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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition)
Autoren: Leslie Tentler
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diesen Albtraum sprechen. „Carteris hat es so eingerichtet, dass es aussah wie das alte Schlafzimmer meiner Mutter. Ich erinnere mich genau daran – dieselben Möbel, dieselbe Tagesdecke wie in meiner Kindheit. Sogar das Stofftier auf dem Bett war identisch.“ Rain strich mit den Händen über ihre Oberschenkel. Sie mied Annabelles Blick. „Carteris wollte mich in diesem Zimmer töten. Er wartete nur noch auf Trevor. Er sollte in dem Wissen sterben, was mit mir geschehen würde, ohne die Möglichkeit zu haben, es zu verhindern. Wäre Brian nicht aufgetaucht, dann wäre Carteris’ Plan aufgegangen.“
    „Woher wusste er denn, wie das Schlafzimmer deiner Mutter ausgesehen hat? Du glaubst doch nicht wirklich, dass er eine Beziehung mit ihr hatte?“
    „Ich weiß es nicht.“
    Annabelle beugte sich vor und senkte die Stimme, obwohl der Wartebereich abgesehen von ihnen menschenleer war. „Christian Carteris gehörte zum Verwaltungsrat dieses Krankenhauses. Ich habe ihn gesehen – sein Foto hängt in der Lobby. Der Mann kann unmöglich älter als vierzig gewesen sein, oder?“
    Rain seufzte. Eine vernünftige Antwort fiel ihr nicht ein. Noch nicht einmal die plastische Chirurgie hätte die Uhr für Carteris derartig weit zurückdrehen können. Und es ging ja über sein faltenloses Gesicht hinaus – er war unglaublich stark und schnell gewesen und in der Lage, sie wie ein Kind zu führen. Sie dachte an die menschlichen Überreste draußen im Sumpf. Auchdavon hatte sie Sawyer berichtet.
    „Da war etwas an ihm, das schien so …“ Aber Rain fand den richtigen Ausdruck nicht. Übermenschlich? Sie wollte das Wort nicht laut aussprechen und ließ den Gedanken fallen. In diesem Augenblick kehrte Sawyer zurück. Vorsichtig balancierte er zwei Becher Kaffee in den Händen. Einen reichte er Annabelle, den anderen Rain. Sawyer war ein attraktiver Mann mit ebenmäßigen Zügen und vollem blondem Haar, das militärisch kurz geschnitten war.
    „Sobald Sie Ihren Kaffee getrunken haben, hat Annabelle mich gebeten, Sie nach Hause zu fahren.“
    Annabelle nippte an ihrem Becher. „Sie muss erst in die Notaufnahme, um sich untersuchen zu lassen. Ihr Handgelenk muss geröntgt werden, und einige der Schnittwunden sehen ziemlich übel aus.“
    „Wird erledigt“, versprach er. Annabelle warf ihr einen strengen Blick zu, und Rain gab nach. Der Schmerz in ihrem Handgelenk hielt an, und vor Erschöpfung zitterte sie am ganzen Körper. Es würde niemandem nützen, wenn sie im Wartezimmer zusammenbrach.
    „Versprichst du mir, mich anzurufen, Annabelle?“
    „In den nächsten Stunden wird er nicht aufwachen. Geh nach Hause und schlaf dich aus. Iss etwas. Du kannst ja am Nachmittag wieder herkommen.“
    Eine gute Stunde später hielt Sawyer die Tür für Rain auf, als sie nach draußen gingen. Sie hatte ein Rezept für ein Antibiotikum bei sich und trug eine Bandage um ihr gebrochenes Handgelenk. Über ihnen wich die Dunkelheit langsam den ersten Strahlen der Morgensonne.
    Auf dem Parkplatz des Krankenhauses hatte sich mittlerweile eine Reihe von Übertragungswagen vom Fernsehen eingefunden. Sawyer schleuste Rain durch die drängelnde Medienmeute und blieb nur so lange stehen, um klarzustellen, dass es zu diesem Zeitpunkt noch keine offizielle Stellungnahme gäbe. Er schirmte Rain mit dem Arm ab und schob sie in Richtungseines grünen Ford Explorers, während die Reporter hinter ihnen herriefen.
    „Das sind große Neuigkeiten, die viel Interesse wecken – schließlich kommt es nicht jeden Tag vor, dass sich ein berühmter Herzchirurg als Serienkiller entpuppt“, sagte Sawyer, als er ihr beim Einsteigen half. Sobald er auf dem Fahrersitz saß, fuhr er fort: „Das Büro des Bezirksstaatsanwalts wird heute Nachmittag zusammen mit dem FBI und der Polizei eine Pressekonferenz abhalten. Der Leiter der Violent Crimes Unit wird aus D. C. hierherfliegen. Eigentlich gebührt Trevor der ganze Ruhm – doch vermutlich wird er nach dieser Sache seinen Job an den Nagel hängen müssen. Er hat diverse Vorschriften missachtet und ist ohne angemessene Verstärkung in die Sümpfe hinausgefahren. Zu allem Übel hat er auch noch einen Zivilisten mitgenommen, der ihm bei der Rettung helfen sollte.“ Er sah sie ernst an. „Das hätte da draußen ganz schön schiefgehen können, Dr. Sommers.“
    Rain schloss ihren Sicherheitsgurt. Sie sehnte sich nach Trevor. „Ich will einfach nur, dass es ihm gut geht.“
    „Keine Sorge. Trev wird schon
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