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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition)
Autoren: Leslie Tentler
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deiner Mutter vor dreißig Jahren geschrieben hat …“
    „Pst“, machte sie. „Spar dir deine Kraft. Das ist jetzt alles nicht so wichtig.“
    „Lasst uns aufbrechen“, sagte Brian. Mit Rains Hilfe zog er Trevor auf die Füße. Er schob seine Schulter unter die seines Bruders, und Rain tat ihr Bestes, ihn auf der anderen Seite zu stützen. Sie bewegten sich vorwärts, gingen um Carteris’ Leiche herum und wichen der Blutlache aus, die sich unter ihm gebildet hatte. Sie verließen die Hütte und steuerten langsam auf die Stufen der Veranda zu. Brian sah zu den schattenhaften Umrissen des niedergebrannten Herrenhauses. Ein Schauder lief ihm über den Rücken.
    Als sie den Escalade erreichten, kletterte er als Erster hinein und hob Trevor auf den Rücksitz. Sobald sie ihn in eine bequeme Lage gebracht hatten, nahm Rain ihre Hand von den Tüchern. Ihr Gesicht wurde blass. Das Blut hatte bereits alle Lagen durchtränkt. Trevors Kopf ruhte auf Brians Schoß, und bei jedem seiner flachen Atemzüge hob und senkte sich seine Brust.
    „Wie geht es dir?“, fragte Brian.
    „Meine Brust schmerzt“, murmelte Trevor. Er schloss die Augen,doch Brian tippte an sein Kinn, bis er sie wieder öffnete.
    „Hey, während der Arbeit wird nicht geschlafen, Agent Rivette.“ Er zwang sich zu einem Lächeln, aber es erstarb, als Trevor hustete. Brian blickte Rain an. „Wir müssen los.“
    Den Schlüssel für den Escalade hatte sie noch in der Hand. Schnell sprang sie von der Rückbank des Wagens, rannte zur Fahrertür und stieg wieder ein. Sie steckte den Schlüssel ins Zündschloss, und der Motor heulte auf. Die Scheinwerfer des Geländewagens durchschnitten die Dunkelheit und leuchteten durch die Zweige der uralten Bäume.
    „Fahr langsam“, wies Brian sie vom Rücksitz aus an. „Wir dürfen mit dem Wagen auf keinen Fall stecken bleiben.“
    Erst als sie den mit Schlamm bespritzten Geländewagen auf den Highway steuerte, fiel es ihm wieder ein: Rain hatte schon immer Angst vor dem Autofahren gehabt – das hatte sie Alex erzählt. In seiner Sorge um Trevor hatte er ihre Phobie völlig vergessen. Rain hatte ihre Angst auch nicht erwähnt, sondern war hinter das Steuer geklettert, als ob es vollkommen selbstverständlich wäre. Offenbar hatte sie nicht eine Sekunde ihrer knappen Zeit damit vergeuden wollen, die Plätze zu tauschen. Sie war ausgezeichnet gefahren und hatte die Kontrolle über das Fahrzeug behalten. Nur einmal war der Wagen auf der unbefestigten Straße ausgebrochen.
    Als der Escalade endlich zum Stehen kam, ging Trevors Atmung bereits deutlich langsamer. Brian zog ihn aus dem Wagen und trug ihn in das wartende Flugzeug.
    „Ich habe Angst, dass er einen Schock bekommt.“ Rain kauerte sich in den engen Raum zwischen Cockpit und erster Sitzreihe, wo Trevor ausgestreckt lag. Noch immer drückte sie ihre Hände auf die blutdurchtränkten Tücher auf seiner Wunde. Brian kletterte auf den Pilotensitz und bereitete sich auf ein wagemutiges Startmanöver auf der einsamen Straße vor.
    „Verdammt, Trev!“ Brian drehte sich um, während die Propeller der Cessna anliefen. Tränen brannten in seinen Augen. „Du bleibst bei uns, hörst du mich?“
    „Flieg los“, bat Rain. Ihre Finger hoben sich gegen die blutigen Tücher ab.
    Einige Augenblicke später stiegen sie in die sternenlose Nacht hinauf. Brian rief über Funk den Rettungsdienst. Ein Krankenwagen würde sie am Flughafen von New Orleans in Empfang nehmen.

47. KAPITEL
    Rain stieß die Tür des Audis auf und rannte, so schnell sie konnte, durch den Eingang des All Saints Hospital . Brian war dicht hinter ihr. Im Krankenwagen war kein Platz mehr für sie gewesen, also hatten sie ihm vom Lakefront Airport hinterherfahren müssen. Brian eilte als Erstes zur Anmeldung und löcherte die Krankenschwester mit Fragen. Rain spürte die unverhohlenen Blicke der anderen Besucher in der Notaufnahme auf sich. Sie war sich ihrer Erscheinung und vor allem der Blutflecke auf ihrer Kleidung bewusst. Doch sie kümmerte sich nicht weiter darum. Sie wollte nur wissen, ob Trevor durchkommen würde.
    Als das Flugzeug zur Landung angesetzt hatte, war sein Atem stehen geblieben. Rain hatte eine Mund-zu-Mund-Beatmung durchgeführt, während Brian sie hinunter auf die Landebahn gebracht hatte, die direkt neben dem glitzernden schwarzen Wasser des Lake Pontchartrain verlief.
    So viel Blut. Sie dachte daran, wie Trevors Puls unter ihren Fingern immer schwächer geworden war, und schlug
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