis sie mit ihr allein war, um sie dann zu schlagen?
    Der neue Papa hatte sie gebadet. Emma erinnerte sich an seinen hilflosen Gesichtsausdruck, aber er hatte sie weder gezwickt noch ihr Seife in die Augen gerieben. Er hatte sie nach den blauen Flecken gefragt, und sie hatte gesagt, was ihre Mama ihr für diesen Fall befohlen hatte. Sie war ungeschickt. Sie war hingefallen.
    Da hatte sie Ärger in seinen Augen aufsteigen sehen, aber er hatte ihr keinen Klaps versetzt.
    Dann hatte er ihr ein T-Shirt gebracht, und sie musste kichern, weil es ihr bis auf die Füße reichte.
    Die Frau war mitgekommen, als er sie ins Bett brachte. Sie hatte auf der Bettkante gesessen und gelacht, während er eine Geschichte von Schlössern und Prinzessinnen erzählte.
    Aber als sie erwachte, waren beide fort. Sie waren fort, und es war dunkel. Sie hatte Angst. Angst, die Dinge würden sie erwischen. Sie hatten riesige Zähne. Sie würden sie beißen, sie fressen. Ihre Mama würde
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