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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition)
Autoren: Leslie Tentler
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Annabelle war zurück. „Ich habe ein paar Sachen gefunden. Es sind zwar nur Krankenhausklamotten, aber zumindest sind sie sauber.“
    „Danke“, antwortete sie schwach, unsicher, ob sie sie überhaupt gehört hatte. Im nächsten Moment wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet, und Annabelle legte die Kleider auf den Rand des Waschbeckens. Dann zog sie sich wieder zurück.
    Als Rain aus dem Bad kam, reichte Annabelle ihr einen Pappbecher mit Kaffee.
    „Gibt es irgendetwas Neues?“, fragte Rain, doch Annabelle schüttelte den Kopf. Rain sah zu Brian, der auf einem Stuhl neben Alex’ Bett saß. Aber er mied ihren Blick und konzentrierte sich auf den Fernseher an der Wand.
    „Wir alle beten für ihn“, sagte Alex und griff nach Brians Hand.
    Rain nickte und umklammerte den Pappbecher fester. Einen Augenblick lang spürte sie die wohltuende Wärme des Kaffees. Dann stellte sie den Becher auf ein Regal, ohne einen Schluck genommen zu haben.
    „Ich gehe zurück in den Wartebereich“, murmelte sie und verließ das Zimmer.
    Sie musste weg, bevor sie vor den anderen zusammenbrach. Rain lief den hell erleuchteten Korridor entlang und achtete nicht auf Annabelle, die hinter ihr herrief. Sie drückte auf den Knopf für den Aufzug und starrte währenddessen aus dem großen Fenster. Die Dunkelheit wirkte immer noch so Furcht einflößend wie draußen in den Sümpfen, doch zum Glück ließ die Dämmerung nicht mehr lange auf sich warten. Eine ängstliche Stimme in ihrem Kopf flüsterte ihr zu, sie würde Trevor vielleicht niemals wiedersehen.
    Annabelle holte sie ein, als sich die Aufzugtüren öffneten. Sie stellte sich neben Rain. „Ich komme mit dir.“
    Rain starrte auf den Boden und konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten.
    „Niemand gibt dir die Schuld“, sagte Annabelle. „Brian ist nur durcheinander. Er macht sich im Nachhinein Vorwürfe, Trevor nicht gleich in eines der kleinen Provinzkrankenhäuser gefahren zu haben.“
    „Es ist meine Schuld, dass er im OP liegt. Er wollte mich retten.“
    „Du hast das Ganze nicht verursacht“, erklärte Annabelle, während sich der Aufzug in Richtung Erdgeschoss in Bewegung setzte. „Trevor hat einen gefährlichen Beruf. Wir alle wissen das.“
    Rain fuhr sich mit der Hand über die Augen. Sie wollte sich nicht so einfach von der Verantwortung für das Geschehene freisprechen. „Wenn Carteris nicht mich, sondern jemand anders entführt hätte, dann hätte Trevor niemals etwas so Gefährliches getan, wie allein zu der Hütte zu fahren.“
    „Er hätte nicht damit leben können, wenn dir irgendetwas zugestoßen wäre. Nenn es die Intuition eines Zwillings, aber ich glaube, Trevor liebt dich, Rain. Er würde alles riskieren, um die Menschen zu beschützen, die ihm am Herzen liegen. Ich bin der beste Beweis dafür.“
    Trevor liebt dich. Annabelles leise Beteuerung war mehr, als Rain im Moment aushalten konnte. Sie kämpfte gegen weitere Tränen an. „Oliver war mein Patient. Ich hätte wissen müssen …“
    „Was hättest du wissen müssen?“, fragte Annabelle behutsam. „Dass sein Vater so eine Art geistesgestörter Vampir-Freak war, der von deiner Mutter besessen war? Du hattest keinen Grund, in Oliver Carteris etwas anderes zu sehen als einen verstörten Teenager, der zu viel Geld und zu viele Freiheiten hatte. Er hat dir nie etwas erzählt, das auf das Grauen, in das er verwickelt war, hingewiesen hätte. Oder?“
    „Nein.“ Die Aufzugtüren öffneten sich wieder. Rain wusste, dass Annabelle ihre Unterhaltung mit Sawyer Compton mitbekommen hatte. Sie seufzte. „Der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt glaubt wahrscheinlich, ich wäre verrückt.“
    „Sawyer lässt seine Leute gerade Carteris’ Hintergrund durchleuchten. Aber ich glaube, er hat in seinem Beruf schon so ziemlich alles gehört.“
    Die beiden Frauen gingen zu einer Nische neben einer Tür mitder Aufschrift: Nur für Mitarbeiter. Der Wartebereich wurde von Tischlampen und dem silbernen Schein eines Aquariums erleuchtet. Sofas standen an den Wänden. Eine Weile später gesellte sich Brian zu ihnen. Er setzte sich neben Rain, zog sie an sich und flüsterte eine Entschuldigung in ihr Ohr.
    Ihr verletztes Handgelenk fest umklammert, fiel Rain an Brian gelehnt in einen unruhigen Schlaf. Doch es dauerte nicht lange, und sie erwachte wieder, als Brian sich bewegte. Die drei erhoben sich, als ein väterlich aussehender Mann in den Wartebereich kam.
    „Familie Rivette?“
    Auf seiner
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