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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition)
Autoren: Leslie Tentler
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die Hände vors Gesicht. Wie jemand eine solche Verletzung überhaupt überleben sollte, erschien ihr geradezu unmöglich.
    Als sie aufblickte, sah sie Annabelle kommen.
    „Was ist los?“, fragte Brian zur Begrüßung. „Ich kann diese blöde Kuh am Anmeldeschalter nicht dazu bringen, mir etwas zu sagen, verdammt noch mal …“
    „Sie haben ihn stabilisiert. Er ist gerade in den OP gebracht worden.“
    Sobald das Flugzeug wieder im Sendebereich von Mobilfunkmasten gewesen war, hatte Brian seine Schwester angerufen und ihr von den Geschehnissen erzählt. Annabelle hatte offenbar bereits im Krankenhaus gewartet, als der Krankenwagen mit Trevor eingetroffen war.
    Sie warf Brian einen sanften Blick zu und legte ihre Hand an seine Wange. „Geh und sieh nach Alex, okay? Er liegt oben inseinem Zimmer und ist fast verrückt vor Sorge.“
    Widerwillig nickte er und lief den Korridor entlang zu den Aufzügen. Als er verschwunden war, wanderte Annabelles Blick über Rains Schnittwunden und Blutergüsse. „Rain? Solltest du das nicht mal untersuchen lassen? Du siehst aus, als ob du auch einen Arzt gebrauchen könntest, Liebes.“
    „Mir geht es gut.“ Aber als Annabelle sie berührte, zuckte Rain zusammen. Ihr Handgelenk war steif und pochte dumpf.
    „Oh Gott! Dein Arm ist schwarz und blau …“
    „Ich brauche nur eine Dusche und einen Kaffee.“ Rain wollte keine Zeit mit einer Röntgenuntersuchung verschwenden, während Trevor um sein Leben kämpfte. „Haben sie dir irgendetwas gesagt?“
    Annabelles Augen verdunkelten sich. „Nicht wirklich. Ich habe gehört, wie sie von einem Pneumothorax sprachen.“
    „Ein Lungenkollaps“, erklärte Rain leise.
    „Dr. Sommers?“ Ein hochgewachsener, muskulöser Mann mit weizenblondem Haar kam auf sie zu. Trotz der späten Stunde trug er eine gebügelte Kakihose und ein frisches Hemd. Traurig stellte Annabelle sie einander vor.
    „Rain? Das ist Sawyer Compton. Er ist vom Büro des Bezirksstaatsanwalts.“
    Rain wusste, wer er war. Sie hatte ihn schon oft im Fernsehen gesehen, wenn er auf den Stufen des Gerichtsgebäudes interviewt worden war. Erst kürzlich hatte er an der Pressekonferenz zum Fall des Serienmörders teilgenommen, zu der die gemeinsame Einsatzgruppe von FBI und Polizei eingeladen hatte. Sawyer Compton war bekannt für seine unerbittliche Haltung gegenüber Verbrechern, für die Geringschätzung, die er den Seilschaften der alten Herren in Justiz und Politik entgegenbrachte, und für seinen Ruf als einer der begehrtesten Junggesellen der Stadt.
    „Ich bin in derselben Gegend wie Familie Rivette aufgewachsen“, erklärte Sawyer. „Trevor und ich sind alte Freunde. Lassen Sie sich von ihm nicht etwas anderes erzählen.“
    Annabelles gerötete Augen waren ihm nicht entgangen. Er wandte sich zu ihr. „Geht es dir gut, chérie? Der Arzt war doch nicht wieder hier, oder?“
    „Nein, das ist es nicht“, erwiderte sie. „Ich bin gerade nur etwas weinerlich.“
    Sawyers Hand ruhte auf Annabelles Taille. Er sah Rain entschuldigend an. „Ich bin hierhergekommen, um Annabelle moralisch zu unterstützen. Nicht aus beruflichen Gründen. Aber wir haben einen toten NOPD-Detective und einen verletzten FBI-Agenten, also muss ich Ihnen einige Fragen stellen.“
    „Ich verstehe.“
    „Ich erhielt einen Anruf vom FBI. Ein SWAT-Team ist auf Bitten von Agent Rivette raus ins Vermilion Parish gefahren. Es hieß, Dr. Carteris wäre tot. Hat Agent Rivette ihn erschossen?“
    Rain hielt seinem Blick stand. „Nein, das war ich.“
    Und dann erzählte sie ihm alles, was sie über Carteris wusste.
    Während Rain in Alex’ Krankenzimmer duschte, machte Annabelle sich auf die Suche nach sauberen Kleidern für sie. Der heiße Wasserstrahl massierte Rains erschöpften Körper und erweckte ihn zu neuem Leben. Sie starrte hinunter auf den Abfluss. Bräunliches Wasser – eine Mischung aus Schmutz und Trevors Blut – wirbelte zu ihren Füßen und verschwand. Plötzlich hielt sie sich den Bauch, krümmte sich in der Duschkabine und würgte. Doch da war nichts in ihrem Magen, das hätte herausgewürgt werden können. Sie sank auf die Knie und hoffte, der Wasserstrahl würde ihr leises Schluchzen übertönen. Er musste es schaffen. Seit fast zwei Stunden war Trevor jetzt im OP, und sie hatten ihr so gut wie nichts gesagt.
    Einige Minuten später stellte Rain die Dusche ab. Sie blieb im Dampf stehen und versuchte, die Fassung zurückzugewinnen. Es klopfte an der Tür.
    „Rain?“
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