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Tabitha aus Tobago

Tabitha aus Tobago

Titel: Tabitha aus Tobago
Autoren: Inka Loreen Minden
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Tobago, 1679
     
    Drake duckte sich durch die Tür, die von seiner Kajüte auf einen kleinen Balkon führte, und stützte sich mit beiden Händen auf die Balustrade. Die Augen geschlossen, lauschte er der vertrauten Stimme des Ersten Offiziers, der den Männern an Deck die Befehle zubrüllte, um alles für den Landgang vorzubereiten. Über ihm bauschten sich die Segel im Wind, die Möwen flogen kreischend um das fahrende Heck und die salzige Brise wirbelte sein Haar durcheinander.
    Drake fühlte eine seltene Ruhe. Endlich, nach so vielen Jahren, verlief sein Leben, wie er es sich gewünscht hatte. Er war Kapitän eines eigenen Schiffes – frei, ungebunden und von niemandem abhängig. Er hätte zufrieden sein müssen. Dennoch war er unglücklich, da er alles verloren hatte, was ihm wichtig erschien. Wahrscheinlich sogar seine Seele.
    Außer seinem Schiff liebte er nur die See, den Alkohol und die Frauen – und zumindest Letztere erwiderten seine Gefühle ausgiebig. In jedem Hafen, den er mit seinem Dreimaster ansteuerte, wartete bereits ein Mädchen sehnsüchtig darauf, mit allen Sinnen von ihm verwöhnt zu werden.
    Ein Lächeln umspielte Drakes Lippen. Sein attraktives Äußeres war das einzig Gute, das ihm aus seiner dunklen Vergangenheit geblieben war. Er war schon an Bord eines Schiffes zur Welt gekommen und hatte mehr Jahre auf See verbracht als an Land, was er nur den unglücklichen Umständen seines Lebens verdankte. In der rauen See wollte er auch eines Tages beerdigt werden. Sie war sein Zuhause. Doch das hatte noch Zeit, schließlich war er erst sechsundzwanzig Jahre alt, auch wenn ihm sein Leben nicht viel wert war.
    Gerade steuerte seine prächtige neue Galeone, die Aurora , den Hafen von Tobago an. Es handelte sich hierbei um eine dieser modernen, niedrigeren Galeonen, die mit schweren Geschützen bestückt war. Das gesamte Schiff machte beinahe einen bedrohlichen Eindruck, wie es sich so pechschwarz von der türkisen See abhob. Die Schnitzereien am Heck, die teilweise vergoldet waren, funkelten majestätisch in der Sonne und die dunklen Segel trotzten kraftvoll dem Wind. Die Aurora war Drakes Mädchen – sein ganzer Stolz und, wie schon erwähnt, seine einzige Liebe.
    Später würde er Tabitha, sein »Schleckermäulchen«, besuchen, doch zuvor musste er sich den Geschäften widmen. Drake wollte Tabak und Kakaobohnen ersteigern. Ein Geschäftsmann aus Charlestown erwartete die Ladung in vier Wochen. Aber Drakes Lenden kribbelten schon erwartungsvoll, als er an die rassige Mulattin dachte, die seinen Körper mit der Zunge verwöhnen konnte wie keine andere Frau, die er kannte – und Drake Ravenscroft hatte im Laufe des Lebens schon die Bekanntschaft vieler Frauen gemacht, das war sicher. Sein verzweifelter Versuch, die Dämonen der Vergangenheit aus seinem Leben zu verjagen, hatte ihn zu einem Kenner der Weiblichkeit werden lassen. Solange die Frauen seine Lust befriedigten, erschien ihm alles andere unwichtig. Nur in diesen Momenten konnte er vergessen, wer er wirklich war.
     
    Tabitha stand bereits am Kai, als die Auroraeinlief. Sie verzehrte sich unendlich nach Drake; hatte schon wochenlang auf seine Rückkehr gewartet. Sie konnte nicht behaupten, dass sie ihn liebte, schließlich war Drake für sie kein Mann zum Heiraten, aber der Sex mit ihm war einfach unvergleichlich. Drake wusste wie kein anderer ihrer Liebhaber, was sie brauchte.
    Dennoch hielt sie sich im Hintergrund, als Drake von Bord ging. Er mochte keine rührseligen Begrüßungsszenen. Aber bis er heute Abend zu ihr kam, konnte sie sich schon durch den Anblick seiner zerzausten schwarzen Haare, der breiten Schultern, des flachen Bauches und der muskulösen Beine Appetit holen. Drake Ravenscroft besaß die kühnen Züge eines Abenteurers, ozeanblaue Augen, und der sonnengebräunte Teint ließ sein Lächeln jedes Mal erstrahlen. Dieser Mann war faszinierend und von solch lasterhafter Schönheit, dass sich bereits die Säfte zwischen ihren Schenkeln sammelten.
     
    Dann war es endlich so weit. Drake stand vor der Türe von Tabithas bescheidenem, aber gemütlichem Häuschen, frisch gebadet und die Haare im Nacken zusammengebunden. In der Hand hielt er ein mit Muscheln besetztes Kästchen, das eine Perlenkette enthielt.
    Nur mit einem Bastrock bekleidet, öffnete sie ihm lächelnd die Türe, wobei ihre Zähne hinter den dunkelbraunen Lippen besonders hell wirkten. Sofort zog sie den Kapitän in ihr Schlafzimmer.
    Drake freute sich schon,
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