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Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Titel: Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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Mühe die Jacke, warf sie hinunter und ließ sich fallen.
    Letitia sauste durch die Luft und landete in einer Brombeerhecke. Der Schmerz in ihrem Knöchel war schlimm, obwohl sie schon damit gerechnet hatte. Tränen schössen Letitia in die Augen, und sie hielt sich den Mund zu, um jeden Schmerzenslaut zu ersticken.
    Bis der Schmerz nachließ, dauerte es eine Zeitlang, Dann musste Letitia ihre Jacke nehmen und sich aus der Brombeerhecke befreien. Das ging nicht ohne Kratzer ab. Aber alles war besser, als bei den Satansanbetern zu bleiben, mit denen sie leider Gottes verwandt war.
    Letitia entfernte sich humpelnd von der düsteren Morton-Villa. Ihr Knöchel war angeschwollen und schmerzte. Die Frage war nun, wohin Letitia sich wenden sollte. Dass sie von den Einwohnern von Stornoway keine Hilfe erwarten durfte, hatte sie ja erfahren.
    Peter Trent aufzusuchen, erschien Letitia auch ungeeignet. Sie erinnerte sich, dass sie unter Hypnose mit Peter gesprochen hatte, wusste allerdings den Wortlaut nicht mehr. Doch wie auch immer, wenn ihre Flucht entdeckt wurde, würde man sie zuerst bei Peter suchen.
    Auch würde man aufpassen, dass sie sich nicht an Bord des Fährschiffs schmuggelte, das zweimal am Tag in Stornoway anlegte. Letitia musste fort von Stornoway. Am vielversprechendsten erschien ihr, sich auf die andere Seite der Insel durchzuschlagen. An der Westküste konnte sie versuchen, sich von einem Fischerboot aufnehmen zu lassen oder eine Zuflucht zu finden.
    Letitia war fest entschlossen, den Weg zu schaffen. Sie wandte sich nach Norden, von Stornoway und der Küste weg. Hügelgelände nahm sie auf. Letitia orientierte sich an dem mitunter hinter den Wolken hervortretenden Mond.
    Die Angst trieb sie vorwärts.
    Letitia verfügte über eine gute Konstitution. Die frische Nachtluft schwächte die Wirkung der Teufelstränke beständig weiter ab.
    Die Wolkendecke lichtete sich. Silbern fiel das Mondlicht auf die Insel und verwandelte die Gegend in eine verwunschene Umgebung. Bäume und Sträucher wirkten eigenartig im milden Mondlicht. Nebelschleier krochen über den Boden.
    Nächtliche Tierstimmen begleiteten Letitia. Manchmal hörte sie den Schrei einer Eule oder sah einen Nachtvogel schattenhaft über sich hinwegstreichen.
    Nach einer Weile stellte sie fest, dass sie sich verlaufen hatte. Letitia war in einen Wald geraten. Sie verlor den Pfad und irrte durchs Unterholz.
    Plötzlich hörte Letitia Hundegebell aus der Richtung, aus der sie gekommen war. Eisiger Schrecken erfüllte sie.
    Jetzt haben die Mortons meine Flucht bemerkt, dachte sie. Sie verfolgen mich und haben Hunde auf meine Spur gesetzt.
    Letitia eilte weiter. Ihr langes fliederfarbenes Kleid war längst zerrissen und schmutzig. Äste und Dornranken fassten danach und hielten sie fest, als ob der Wald selbst sich mit den Mortons verschworen hätte und sie aufhalten wollte.
    Das Unterholz wurde dichter. Letitia konnte kaum noch durchdringen. Vor sich hörte sie ein Murmeln und Plätschern, und sie gelangte zu einem Bach. Schon balancierte sie über einen Baumstamm, der quer übers Bachbett lag. Da fiel ihr ein Trick ein, wie sie die Spürhunde von ihrer Fährte abbringen konnte. Sie kehrte um und watete durch den Bach.
    Das kalte Wasser umspülte ihre Beine bis zu den Knien. Als Letitia wieder ans Ufer stieg, hoffte sie, ihre Verfolger abgeschüttelt zu haben.
    Sie lief weiter, obwohl sie vor Erschöpfung schon taumelte, und kam aus dem Wald heraus. Letitia konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Sie hörte das Hundegebell nicht mehr. Der Mond war verblasst, und Frühdunst stieg auf und umhüllte Letitia wie mit Schleiern. Kein Laut war zu hören, außer dem Säuseln des Windes.
    Sie schleppte sich weiter, bis sie an einen Weg gelangte. Es dämmerte schon, da sah Letitia ein Gehöft vor sich. Sie beobachtete es, hinter einem Strauch verborgen. Weil sie nicht wusste, ob die Bewohner dieses Gehöfts mit den Mortons unter einer Decke steckten, wagte Letitia nicht, offen zu dem niederen Haus hinzugehen und an die Tür zu klopfen.
    Stattdessen schlich sie in den Heuschober. Letitia kroch ins Heu. Noch ehe sie sich damit richtig zugedeckt hatte, war sie schon eingeschlafen.
     
    *
    Eine harte Hand packte Letitia an der Schulter und schüttelte sie. Letitia erwachte jäh aus tiefem Schlaf. Sie sah Thomas Mortons knochiges Gesicht über sich. Rundherum roch es nach Heu. Die Sonne stand, wie Letitia sah, hoch am Himmel. Letitia erinnerte sich
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