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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands
Autoren: Kinley MacGregor
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sie besaß.
    Der Mann war ein Riese! Hochgewachsen und muskulös, hielt er sie mühelos in den Armen. Sein unmodisch langes Haar verriet, dass ihm die derzeitige Mode egal war, und der Humor in seinem Blick ließ auf eine freundliche Natur schließen.
    Unter seinem faszinierten interessierten Blick wurde sie rot wie ein Schulmädchen.
    Die Haltung, in der er sie hielt, war alles andere als schicklich. Ihr Oberkörper war weit nach hinten gebeugt, sodass nur die Kraft seiner Arme sie vorm Umfallen bewahrte. Dennoch fühlte sie sich sicher und aufgehoben in diesen Armen, und auf seinem attraktiven Gesicht spiegelte sich ein Ausdruck von belustigter Besorgnis.
    »Alles in Ordnung, Mylady?«, erkundigte er sich.
    Seine männlich sonore Stimme klang wie Musik in ihren Ohren. Ein satter Bariton, der sicher eine wundervolle Gesangsstimme abgäbe.
    Dennoch hatte er etwas Gefährliches an sich, etwas, das verriet, dass er nur seinen eigenen Regeln folgte und sich von nichts und niemandem etwas vorschreiben ließ. Etwas Dunkles, ja Düsteres haftete ihm an, das einem Angst hätte einjagen können, wäre es nicht durch seinen offensichtlichen Charme und Humor gemildert worden. Eine eigenartige Mischung, eine Mischung, die sie förmlich in den Bann schlug.
    Das wellige schwarze Haar reichte ihm bis über die Schultern, und als er lächelte, bildeten sich in seinen Wangen tiefe Grübchen.
    Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und sie wurde von einem köstlichen Schauder erfasst, als sie diese entzückenden Grübchen sah.
    Außerdem hatte er ihr eine Frage gestellt. Sie wusste es ganz genau. Aber was er sie gefragt hatte, daran konnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern.
    Ihr Verstand setzte erst wieder ein, als er sie absetzte und losließ.
    Erst da merkte sie, dass sie willenlos in seinen Armen gehangen hatte, genauso kindisch und töricht wie ihre Freundinnen. Ihre Wangen wurden, so weit dies möglich war, noch röter - diesmal jedoch vor Scham.
    Mühsam riss sie sich von dem schelmischen Funkeln in seinen stahlblauen Augen los und richtete den Blick stattdessen Hilfe suchend auf seine Brust. Diese steckte in einem eng anliegenden rotschwarzen Wams, unter dem sich deutlich seine herrlichen Muskeln abzeichneten, Muskeln, die sie gerade eben nur zu deutlich gespürt hatte ...
    Er war die reinste Augenweide.
    Jedenfalls so lange, bis sie es erblickte ...
    Das Schwert an seinen männlichen schmalen Hüften.
    »Ihr seid ein Ritter«, verkündete sie mit langsam auf-keimender Verachtung. Daher also diese Aura von Gefahr und Düsterkeit, diese dunkle Seite.
    Ein Ritter. Ein Mörder. Beides war für sie ein und dasselbe, sie hätte wissen müssen, dass er zu diesem verachtenswerten Pack gehörte. Es sollte sie wahrhaftig nicht überraschen. Die meisten Adeligen waren Ritter. Dennoch war sie bitter enttäuscht.
    Wäre er doch nur ein anderer! Was für eine Schande, dass ein so schöner Mann seine Zeit mit solch einer grausamen, sinnlosen Beschäftigung vergeudete.
    »Aye, Mylady«, sagte er mit seiner wundervollen, melodischen Stimme. »Ein Ritter bin ich, allzeit zu Euren Diensten.«
    Vielleicht hätte sie ihm dankbar für seine flinken Reflexe sein sollen, die sie vor dem Hinfallen bewahrt hatten, doch diese Reflexe waren nur deshalb so flink, weil er sie im Kampf beim Töten seiner Gegner geschärft hatte. Nein, besser hinfallen, besser nicht aufgefangen werden, wenn es dafür nur weniger Ritter und dadurch weniger sinnloses Abschlachten auf der Welt gäbe.
    »Ich muss mich wohl für Eure Hilfe bedanken«, sagte sie in einem Ton, dessen Kälte ihrer Gemütsverfassung in nichts nachstand.
    Damit wandte sie sich von ihm ab.
    »Mylady?«
    Ohne zu überlegen, blieb sie stehen und drehte sich noch einmal zu ihm um.
    »Wollt Ihr mir nicht Euren Namen verraten?«
    »Nein.«
    Als sie sich abermals zum Gehen wandte, vertrat er ihr den Weg. »Nein?«, sagte er mit einer Miene, in der sich sein Erstaunen spiegelte, die aber dennoch Wärme und Charme versprühte. Es war offensichtlich, dass er dieses Wort nicht oft von den Lippen einer Maid zu hören bekam.
    »Ihr benötigt meinen Namen nicht, edler Ritter. Ich denke, dass es hier jede Menge Damen gibt, die Euch nur zu gerne ihren Namen verraten würden. Ich gehöre jedoch nicht zu ihnen.«
    Ein Mundwinkel zuckte. Diesmal zeichnete sich lediglich in seiner linken Wange ein Grübchen ab. Gegen ihren Willen fand sie ihn - ja was?
    Unterhaltsam?
    Nein, das war nicht der richtige Ausdruck. Sie
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