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Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio

Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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    Schrilles Gelächter erhob sich über den Jahrmarkt von Arial. Das tiefe Brausen zahlreicher Stimmen der Leute, die da schacherten, scherzten, diskutierten und stritten, vermischte sich mit dem Brüllen und Fauchen der wilden Tiere hinter Gittern, dem Geschrei der Verkäufer vor ihren buntgestreiften Ständen, mit Glockengeläut und dem Gebrüll von Calsanys. Exotische Küchendüfte stiegen auf, dazu der verlockende Geruch von Wein, der scharfe Qualm von Dopa – dies alles befiel die fröhlichen Menschenmassen zwischen den Ständen auf dem weitläufigen kahlen Hügel Arial. Eine bunte Kulisse von Bewegung und Farbe betonte die festliche Stimmung des Jahrmarkts.
    Zwei halbnackte Jungen, von Ästen zerkratzt und nach langem Lauf schweratmend, hasteten aus dem Wald in die Menge und wurden nur wenig beachtet. Sie riefen etwas. In dem Lärm hörten nur ein paar alte Zorcawächter ihre Stimmen, scheuchten die Jungen aber ungeduldig weiter.
    Die beiden versuchten die Aufmerksamkeit der Leute zu erwecken, doch alle waren zu sehr auf die Freuden dieses Tages konzentriert, zu sehr auf ihr eigenes Vergnügen und Geschäft, um auf die beiden verschmutzten Burschen zu achten, die nur einen Streich im Sinn haben konnten. Eine Gruppe Männer, durch ihre Kleidung als arbeitslose Söldner ausgewiesen, stand vor einem leuchtendhellen Zelt, in dessen Eingang federgeschmückte Mädchen zu einem Tanzschauspiel einluden; auch sie schickten die beiden Jungen weiter.
    Die kleinen Gestalten hetzten durch den Gang mit Ständen, in denen all die landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Länder im und am Zarin-Meer zum Verkauf standen; sie zerrten rufend an Tuniken, wurden jedoch immer wieder fortgescheucht. Beutelschneider waren überall am Werk, und man mußte seine Besitztümer im Auge behalten. Einige Ratsherren, die der bevorstehenden Zeremonie voller Ernst entgegensahen, strebten durch die Menge auf die Plattform in der Mitte zu. Die Priester vieler Kulte und Religionen schritten gelassen durch den grellen zweifarbenen Sonnenschein von Antares, und die Menge machte ihnen schweigend Platz. Zumeist handelte es sich um Priester von Opaz. Ein Priester des Großen Chyyan war hier nicht zu sehen, war doch der letzte Apostel der Schwarzen Federn vor zwei Mondumläufen der Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln am höchsten Baum der Insel Nikzm aufgehängt worden.
    In dieser Form gab es den Jahrmarkt auf der Insel Nikzm im Zarin-Meer erst seit kurzem. Bisher hatte er vorwiegend als Markt für die Piraten gedient, die sich auf den vielbefahrenen Meeresstraßen umtaten. Die Besucher kamen nun zu diesem Ereignis von der Insel Zamra, die als feiner Strich am nördlichen Horizont sichtbar war, von den Inseln, die Vallia im Westen säumten, über die Doppelinsel Arlton und Meltzer im Süden, bis hin nach Vetal im Osten – von überall waren die Leute zu diesem immer wiederkehrenden Ereignis gekommen. Die meisten Piraten waren allerdings inzwischen vernichtet und bedeuteten keine Gefahr mehr. Das Ereignis war zu einem reinen Freudenfest für Bevölkerung und Geschäftsleute des Zarin-Meeres geworden.
    Die beiden barfüßigen Jungen suchten noch immer jemanden, der ihnen zuhörte – doch erfolglos. Sie liefen gegen eine dicke Frau in rotem Rock und schwarzem Wams, die vor Schreck einen Korb voller Loloo-Eier fallen ließ. Entsetzt hob sie die Hände, während die beiden Jungen ihren roten Rock festhielten, ihr ins Ohr brüllten, an ihr zupften, um sie zum Zuhören zu bewegen.
    Voller Entsetzen ergriff sie die Flucht, torkelnd lief sie dabei gegen einen Zeltmast, der umstürzend einen ganzen Baldachin in sich zusammensinken ließ, über Reihen von entschlossenen Trinkern, die sich mit gutem vallianischem Bier aus glasierten Steingutkrügen stärkten.
    Diese Anhänger Beng Dikkanes, des Schutzheiligen aller Biertrinker in Paz, sahen sich bei ihrer Lieblingsbeschäftigung gestört und erhoben ein Geschrei, das sich in dem allgemeinen Lärm schon hören lassen konnte. Mit geröteten Gesichtern kämpften sie gegen die Zeltplane und krochen fluchend darunter hervor. Den beiden Jungen, die keinen Fluchtversuch machten und die erstaunlicherweise auch nicht lachten, stand nun eine gehörige Strafpredigt bevor.
    Seg stieß mich mit dem Ellbogen in die Seite.
    »Brassud, mein alter Dom! Da kommt der Erste Ratsherr!« Segs blaue Augen waren mit einem spöttischen Blitzen auf mich gerichtet. »Wo bist du mit deinen Gedanken? Gleich ist der große
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