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Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Titel: Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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schlagartig.
    Hinter Thomas Morton standen zwei weitere Männer aus der Morton-Familie und ein vierter Mann, den Letitia noch nie gesehen hatte. Er musste der Besitzer des Gehöfts sein. Jemand von diesem Gehöft hatte Letitia entdeckt, während sie schlief, und sie war an die Mortons verraten worden.
    Thomas Morton fasste die Kette mit dem Kreuz, das Letitia am Hals trug, riss es ab und schleuderte es weg.
    »Das brauchst du nicht mehr. Komm mit, die Kutsche wartet. Wir bringen dich zum ›Haus der sinkenden Sonne‹ zurück.«
    Letitia wusste, dass sie verloren war. Die Männer packten sie und schleppten sie die Leiter herunter und zu der Kutsche. Der Bauer erhielt einen Geldschein und verschwand eilig in seinem Haus, ohne Letitia anzusehen. Vielleicht hatte er ein schlechtes Gewissen.
    Als die rüttelnde Kutsche losfuhr, zupfte Letitia sich die Heuhalme aus dem Haar und vom Kleid. Thomas Morton saß neben ihr und ließ sie nicht aus den Augen. Die beiden anderen Männer saßen auf dem Kutschbock.
    Tränen standen Letitia in den Augen. Es war alles umsonst gewesen. Tiefe Hoffnungslosigkeit überschwemmte sie.
    Die Kutsche fuhr auf holprigen Wegen zur Ostküste zurück. Sie näherte sich dem »Haus der sinkenden Sonne« von der Nordseite her. Letitia versuchte einmal, aus der Kutsche zu springen. Aber Thomas Morton hielt sie fest.
    »Die alte Helen wartet«, sagte Morton. »Und unser Herr. Ihm kann niemand entkommen.«
    Die Kutsche fuhr den Hügel hinauf und durch das Tor zum Haus. Dort hielt sie.
    Plötzlich hörte Letitia den Schrei jenes dicken Mannes vom Kutschbock: »He, das ist ja Peter Trent! Was hat er hier zu suchen?«
    Ein Tumult begann. Thomas Morton fluchte und streckte den Kopf aus der Kutsche. Da wurde deren Tür geöffnet. Man packte Morton und zog ihn aus der Kutsche. Letitia sah Peter und hinter ihm Männer in dunkelblauen Konstableruniformen und auch in Zivil. Die Männer umringten die Kutsche, aus der Peter Letitia heraushob und in seine Arme schloss.
    »Was ist denn geschehen?« stammelte Letitia fassungslos.
    Peter lachte.
    »Die Morton-Brut hat ausgespielt. Ich versuchte gestern Abend schon, dich zu befreien. Einige Männer aus Stornoway sperrten mich ein. Aber Fiona Morton befreite mich. Zusammen schlichen wir uns aufs Fährschiff, gelangten nach Schottland hinüber und machten sofort die Behörden mobil. Fiona zeigte den Mord an ihrem Mann Angus an. Daraufhin fuhren Beamte mit einem Schnellboot mit uns zur Insel zurück. Mit diesen dreien hier sind alle Teufelsanbeter unschädlich gemacht.«
    »Auch die alte Helen?«
    Letitia erschauerte, wenn sie an ihre grässliche Urgroßtante dachte.
    »Helen Morton dürfte jetzt bei ihrem höllischen Herrn sein«, antwortete Peter ernst. »Sie ist gegen Mittag gestorben.«
    Helens Geist hatte nicht mehr in Letitias Körper übergehen können. Letitias Flucht hatte sie gerettet, denn sonst wäre alles ganz anders verlaufen. Letitia weinte Tränen der Erleichterung und der Freude. Sie konnte keine Trauer über den Tod ihrer Urgroßtante empfinden.
     
    *
    In Stornoway fand eine Untersuchung statt. Wie sich herausstellte, waren in dem Teufelstempel auf dem Grundstück der Mortons und auch im Keller der Villa Geräte eingebaut, durch die man einen Spuk vortäuschen konnte. Die Teufelsstatue im Tempel verfügte über einen Lautsprecher und ließ sich ferngesteuert bewegen. Sie konnte die Arme bewegen, die Augen rollen, Dampf speien und anderes.
    Die Mortons hatten aber nicht nur mit Gauklertricks operiert. Wie lange ihr Teufelskult schon währte, mit dem sie Stornoway und einen Großteil der Insel beherrscht hatten, ließ sich nicht genau bestimmen. Ungeklärt blieben Helens angebliche Seelenwanderungen.
    Ann, Thomas Morton und andere wanderten ins Gefängnis. Ann hatte Angus Morton den Gifttrank gegeben. Es gab aber auch andere unter den Mortons, wie Fiona, die dem Teufelskult nie zugetan gewesen war, sondern hatten sich nur, dem Zwang gehorchend, untergeordnet.
    Den Mut von Letitias Mutter, Stornoway und den Morton-Clan zu verlassen, hatte Fiona nie aufgebracht. Sie atmete auf, genau wie die Stornowayer, als der Schrecken ein Ende fand. Angus wurde dadurch nicht wieder lebendig. Fiona trauerte sehr um ihn und warf es sich vor, nicht früher mit ihm zusammen die Insel verlassen zu haben.
    Für Stornoway brach eine neue Zeit an. Jede Spur des Teufelskults wurde getilgt.
    Letitia hatte ihren Urlaub verlängert. Als es dann Zeit für sie war abzureisen, fragte
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