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Nachtbrenner

Nachtbrenner

Titel: Nachtbrenner
Autoren: Myra Çakan
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und viel zu schüchtern. Ich werde nie begreifen, warum diese Frau sich in mich verliebt hat. Lara sagt immer: »Du grübelst zu viel, Chris.« Und dann sieht sie mich auf eine Art an, die ...
    Ich weiß es, heute Nacht werde ich schlafen. Und morgen mache ich den EVA.

    10/02/13.05 CET
    Ich habe die Station durch den Notausstieg im Labormodul verlassen. Von meiner jetzigen Position sieht die Delta wie mein Poster von Space Station Freedom aus, zuerst hing es in meinem Kinderzimmer über dem Bett, dann in meinem Zimmer im Studentenwohnheim. Space Station Freedom war mein Ansporn und mein Ziel. Mein Leben lang hat mich dieses Poster begleitet, bis ins Trainingscamp in Huntsville. Vor meiner Abreise habe ich es Lara gegeben.
    Ich bewege mich mit J-Packs an der Station entlang. Ich kann deutlich erkennen, wo die Erschütterung durch die Explosion den Andockring beschädigt hat. Es grenzt an ein Wunder, dass die Orion überhaupt ablegen konnte.
    Jetzt bin ich unterhalb des Kommandomoduls. Von der Bucht mit den X-Achtunddreißigern ist nur noch verbogenes Metall übrig. Die Richtungsantenne scheint unbeschädigt zu sein. Ich gehe jetzt rein.
    Alles ist verrußt. Die Rechner sind mit den Konsolen verschmort. Die Funkanlage ist nur noch ein Haufen Schlacke. Vielleicht kann ich aus dem Helmfunk meines Anzugs etwas zusammenbasteln, mit der Antenne koppeln und wenigstens ein Notsignal senden. Besser, ich nehme das Gerät aus Wassilis Anzug.
    Was rede ich hier – Wassili – wo ist Wassili?
    Oh mein Gott!

    10/02/15.05 CET
    Ich habe Wassili in die obere Ladebucht gebracht – das gekrümmte Etwas, das einmal der Bordtechniker Wassili Petrowich aus einem kleinen Dorf in der Ukraine war. Es fällt mir schwer, nach diesem Anblick von ihm als ein menschliches, atmendes Wesen zu denken.
    Plötzlich höre ich sein Lachen. Wassili hat so gern gelebt.

    10/04/03.23 CET
    Heute nacht bin ich wieder von Grigorijs Schreien aufgewacht. Und immer, wenn ich jetzt die Augen schließe, sehe ich sein verbranntes Gesicht vor mir. Wenn ich nur wüsste, ob er es geschafft hat. Selbst die schreckliche Wahrheit, dass niemand mit solchen Brandverletzungen überleben kann, würde mir eine gewisse Art von Seelenfrieden geben.
    Warum hat uns niemand auf so etwas vorbereitet? Ich fühle mich so hilflos. Ich kenne die Station in- und auswendig, nur die Gedanken in meinem Kopf sind mir völlig fremd.
    Wenn ich die Wahl hätte, Schlaflosigkeit oder diese Alpträume – ich wüsste nicht, wie ich mich entscheiden sollte. Doch noch habe ich keine Wahl. Ich brauche unbedingt ein paar Stunden Schlaf.
    Mein Gehirn fängt an, mir böse Streiche zu spielen. Gestern erst glaubte ich, Stimmen im Labor zu hören. Benja und Wassili. Sie lachten. Für einen Moment glaubte ich, dies sei die Realität, und der Unfall und Wassilis Tod nur Teil eines furchtbaren Alptraumes. Ich muss aufpassen, dass ich nicht die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit durcheinander bekomme!
    Ich habe mir ein paar von den Amphetaminen aufgehoben. Nur für den Fall, dass ich diese Alpträume nicht mehr ertragen kann.

    10/04/09.44 CET
    Die Station verliert an Höhe. Ich muss unbedingt wieder Leistung von dem großen Solarpaddle kriegen und die Aggregate aufladen.
    Seit zwei Jahren ist Delta eine Baustelle im Weltraum. Erst vier Module von zwölf wurden zusammengeschlossen, auch die Solarpaddle sind noch nicht komplett montiert. Alles geht schleppend voran. Lieferschwierigkeiten, wichtige Komponenten werden nicht gefertigt. Benja sagte, sie hätte gehört, es gäbe Überlegungen, die Station gar nicht erst fertigzustellen. Das wäre eine Erklärung für Vieles.

    10/04/12.48 CET
    Ich habe R2D2 gefunden. Er hat sich in der Aufhängung des Solarpaddles verhakt. Ich muss ihn unbedingt da wegkriegen, damit ich das Paddle manuell ausrichten kann.
    Der Robot steckt fest. Ich muss in die Station zurück, um Schneidwerkzeug zu holen. Ich hoffe, die Luftreserven reichen für einen weiteren Ausstieg.

    10/04/13.07 CET
    Ich habe meinen Anzug beschädigt. Es ist nicht dramatisch, doch aus einem Schnitt entwich Luft. Ich habe es zu spät gemerkt. Erst als der Alarm anging. Ich hoffe, dass mir Wassilis Anzug passt.

    10/07/05.23 CET
    Es geht voran. Ich habe wieder die ganze Nacht durchgearbeitet. Gestern konnte ich den Robot aus der Verstrebung schneiden und hatte für vier Umrundungen volle Energie von dem großen Paddle. Trotzdem arbeiten die Systeme der Lebenserhaltung nicht sehr zuverlässig. Es ist
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