Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Titel: Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
Autoren: Brian Jacques
Vom Netzwerk:
 
1
     
    Matthias gab wirklich eine komische Figur ab, wie er den Kreuzgang entlangwatschelte. Flap, flap, flap machten seine übergroßen Sandalen und unter den ausgebeulten Falten seines viel zu weiten Gewandes kam der Schwanz des kleinen Novizen zum Vorschein. Er hielt inne, um zum wolkenlosen blauen Himmel hinaufzuschauen, und stolperte dabei über seine riesigen Sandalen. Die Haselnüsse aus dem Binsenkorb, den er bei sich trug, kullerten ins Gras. Er verlor das Gleichgewicht und purzelte schwanzüber auf die Nase.
    Plumps!
    Bestürzt fiepte der junge Mäuserich auf. Dann strich er sich sacht über seine feuchte Stupsnase, während er sich langsam bewusst wurde, wo er gelandet war: direkt vor den Füßen von Abt Mortimer!
    Matthias krabbelte hastig auf allen vieren herum, um die Nüsse wieder in seinen Korb zu stopfen, wobei er sich murmelnd entschuldigte und dem durchdringenden Blick seines Ältesten tunlichst auswich.
    »Äh, es tut mir Leid, ehrwürdiger Abt. Ich bin irgendwie gestolpert. Ich bin auf meinen Abt getreten, Vater Kutte. Oje, ich wollte doch sagen …«
    Der ehrwürdige Abt blinzelte ernst über den Rand seiner Brille hinweg. Schon wieder Matthias! Was war dieser junge Mäuserich doch für ein Tollpatsch. Erst neulich hatte er dem alten Bruder Methusalem beim Anzünden der Kerzen die Schnurrhaare angesengt.
    Der strenge Gesichtsausdruck des Ältesten milderte sich. Er sah zu, wie der kleine Novize da im Gras hin und her rutschte und mit beiden Pfoten die glatten Haselnüsse aufklaubte, die ihm aber immer wieder entschlüpften. Abt Mortimer schüttelte sein altes, ergrautes Haupt und bemühte sich, ein Lächeln zu verbergen, als er sich vorbeugte, um beim Aufheben der heruntergefallenen Nüsse zu helfen.
    »Ach Matthias, Matthias, mein Sohn«, seufzte er. »Wann wirst du endlich lernen, ein wenig ruhiger durchs Leben zu gehen, würdevoller und demütiger? Wie kannst du dir jemals erhoffen, als Maus von Redwall anerkannt zu werden, wenn du immer, grinsend von Schnurrhaar bis Schwanz, herumflitzt wie ein wild gewordenes Kaninchen?«
    Matthias warf die letzte Haselnuss in den Korb. Dann stand er betreten da und scharrte mit seinen großen Sandalen im Gras. Wie sollte er nur aussprechen, was sein Herz bewegte?
    Der Abt legte seinen Arm um die Schultern des jungen Mäuserichs und spürte dessen geheimes Verlangen, denn er war weise und im Laufe der vielen, vielen Jahre, in denen er mit der Leitung von Redwall betraut gewesen war, hatte er alle Seiten eines Mäuselebens kennen gelernt. Er blickte lächelnd auf seinen jungen Schützling herab und sagte freundlich: »Komm mit mir, Matthias. Wir müssen einmal miteinander reden.«
    Eine neugierige Drossel, die in einem knorrigen Birnbaum saß, beobachtete, wie sich die zwei Gestalten gemächlich auf den Großen Saal zubewegten: die eine in der dunklen, grün-braunen Farbe des Ordens gekleidet, die andere in das hellere Grün des Novizen gehüllt. Ihre Stimmen waren gedämpft, als sie sich ernst miteinander unterhielten. Die Drossel hielt sich für ganz besonders schlau, als sie sich im Sturzflug über den zurückgelassenen Korb hermachte. Mist! Im Korb lagen nur harte Nüsse, fest eingeschlossen in ihrer Schale. Und so tat sie, als würde sie das gar nicht interessieren, nur für den Fall, dass irgendein anderer Vogel dieses dumme Missgeschick beobachtet hatte. Sie zwitscherte ein paar Takte ihrer wohlklingenden Sommermelodie und schlenderte lässig zur Klostermauer hinüber, um dort nach Schnecken zu suchen.
    Es war kühl im Großen Saal. Das Sonnenlicht flutete durch die hohen, schmalen Kirchenfenster und malte schräge, regenbogenfarbene Säulen in den Raum. Abertausende Staubkörnchen tanzten und wirbelten herum, als die zwei Mäuse den uralten Steinboden betraten. Der ehrwürdige Vater blieb vor einer Wand stehen, an der ein langer Wandteppich hing. Er war Redwalls ganzer Stolz. Sein ältester Abschnitt war von den Gründern der Abtei gewoben worden, aber jede folgende Generation hatte etwas hinzugefügt, und so war der Wandteppich nicht nur ein unermesslich wertvoller Schatz, sondern auch eine prachtvolle Chronik der frühen Geschichte von Redwall.
    Der Abt bemerkte die Begeisterung in Matthias’ Augen und stellte ihm eine Frage, deren Antwort der weise Mäuserich bereits kannte: »Was schaust du dir denn da an, mein Sohn?«
    Matthias zeigte auf eine Gestalt, die in den Teppich gewoben war. Es war ein heldenhaft aussehender Mäuserich, dessen edles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher