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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands
Autoren: Kinley MacGregor
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kaum sechzehn Jahre alt gewesen und sein Fluchtweg war entdeckt worden, noch bevor einer von ihnen die Chance gehabt hatte, ihn zu benutzen.
    Als daraufhin die Sarazenen erschienen, um an einem von ihnen ein Exempel zu statuieren, hatte sich der Schotte freiwillig gemeldet, da er wusste, dass der eigentlich Schuldige das, was ihn erwartete, nie überlebt hätte.
    Der Schotte war ganze vierzehn Tage lang gefoltert worden, und als man ihn wieder in ihre Zelle warf, hatte er ein Auge verloren und war fürchterlich entstellt.
    Danach war er nie wieder derselbe geworden. Stryder warf sich bis heute vor, nicht selbst die Strafe auf sich genommen zu haben.
    »Du kannst nicht das Leid der gesamten Welt auf deine Schultern nehmen, Stryder. Manche Dinge sind eben einfach vorherbestimmt.«
    Stryder nahm einen tiefen Schluck Wein und sagte nichts.
    Das brauchte er auch nicht. Die beiden kannten einander so lange, dass Christian auch so wusste, was in ihm vorging.
    Die Aufgabe, die sie auf sich genommen hatten, war hart und fand nie ein Ende. Sie hatten mehr Verpflichtungen, als sie je würden erfüllen können, und beide fühlten sich für jedes einzelne Mitglied ihrer Gruppe verantwortlich.
    Ein einsames Leben.
    Sicher, sie konnten jede Maid haben, auf die ihr Augenmerk fiel, ob Jungfrau oder nicht. Doch was dann?
    Keiner der beiden konnte oder wollte sich eine Frau aufhalsen, die noch mehr von ihrer ohnehin knapp bemessenen Zeit beanspruchen würde.
    Auf Christian wartete die Verantwortung eines künftigen Regenten, aber Stryder ... Stryder wurde von inneren Dämonen gejagt. Dämonen, vor denen es kein Entrinnen gab.
    Niemals.
    Christian konnte nur hoffen, dass sie seinen Freund nicht am Ende in den Wahnsinn trieben, so wie sein Vater am Ende wahnsinnig geworden war.
    Es war wohl bekannt, dass Geoffrey von Blackmoor sich mit eigener Hand das Leben genommen hatte.
    Aber erst, nachdem er versucht hatte, den eigenen Sohn umzubringen.

2. Kapitel
    Du hättest dabei sein sollen, Rowena!«
    Rowena de Vitry versuchte den Ergüssen ihrer Hof-dame, Elizabeth, mit einem geduldigen Lächeln zu lauschen.
    Die Damen saßen auf Holzschemeln vor dem offenen Fenster und ließen sich von ihren Zofen Frisur und Kopfputz richten.
    »Lord Stryder kam gerade aus seinem Zelt, als wir auf dem Rückweg zur Burg waren. Keinen Meter war er von uns entfernt und hatte so gut wie nichts an!« Mit einem träumerischen Seufzer, den Blick in unbestimmte Fernen gerichtet, stützte Elizabeth den Ellbogen auf die Frisierkommode.
    Rowena gelang es mit einiger Mühe, nicht die Augen zu verdrehen. Ihre Freundin benahm sich wie ein unreifes Ding. Rowena zweifelte nicht daran, dass Elizabeth, wenn sie sich selbst überlassen wäre, die nächsten vierzehn Tage mit Seufzen und Aus-dem-Fenster-starren verbringen würde.
    »Einen besser gebauten Mann hast du noch nicht gesehen. Sein rabenschwarzes Haar war tropfnass und das Wasser rann ihm über die muskelbepackte Brust ...«
    Elizabeth seufzte erneut auf. »Diese Brust hättest du sehen sollen! Beim Atmen hat sich jeder einzelne Muskel bewegt!«
    Rowenas Lächeln gefror allmählich. »Ja, und man kann bestimmt auch sehen, wie sich jeder einzelne Mus-kel bewegt, wenn er einem armen Mitmenschen das Schwert in den Leib rammt.«
    »Oh, ganz bestimmt«, stimmte Elizabeth ihrer Freundin begeistert bei und setzte sich gerade hin, um es ihrer Kammerzofe leichter zu machen, die soeben dabei war, die Zöpfe ihrer Herrin kunstvoll um deren Kopf zu schlingen und festzustecken. »Er ist immerhin der tapferste Ritter im ganzen Christenreich. Warum würde man ihn wohl sonst den Streiter des Königs nennen?«
    »Ja, warum wohl«, brummelte Rowena mit zusammengebissenen Zähnen. Ritter. Wie sie das Pack doch verachtete und alles, was sie repräsentierten! Tod und Krieg waren entsetzlich und keineswegs etwas, das es zu bewundern oder gar zu glorifizieren galt.
    Sie begriff einfach nicht, wie man auch noch stolz darauf sein konnte, Elend und Leid zu verbreiten.
    Sie hasste den Krieg und alle, die daran beteiligt waren, hasste ihn aus tiefster Seele, seit sie als Elfjährige die Nachricht vom Tod ihres Vaters erhalten hatte, der im Kampf gefallen war. Im Gegensatz zu ihren Freundinnen fiel es ihr nicht ein, beim Anblick eines Todbringers vor Bewunderung in Ohnmacht zu fallen. Sie machte im Gegenteil einen weiten Bogen um diese Art von Mann.
    Die Pest sollte sie holen, allesamt.
    Tief in ihrem Herzen sehnte sie sich nach einem sanften,
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