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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands
Autoren: Kinley MacGregor
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hören, mit welcher Inbrunst sie davon singt, wie schön unser Leben doch sein könnte, wenn wir mit derselben Leidenschaft nach Frieden streben würden wie nach Krieg.«
    Stryder und Christian tauschten einen vielsagenden Blick. »Du bist noch jung, Druce. Eines Tages wirst auch du merken, dass die Weiber alle gleich sind. Alle wollen sie nur eines: einen Ehemann, dem sie dann mit ihrem ewigen Genörgel das Leben zur Hölle machen können. Nein, die Weiber sind nur zu einem nütze.«
    »Und das wäre, Mylord?«, erkundigte sich Druce interessiert.
    Christians Augen funkelten amüsiert. »Das wirst du bald genug feststellen, Knabe. Vorläufig bist du noch zu jung dafür.«
    Druce, dessen Mund sich zu einem kleinen O geformt hatte, das vermuten ließ, dass er schon so eine gewisse Ahnung hatte, raffte die Rüstungsteile seines Herrn zusammen.
    Stryder warf seinem Knappen einen kleinen Beutel mit Münzen zu. »Bring die Rüstung zum Polieren. Den Rest des Tages kannst du dir freinehmen.«
    Druce strahlte. Er bedankte sich überschwänglich und rannte, die Rüstung über der Schulter, den Geldbeutel fest umklammert, davon.
    »Du verwöhnst ihn viel zu sehr«, meinte Christian.
    Stryder zuckte mit den Schultern. »Kinder sollten verwöhnt werden. Wir haben so was ja nie gekannt.«
    Christians Blick verdüsterte sich, und Stryder fragte sich unwillkürlich, ob man ihm selbst die Wunden der Vergangenheit wohl ebenso deutlich ansah wie seinem Freund.
    Er und Christian waren nach dem Motto >Nur die Knute lässt die Jugend reifen< erzogen worden.
    Stryder konnte mit einem einzigen Hieb einen erwachsenen Mann fällen. Ihm wurde ganz übel bei der Vorstellung, die Hand gegen jemanden zu erheben, der so viel kleiner und schwächer war als er. Mit einem unvorsichtigen Schlag könnte er den Knaben töten. Tatsächlich hatte ihm sein eigener Herr den Kiefer gebrochen, als er in Druces Alter war, und das nur, weil er das Schwert des Mannes fallen gelassen hatte.
    So weit wollte er es nie kommen lassen. Eher würde er sich den Arm abhacken lassen, als seine Wut an einem Schwächeren auszulassen.
    Stryder wollte gerade nach einem Handtuch greifen, als der Eingang zu seinem Zelt zurückgeschlagen wurde. Fast befürchtete er, dass es sich um eine seiner hartnäckigeren Bewunderinnen handelte, die gekommen war, um sich ihm feilzubieten, doch zu seiner Überraschung war es sein Bruder Kit, der sich kaum je in Stryders Zelt blicken ließ, hasste er doch Kampfhandlungen und Brutalitäten jeder Art.
    Wie zuvor schon Druce, übersah Kit zunächst den in einer dunklen Zeltecke sitzenden Christian.
    In ein knallbuntes, orangerotes Wams gehüllt hatte Kit einen mit Briefen, Bändern und anderem weiblichen Zierrat überquellenden Korb mitgebracht.
    »Was soll das denn?«, wollte Stryder wissen, als Kit ihm den Korb übertrieben ehrerbietig zu Füßen legte.
    Kit nahm schwungvoll die orange Kappe ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Liebesgaben deiner Verehrerinnen. Ich habe den Auftrag, dir dies hier persönlich auszuhändigen und dafür zu sorgen, dass kein anderer als du selbst Hand daran legt.«
    Christian lachte.
    Kit fuhr herum und erblickte nun zum ersten Mal den Mönch, der lässig in einem Sessel lümmelte, einen Krug Ale auf dem Bauch, die langen Beine an den Knöcheln überkreuzt vor sich ausgestreckt.
    Kits himmelblaue Augen weiteten sich merklich. »Verkehrst du jetzt schon mit Pfaffen?«
    Stryder schnaubte verächtlich. »Keineswegs. Kit, darf ich dir einen alten Freund von mir vorstellen, Christian. Christian, das ist mein kleiner Bruder Kit.«
    Christian nickte Stryders Bruder zu.
    Kits Blick hing interessiert an dem Mönch. Als er jedoch dessen gespornte Stiefel bemerkte, trat ein spekulativer Ausdruck in seine Augen.
    Stryder räusperte sich dezent, um Kits Augenmerk auf sich zu lenken. Als dieser ihn ansah, schüttelte er unmerklich den Kopf.
    Kit begriff sofort und verkniff sich jede Frage. Stattdessen bückte er sich und nahm einen Brief mit einem roten Samtbändchen, an dem ein Schlüsselchen hing. »Diese Lady hier zum Beispiel schärfte mir besonders dringlich ein, dir ihre Gabe persönlich zu übergeben, denn ansonsten, so drohte sie, würde sie mir das Essen vergiften. Um mir also das Geld für einen Vorkoster zu ersparen, tue ich hiermit, was mir aufgetragen wurde.«
    Stryder verdrehte die Augen. Kit erbrach derweil flink das Siegel und zog den Brief hervor, den er laut vorlas:
    Mylord, es ist mir eine
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