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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X
Autoren: David Weber
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November 1919 P.D.
 
 
Kapitel 1
    »Willkommen zuhause.«
    Sektorengouverneur Oravil Barregos, seines Zeichens Gouverneur des Maya-Sektors im Namen des Office of Frontier Security (zumindest theoretisch), erhob sich, streckte die Hand aus und lächelte, als Vegar Spangen den dunklen, gepflegten Mann in der Uniform eines Konteradmirals der Solaren Liga in sein Büro führte.
    »Ich hatte schon letzte Woche mit Ihnen gerechnet«, fuhr der Gouverneur fort, lächelte dabei aber immer noch. »Darf ich annehmen, dass der Grund unseres heutigen Zusammentreffens gute Neuigkeiten sind?«
    »Ich denke, das dürfen Sie«, stimmte ihm Konteradmiral Luiz Roszak zu und schüttelte, ebenfalls lächelnd, Barregos die Hand.
    »Gut.«
    Barregos blickte Spangen an. Vegar war schon seit Jahrzehnten der Leiter seiner persönlichen Sicherheitsabteilung, und der Gouverneur vertraute ihm blind. Zugleich aber verstand Spangen ebenso gut wie er, wann Informationen nur bei Bedarf weitergegeben werden durften, und nun wusste Vegar seinen kurzen Blick mit all der Erfahrung, die er in besagten Jahrzehnten gesammelt hatte, sofort zu interpretieren.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie den Admiral unter vier Augen zu sprechen wünschen, Sir«, merkte der hochgewachsene, rothaarige Leibwächter ruhig an. »Falls Sie mich brauchen, bin ich draußen und nerve Julie ein bisschen. Summen Sie mich an, sobald Sie fertig sind. Ich habe bereits dafür gesorgt, dass sämtliche Aufzeichner deaktiviert sind.«
    »Ich danke Ihnen, Vegar.« Nun galt Barregos' Lächeln Spangen.
    »Gerne geschehen, Sir.« Spangen nickte Rozsak zu. »Admiral«, sagte er zur Verabschiedung und zog sich in das Vorzimmer zurück, in dem Julie Magilen, Barregos' Privatsekretärin, jeglichen Zugang zum Allerheiligsten des Gouverneurs bewachte wie ein nach außen täuschend zurückhaltender Drache.
    »Ein guter Mann«, merkte Rozsak ruhig an, als sich die Tür hinter Spangen geschlossen hatte.
    »Ja, das ist er. Und zugleich ein Beispiel dafür, dass es immer besser ist, einige gute Männer zu haben statt vieler durchschnittlicher.«
    Einen Moment lang blickten die beiden einander nur schweigend an und dachten darüber nach, wie lange sie mittlerweile daran arbeiteten, die richtigen ›guten Männer‹ - und Frauen - zu rekrutieren. Dann schüttelte der Gouverneur kurz den Kopf.
    »Also«, sagte er deutlich forscher. »Sie hatten gesagt, Sie hätten gute Neuigkeiten?«
    »Tatsächlich«, stimmte Rozsak ihm bei, »bin ich der Ansicht, dass Ingemars tragisches Ableben dazu beigetragen hat, einige Türen deutlich weiter zu öffnen, als das sonst geschehen wäre.«
    »Möge aus allem Unglück etwas Gutes erwachsen.« Barregos' Stimme klang beinahe schon fromm, doch zugleich lächelte er auch, ein dünneres und kälteres Lächeln diesmal, und Rozsak gluckste leise. Doch für das erfahrene Ohr des Gouverneurs hatte dieser Laut einen säuerlichen Anklang, und so wölbte er eine Augenbraue. »Hat es ein Problem gegeben?«
    »Eigentlich kein ›Problem‹ im engeren Sinne.« Rozsak schüttelte den Kopf. »Nur dass ich fürchte, das brutale Attentat auf Ingemar ist nicht ganz so ›im Schatten‹ verlaufen, wie ich das geplant hatte.«
    »Und was genau bedeutet das, Luiz?« Barregos' Blick wurde härter, und sein täuschend rundlich-sanftes Gesicht wirkte mit einem Mal erstaunlich unsanft. Nicht, dass Rozsak von seiner Reaktion überrascht gewesen wäre. Tatsächlich hatte er sogar damit gerechnet ... und das war der Hauptgrund für ihn gewesen, dem Gouverneur diese Information erst zukommen zu lassen, wenn er es persönlich tun konnte, von Angesicht zu Angesicht.
    »Oh, es ist perfekt gelaufen«, sagte er beruhigend und vollführte mit der freien linken Hand eine halbbelustigte Geste. »Palane hat perfekte Arbeit geleistet. Das Mädchen hat Nerven wie Stahl, und sie hat ihre Spuren - und auch unsere eigenen - noch besser verwischt, als ich das zu hoffen gewagt hätte. Auch die Medienleute hat sie wunderbar gesteuert, und soweit ich das beurteilen kann, hat jeder einzelne von denen genau die richtigen Schlüsse gezogen. Alle veröffentlichten Geschichten betonen die Motive, die Mesa - und vor allem Manpower - gehabt haben mussten, ihn umzubringen, nachdem er so selbstlos diesen armen, heimatlosen, entkommenen Sklaven die Unterstützung der Liga zukommen lassen wollte. Die Beweismittel hätten kaum noch schlüssiger sein können, wenn ich sie persönlich ... äh, konstruiert hätte.
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