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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands
Autoren: Kinley MacGregor
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Freund gut genug, um zu wissen, dass er wünschte, die Maid würde sich einen anderen Heiratskandidaten suchen. Beide, er und Christian, waren leidenschaftliche Junggesellen und verspürten nicht den leisesten Wunsch, sich an eine Frau zu binden.
    Jedenfalls nicht länger als eine Nacht.
    Stryder betrat als Erster sein rotweiß gestreiftes Zelt. Er legte seinen Helm auf den Tisch und streifte die Kettenhandschuhe ab. »Wirst du bald in deine Heimat zurückkehren, um sie zu heiraten?«
    Bitterer Zorn blitzte in Christians Augen auf. »Ich habe keinerlei Bedürfnis heimzukehren, und zwar aus verschiedenen Gründen. Ich mag ja ein Prinz sein, aber schuldig bin ich meiner Familie deswegen nichts. Meine Loyalität gilt nur noch der Bruderschaft.«
    Stryder nickte verständnisvoll. Christian hatte es seiner Sippschaft zu verdanken, dass er in dem Kloster eingesperrt worden war, das die Sarazenen später überfallen und verwüstet hatten. Christian war im Alter von sechs Jahren nach dem Tode seiner Eltern von seinem Onkel in der Hoffnung ins Kloster gesteckt worden, dem Jungen dort ein wenig die Flausen auszutreiben, bis dieser alt genug wäre, den Thron zu besteigen. Als Marionettenkönig natürlich, den der Onkel nach Belieben manipulieren könnte.
    Dieser Plan war so schief gegangen, wie es nur ging, denn der Mann, der nun an Stryders Seite stand, war hart wie Stahl und ließ sich von keiner Macht der Welt -oder des Himmels - manipulieren.
    In diesem Moment platzte Druce, Stryders Knappe, ins Zelt. Der Vierzehnjährige war ein hoch aufgeschossenes, ungeschicktes Füllen. Sein schwarzer Lockenschopf war kurz geschnitten, sah aber trotzdem immer zerzaust aus. Der Junge, ein Tagträumer, stolperte gewöhnlich über alles, was ihm vor die Füße geriet. Stryder verlor dennoch nie die Geduld mit ihm.
    Druce war, wie Stryder in seinem Alter, ein Waise und ein Mündel der Krone.
    »Vergebt mir, dass ich zu spät bin, Mylord«, stammelte der Junge, nahm einen Hocker und schob ihn zu seinem Herrn hin. »Da war diese Sängerin, sie war einfach fantastisch! Ich hätte ihr den ganzen Tag zuhören können. All diese Geschichten, über vom Schicksal auseinander gerissene Liebende.« Druce kletterte auf den Schemel und streckte sich, um die Schulterriemen von Stryders Rüstung zu lösen.
    Dieser duckte sich grunzend, um es dem Jungen leichter zu machen.
    Stryder kam nicht umhin, den genauen Moment zu erfassen, in dem Druce schließlich merkte, dass sie nicht allein waren - er fiel nämlich buchstäblich vom Hocker. Dabei hätte er auch noch um ein Haar seinen Herrn mitgerissen.
    Zerknirscht blickte der Ungeschickte zu Stryder auf. »Vergebung, Lord Stryder. Habe ich etwa gestört?«
    »Nein«, antwortete Stryder, reichte dem Jungen die Hand und zog ihn auf die Füße. »Christian und ich haben uns über Belanglosigkeiten unterhalten.« Stryder stellte seinen Gast vor. »Christian von Acre, darf ich dir Druce vorstellen, mein Mündel und meinen Knappen.«
    »Sei gegrüßt, Druce«, sagte Christian, um Stryder anschließend einen besorgten Blick zuzuwerfen. »Ist Raven etwas zugestoßen?«
    »Nein. Er wurde kürzlich zum Ritter geschlagen und schläft, wie alle jungen Ritter seines Alters, den Rausch von gestern aus.«
    Christians Miene entspannte sich sogleich; er grunzte verständnisvoll. Druce machte sich derweilen wieder an die Aufgabe, seinem Herrn aus der Rüstung zu helfen.
    Dabei schwatzte er munter weiter von der singenden Dame, die einen so starken Eindruck auf ihn gemacht hatte. »Habt Ihr je von der >Lady of Love< gehört, Mylord?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, antwortete Stryder.
    »Aber ich«, warf Christian ein, nahm am Tisch Platz und schenkte sich einen Krug Ale ein. »Genau dein Typ, Stryder. Eine berühmte Minnesängerin. Sie verachtet Ritter und dichtet ausschließlich Lieder über die höfische Liebe und wie wichtig sie gerade in diesen brutalen und blutrünstigen Zeiten sei.«
    Stryder schürzte verächtlich die Lippen. Wenn er eins nicht ausstehen konnte, dann waren es Leute, die die Tugenden der sogenannten höfischen Liebe priesen. Dieses angeblich so noble Gefühl hatte mehr Leben gekostet als jedes Schwert. »Die Pest soll sie holen, sie und alle ihres Schlages.«
    »Aber nein, Mylord«, ereiferte sich Druce. Ein träumerischer Ausdruck legte sich über seine Züge. »Sie ist schöner als die Venus und ihre Stimme beschämt selbst eine Lerche. Es gibt keine ihresgleichen, sie ist einzigartig. Ihr solltet
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