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Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Titel: Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum
Autoren: Volker Ferkau
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TEIL EINS
     
    1
     
    Dunkelheit herrschte über der Feste.
    Wie alle Absolventen der Diebesprüfung war auch Trevor Dar’ont in schwarzes Leinen gekleidet, das ihn fast unsichtbar machte. Er vergewisserte sich seines Werkzeugs. Der schwarze Dolch, den er am breiten Ledergürtel trug, die Würgeschlinge, die an einer Kordel mit Schnellöffner hing, das Ersatzmesser im Stiefelschaft, das Hüllenschwert, das dünne Kletterseil, die Wurfsterne, sauber in seinem Brustgurt steckend, die unverzichtbare Schattenflöte, der aufklappbare Dreizack, der am selben Gurt in eine Lasche geschoben war, verschiedene Drähte, ein Maguslicht, das in einem Röhrchen gefangen war, die Ampulle mit Betäubungsmittel, ein frisches Taschentuch und das fingerbreite Leder, welches er sich zwischen die Zähne schob, falls er Schmerzen leiden musste, um nicht zu brüllen oder sich die Zunge abzubeißen.
    Er spurtete los.
    Heute ging es um alles, und der Tod lauerte überall. Wieselflink huschte Trevor Dar’ont hinter eine Brüstung, schwang sich mit einem weiten Satz darüber und ging in die Hocke, während seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten. Im Gegensatz zu den meisten Menschen sah Trevor in der Nacht fast so gut wie eine Katze, denn von klein auf waren seine Augen darauf trainiert worden. Also nahm er wahr, was sich hinter der hüfthohen Brüstung verbarg. Er schlich auf Zehenspitzen voran, ohne ein Geräusch zu machen, warf die Schlinge und zog den Kopf des Wächters nach hinten.
    »Halt die Klappe und spiele toter Mann«, zischte Trevor und der Sklave nickte hastig und röchelte. Er rutschte zu Boden und verhielt sich still, als sei er erwürgt worden. Es hatte heute zu viele Tote gegeben, und Trevor dachte nicht daran, die Anzahl über Gebühr zu vergrößern.
    Er stieg über die ‚Leiche’ und erkannte die Falle sofort. Sie versteckten sich hinter den Scharten, aber die Pfeilspitzen schimmerten im Licht des Sternenmeeres, was ein gewöhnlicher Mensch nicht wahrgenommen hätte. Er sank auf alle viere. Wie eine Raubkatze robbte er unter den Wachen hin durch, erklomm die Wand hinter ihnen, wobei er sich lediglich mit den Fingerspitzen festhielt und die Zehen zwischen die Steine schob, schwang sich mit einer geschmeidigen Bewegung nach oben, und sein Dolch steckte dem einen Bogenschützen im Nacken, während die Schlinge um den Hals des Glücklichen lag, der ebenfalls einen Toten ‚spielen’ durfte. Trevor nahm seinen Dolch an sich und reinigte ihn mit dem Taschentuch. Er hatte bei dem Mann genau jene winzige Nervenstelle getroffen, die ihn auf der Stelle und schmerzfrei tötete. Einer von beiden durfte weiterleben, falls er sich auch weiterhin still verhielt.
    Nun war der Weg frei.
    Doch zuvor musste noch eine verriegelte Tür überwunden werden. Trevor benutzte die Drähte, um das Schloss zu knacken. Er wusste aus Erfahrung, dass ihm nicht viel Zeit dafür blieb, und tatsächlich begann es über ihm zu knirschen. Mörtel rieselte.
    Doch er war schneller, und als er die Tür öffnete, donnerten Stein und Staub hinter ihm zu Boden. Eine Sekunde später, und er wäre erschlagen worden. Das machte ihm einmal mehr deutlich, wie ernst die Situation war. Nur, wer den Auftrag erfüllte, bestand die Probe. Alle anderen waren es nicht wert, in die Gilde der Diebe von Loreon aufgenommen zu werden und mussten die Stadt verlassen, falls sie dann überhaupt noch lebten. Er erwartete hinter der Tür einen Angriff, doch seltsamerweise blieb es still. Er verhielt, bis der Staub sich gelegt hatte und entzündete das Maguslicht, von dem ein gebündelter Lichtstrahl in die Tiefe zuckte. Der Gang vor ihm war leer. Trevor rief sich den Auftrag ins Gedächtnis.
    Das Artefakt aus der gesicherten Kammer holen!
    Leise wie ein Schatten huschte Trevor an der Wand entlang, stets gewappnet gegen etwaige Pfeile, die aus den Felswänden schossen oder heruntergetretene Steine, die andere Fallen auslösten. Es ging das Gerücht, Meister Grodon habe von Magus Lancrost Magusminen fertigen und verstecken lassen, die bei Kontakt explodierten. Bisher gab es für diese Annahme keinen Beweis. Fünf von acht Prüflingen hatten den Auftrag gelöst, zwei waren schwer verletzt worden und einer tot, explodiert jedoch war keiner.
    Trevor versuchte, nicht auf sein pochendes Herz zu hören, schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Stille. Das Maguslicht tanzte zu seinen Füßen, während er die Ohren spitzte. Er würde eine Entscheidung treffen müssen. Es blieb
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