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Nackte Angst

Nackte Angst

Titel: Nackte Angst
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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übertrieben.“
    „Äh, was zum Beispiel?“ hakte John Tregony mit bitterem Hohn ein.
    „Nun Boy, ich denke da an vielen Versionen, mit denen die Leutchen das plötzlich auftauchen des Haies und dessen gräßliche Taten so drastisch schildern. Danach taucht der Kerl aus dem Nichts auf, tötet kaltblütig und verschwindet sofort wieder ins Nichts. Dieses — und da mußt du mir beipflichten, ist doch unglaublich."
    „Zugegeben, Randy, das ist Quatsch. Aber das andere .... Also stimmt es, daß bereits zwei Männer einer anderen Gang dem ,Hai' zum Opfer
    gefallen sind."
    „Well — so wird es jedenfalls dort erzählt
    John."
    „Nur erzählt — oder sind es nicht doch Tatsachen?"
    „Well — meinetwegen auch so."
    Als John Tregony eine weitere Frage stellen wollte, wurde er durch das Erscheinen des Chefs daran gehindert. Während Forrest Bloomedy mit
    großem „Hallo" von den anderen empfangen wurde, nahm John Tregony sich vor, das soeben mit Randy Charlton besprochene Thema später im Beisein des Chefs noch einmal zu behandeln.
    Er wußte nicht, warum er sich so sehr mit dieser Sache beschäftigte, aber irgendeine Vorahnung sagte ihm, daß dieser Hai', dieses reißende Tier mit der Visitenkarte „THE
    SHARK" ihm und auch den anderen dieser Versammlung noch viel Kopfschmerzen bereiten werde — wenn nicht noch mehr!
    Währenddessen war Forrest Bloomedy bis dicht an ihren Tisch herangetreten. Er schien ziemlich guter Laune zu sein, auf seinem schwammigen Gesicht lag ein joviales Grinsen. Seine kleinen Schweinsäuglein waren kaum noch hinter den dicken Augenringen sichtbar.
    Es war sonderbar; dieser Mann, der sich jetzt behäbig auf seinen Stuhl fallen ließ, sah nicht wie ein gnadenloser Gangsterboß, der gerissene Manager einer Erpressergilde aus. Eher wirkte Forrest Bloomedy wie ein gutmültiger, gemütlicher Nichtstuer, oder wie ein reicher, auf seinen Lebenserfolgen ausruhender Aktionär. —
    Daß Forrest Bloomedy alles andere als gutmütig war, zeigte sich schon in den nächsten Minuten. Kaum hatte er seinen dröhnenden Baß in einem „Hallo, da sind wir ja mal wieder alle beisammen!" ertönen lassen, als er auch schon zum geschäftlichen Teil der Zusammenkunft überging. Behende hatten seine Wurstfinger das Schloß einer dickbauchigen Diplomatentasche geöffnet, als auch schon eine ganze Anzahl Ordner daraus zum Vorschein kamen.
    „Zaster gibt's anschließend! — Zunächst eure Aufträge für die nächste Woche", schnitt er die schüchterne Anfrage eines der Ganoven ab, als dieser ihm unzweideutig das Zeichen zum Lohnempfang geben wollte, indem er Daumen und Zeigefinger zusammenrieb.
    „Zunächst zu dir, Randy! — Deine Bilder sind zum großen Teil ganz brauchbar."
    „Das will ich auch meinen!" platzte der Angesprochene mit dem Brustton der Überzeugung dazwischen.
    „Mal sachte, Randy", kam postwendend ein Dämpfer des Chefs.
    „Ich sagte, zum Teil — und das ist noch lange nicht das, was ich von einem Fachmann erwarte. Goddam — es muß doch auch noch aus einem schlecht
    belichteten Film etwas herauszuholen sein,
    meinst du nicht auch, Randy?" Randy Charlton schluckte erst einmal die bittere Pille, die ihm damit sozusagen auf nüchternen Magen verabfolgt war. Dann erwiderte er leicht gekränkt:
    „Damn't, Mister Bloomedy! — Wo nichts ist, kann auch ich nichts mehr hinzaubern.
    Wenn ein Film unbelichtet ist, bleibt er auch nach dem Entwickeln genauso leer.
    Wenn die Herrschaften sich bei der Aufnahme der Bilder wenigstens soviel Mühe gäben, und die richtigen Werte einstellten. Sonst kann auch ich ..."
    „Schon gut, schon gut Randy", unterbrach Forrest Bloomedy den Redeschwall des Photographen und gab daraufhin neue Anweisungen.
    „Geben Sie allen denen, die mit der Handhabung unseres wichtigsten Gerätes noch nicht hundertprozentig Bescheid wissen, noch einmal genaueste Informationen. —
    Goddam, langsam müßte das Knipsen euch allen in Fleisch und Blut übergegangen sein.
    Vor allen Dingen du, Tommy, lag von Randy noch einmal alles vorführen. Deine letzten Aufnahmen sind keinen Penny wert. — Wir müssen daher die ganzen Filme mit dieser Lady aus Pimlico noch einmal abrollen lassen."
    Zerknirscht hockte Tommy Quaxell auf seinem Platz. Er hatte geahnt, daß seine Aufnahmen nicht gut geworden waren. Zu spät hatte er festgestellt, daß er bei dem gedämpften Licht in der Wohnung der Lady eine zu kleine Blende eingestellt hatte.
    Nun, das konnte jedem einmal passieren. Ihm, Tommy
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