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Nackte Angst

Nackte Angst

Titel: Nackte Angst
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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war, beruhigend ihre schlanke Hand auf den Arm der Frau. Leise sprach sie:
    „Cecil! Ich sehe, daß du es eilig hast. Laß nur, ich bringe unsere Rechnung hier schon in Ordnung."
    Dankbar blickte Cecil Rheithway ihre Tischpartnerin einen kurzen Augenblick an.
    Dann begannen ihre Lider wieder zu flattern und starr schaute sie erneut auf den wertvollen Brillantring an ihrer rechten Hand. Während sie mit Mühe versuchte, ihrer Stimme einen ruhigen Klang zu geben/ konnte sie dennoch ein merkliches Zittern ihrer Lippen nicht unterdrücken.
    „Thanks Ann! — Ich werde dir diesen Dienst, den du mir heute erwiesen hast, niemals vergessen. Ich denke, daß die Zeit nicht mehr allzu fern ist, da ich mich deines Vertrauens würdig erweisen kann und sprechen darf. Nur heute, bitte verstehe mich, kann ich, darf ich nicht . . . .
    „Schon gut, Cecil. Du wirst deine Gründe dafür haben. Ich bin die letzte, die «sie nicht verstehen würde", unterbrach Ann Martiever die ins Stottern geratene Freundin verständnisvoll. Sie erntete wiederum einen dankbaren aber auch schmerzlichen Augenaufschlag ihres Gegenübers.
    „Doch eines sage mir schnell noch", hob sie sogleich nach diesen Worten erneut an, als sie bemerkte, daß Cecil Rheithway ihr kurzes Beisammensein beenden wollte.
    „Woher willst du jetzt so schnell die restlichen Tausend hernehmen? Du sprachst doch von Dreitausend?"
    Ohne zunächst die Frage Ann Martievers zu beantworten, erhob sich Cecil Rheithway schweratmend von ihrem Platz. Sie streifte den Handschuh über die gepflegte linke Hand und blickte wie traumverloren auf den blitzenden Stein an ihrer rechten Hand.
    Plötzlich zuckte sie zusammen. Ihr Gesicht, bis zu diesem Augenblick übernatürlich blaß, überzog sich mit einer verräterischen Röte. Und während sie insgeheim hoffte, Ann Martiever möge ihre Gedanken nicht erraten haben, flüsterte sie kaum vernehmbar:
    „Nochmals herzlichen Dank, Ann. — Mach dir keine Sorgen über den mir noch fehlenden Restbetrag. Irgendwo werde ich die Summe schon beschaffen."
    Noch bevor Ann Martiever der anscheinend zu jedem Opfer bereiten Freundin davon abraten konnte, sich etwa von dem kostbaren Ring zu trennen, schritt diese bereits unsicher dem Ausgang des Cafés zu.
    Im ersten Impuls wollte Ann Martiever der Freundin nachlaufen. Doch dann sagte sie sich zweifelnd, daß vielleicht ihre Handlungsweise die
    Monate in dem diesigen schmutzigen Grau des Nebels eingehüllt werden. Genauso grau und düster wie sich die kommenden Wochen ankündigten, waren auch Ann Martievers Gedanken. Unaufhörlich drehten sie sich um Cecil Rheithway. Würde sie ihr helfen können? —
    Einen Herzschlag lang verhielt Ann Martiever unter dem Eingang des Cafés ihren Schritt. Angespannt ließ sie ihre Augen über den auf dem Haverstock Hill brodelnden Verkehr gleiten. Dann erkannte sie auf dem gegenüberliegenden Parkplatz die blaue Limousine ihrer Freundin, an deren Steuer Cecil Rheithway bereits Platz genommen hatte. Entgegen den Verkehrsvorschriften versuchte diese nun, sich durch anhaltende Huptöne einen Weg in den ununterbrochen fließenden Fahrzeug- verkehr zu bahnen. —
    Als sie eine kleine Lücke erhaschen zu haben glaubte, schnellte die blaue Limousine mit einem gewaltigen Satz vor.
    „Achtung!" rief Ann Martiever erschreckt. Entsetzt wendete sie sich ab und schloß die Augen. Zwei Sekunden stand sie wie erstarrt, aber der befürchtete Zusammenstoß war ausgeblieben. — Nur einige Bremsen kreischten und Gummi radierte zwitschernd über den Asphalt, sonst nichts ....
    Das ist noch einmal gut gegangen! Erleichtert atmete Ann Martiever auf und beeilte sich, zu ihrem am Straßenrand parkenden Wagen zu kommen.
    Ehe sie ihren schnittigen Sportwagen gewendet hatte und über den Haverstock Hill in südlicher Richtung dahinpreschte, waren wertvolle Sekunden verstrichen. Schon befürchtete sie, die blaue Limousine Cecil Rheithways nicht wieder zu Gesicht zu bekommen. Irgendwo in dem vor ihr liegenden Verkehrsgewimmel war ihre Freundin mit der Limousine untergetaucht. — Tiefer trat Ann das Gaspedal und schlängelte gewagt ihren Wagen an den vor ihr liegenden Fahrzeugen vorbei.
    Als aber das große Straßenkreuz von St. Pancras vor ihren zusammengekniffenen Augen auftauchte, entspannten sich ihre Züge. Ihre Anstrengungen waren also nicht vergebens gewesen.
    Vor der auf „Rot" stehenden Verkehrsampel erkannte sie die blaue Limousine Cecil Rheithways. Von nun an hatte Ann Martiever es nicht
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