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Nachtbrenner

Nachtbrenner

Titel: Nachtbrenner
Autoren: Myra Çakan
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Tag und Nacht das gleiche Bild, die gleiche atemnehmende, lautlose Hektik. Angespannte Gesichter im Licht der Monitore – City-Force-Agenten im Innendienst. Abziehbilder der Realität, nur über ihre Terminals mit der Wirklichkeit verbundene, klaustrophobe Psychopathen? Vielleicht. Privilegien, ihr Downtown-Cops? Kommt in die Zentrale, und seht sie euch an.
    Sind wirklich nicht so schlimm, die Typen, tun nur ihren Job. Wie Sergeant Fraser.
    »Tür zu, Donovan. Wo ist DelMonico?«
    Ich lehn mich gegen die geschlossene Tür, kann das Weiße in Frasers Augen sehen, macht mich jedes Mal nervös, der verdammte Scheißkerl. Jede Wette, er weiß das. Und Del – warum lässt sie mich schon wieder hängen?
    »Ich will von der Nachtschicht runter, Sergeant.«
    Und von diesem verdammten Fall, von dem jeder sagt, es gibt ihn nicht, bis auf meine Partnerin, die heute Nacht was Besseres vorhat.
    »Anfänger nehmen, was sie kriegen, in Ihrem Fall ist das die Nachtschicht. Kapiert, Donovan?«
    Er lehnt sich zurück und kippt seinen Stuhl gegen die abgestoßene Wand. Über seinem Kopf – mit persönlicher Widmung das offizielle Foto von Bürgermeister Warrings letztem Wahlkampf. Frag mich, ob ich im richtigen Office bin – Fan der Warring-Familie – Fan von verschwundenen Akten. Gefallen gegen Gefallen, Sergeant?
    »Dachte, Sie wissen vielleicht, wo meine Partnerin steckt, Sergeant.«
    »Die Fragen stelle ich, Agent Donovan.«
    Was ist los mit Fraser – ist sonst nicht der Typ für solche plumpen Manöver, offene Drohungen sind da schon mehr sein Stil. Seine Finger klopfen wie beiläufig auf die Tasten seines Comp. Ich versuch, die Daten auf dem Monitor zu lesen. Verdammt, irgendwie glaub ich, dass Fraser genau damit rechnet.

City-Force-Agent AJ733894 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.

    Wieder hat’s einen erwischt. Wieder einen – mit Dels Nummer. Fraser, der Scheißkerl, er hat’s die ganze Zeit gewusst. »Donovan, wo ist DelMonico?«
    »Los, sagen Sie’s, was ist passiert?«
    Ich spring auf, pack ihn, schrei Worte, Drohungen.
    »Die Daten sind noch nicht ausgewertet«, sagt er lahm. »Tut mir leid, Donovan, ist immer hart, den Partner zu verlieren.«
    Gerede, nichts als Gerede. Doch ich werd’s rausfinden. Kein Fall, City-Agents, keine Akte, keine Partnerin. Ich weiß nicht genau, was ich fühl – Zorn, Trauer, und auch Enttäuschung und Wut über einen Verrat ohne sichtbaren Verräter.
    »Nehmen Sie sich ein paar Tage frei, Donovan«, sagt Fraser. »DelMonico war eine der Besten.«
    Seine Worte hinterlassen einen schlechten Geschmack, klingen falsch, so falsch wie Bürgermeister Warrings Wahlkampflächeln.

    Schichtende von einer ganz gewöhnlichen Nachtschicht – nur ein Ausfall für die Abteilung. Draußen in den Straßen liegt immer noch der gleiche Müll, ist immer noch Smogalarm. Und irgendwo, da draußen, will einer den großen Stardust-Deal machen, einer ohne Gesicht, ein Schatten mit mächtigen Freunden und viel Protektion. Was bleibt, sind seine Opfer, und sie haben Gesichter, sehen aus wie das Mädchen aus der Uptown – Shirette – und wie meine Partnerin – City-Force-Agent DelMonico.

Das Kalte Licht der Sterne

    09/28/09.48 CET
    Benja sagt, Wassili ist tot. Ich muss es ihr glauben. Sie sagt, da drinnen kann keiner überleben. Aus dem Kommandomodul dringt immer noch Rauch. Ich weiß nicht mal, ob die Löschanlage funktioniert. Die Schleuse blockiert und ich kann nicht hinein – will es auch gar nicht. Ich habe Angst vor dem, was mich drinnen erwartet. Bin ich deshalb ein Feigling?
    Benja sagte, nein. Sie küsste mich und nannte mich ihren Helden. Dann verriegelte sie die Schleuse. Ich hatte nicht den Mut, der Orion beim Ablegen zuzusehen.
    Zwei mussten zurückbleiben. Einer ist Wassili, der andere ...
    Ich ... was tue ich hier?

    09/28/09.55 CET
    Die Unterkunft sieht aus wie immer. Keiner hatte Zeit, seine Sachen zu packen. Die Magic Cards von Tom liegen noch auf dem Tisch – Tom und Davina haben Brüche und innere Verletzungen. Erst gestern haben er und der Commander zusammen gespielt. Wassili machte einen Witz und sagte – Tom lachte ... ich kann mich nicht mehr erinnern, worüber. Und der Commander ... Wie heißt eigentlich der Commander? Haben wir ihn jemals anders genannt? Ich bin sicher, er hat einen Namen. Jeder hat einen Namen. Ich heiße Chris. Christopher Warncke, Erster Ingenieur auf der Raumstation Delta 2. Chris Warncke.
    Der Doktor hat mir noch eine Injektion gegeben. Gegen den
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