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007 - Das Grauen von Blackwood Castle

007 - Das Grauen von Blackwood Castle

Titel: 007 - Das Grauen von Blackwood Castle
Autoren: Larry Brent
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    Sie hörte das Geräusch von der Terrasse her. Schlaftrunken drehte sich
Eileen Evans auf die Seite, und ihre Augenlider zuckten. In ihr Bewusstsein
stahl sich der Gedanke, dass Dave doch noch gekommen war. Der scheue, ein wenig
verklemmte Mann aus dem Schloss.
    Ein Lächeln umspielte ihre feuchten, schimmernden Lippen. Sie war bereit,
ihren Liebhaber zu empfangen.
    Doch es war kein Mann, der die vorsorglich angelehnte Terrassentür weit
aufstieß. Es war das Grauen, das sich ins Zimmer schlich, ein zum Leben
erwachter Alptraum!
    Die Bewegung erstarb urplötzlich neben ihrem Bett, leise, schmatzend,
pulsierend – ein feuchter, glitschiger Körper, der sich über den Bettrand
schob.
    Eileen wurde von einer Sekunde zur anderen hellwach.
    Doch sie sah nichts. Es war zu finster.
    Der schleimige Berg, der sich unter die Decke schob, war bereit, von ihrem
Körper Besitz zu ergreifen. Er berührte ihre nackten Beine, die Schenkel und
wälzte sich über ihren Bauch ...
    Der rechte Arm der jungen Frau zuckte nach hinten und versuchte, die
Nachttischlampe zu fassen. Sie wollte sehen, was hier geschah.
    Feucht und kalt war das riesige Etwas, das sie überwältigte und ihr die
Luft nahm. Nur ihre zuckenden Hände lagen noch frei. Ihre Finger krallten sich
im Todeskampf in den weichen, gallertartigen Leib, diesen riesigen, glitschigen
Fleischball, der sich lautlos in der Dunkelheit fortbewegte und einen
erdrückten, mit Schleimfäden überdeckten Leichnam in dem zerwühlten Bett
zurückließ.
    Eileen Evans' Hände ragten wie zwei dunkle, knorrige Äste in die Höhe. Ihre
Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen – starr und gläsern.
     
    ●
     
    Das Schloss lag in völliger Dunkelheit.
    Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen.
    Der wuchtige Turm auf dem Hauptgebäude trug noch eine uralte, mit riesigen
Messingzeigern versehene Uhr. Dumpf und monoton schlug sie zwölfmal.
    Da tauchte eine schattengleiche Gestalt hinter einer riesigen Eiche auf,
verharrte sekundenlang in der Bewegung und schien sich erst zu besinnen,
welchen Weg sie einschlagen sollte.
    Dave Wellington kam von der anderen Seite des Parks, wo die Gästehäuser
standen. Die Räume dort waren im Augenblick noch nicht alle belegt. Am Morgen
waren die letzten Gäste abgereist, außer der jungen Eileen Evans, die aus einem
besonderen Grund hiergeblieben war.
    Dave Wellingtons Gesicht war kreidebleich. Kalter Schweiß stand auf seiner
Stirn, als er sich dem düsteren, halb zerfallenen Anbau des Schlosses näherte
und seine Rechte auf die schwere bronzene Klinke legte, die eine massive
Bohlentür zierte.
    Er warf einen scheuen Blick zurück, als erwarte er jemanden oder könne sich
von einem bestimmten Anblick nicht losreißen. Er sah in die Richtung des hinter
dichten Baumreihen stehenden Gästehauses. Was hatte er dort gewollt?
    Sein Blick fiel auf seine schmalen, zitternden Hände. Er schluckte, als er
die blutigen Kratzer sah.
    Wie kam er zu diesen Verletzungen?
    Mit einer mechanischen Bewegung drückte er die schwere Türklinke herab,
nachdem er den armdicken Bolzen zurückgeschoben hatte, und überschritt die
steinerne Schwelle. Kälte und Dunkelheit umfingen ihn, als er die Tür hinter
sich zuschlug. Doch er fand sich mit traumwandlerischer Sicherheit auf den
steilen, ausgetretenen Steinstufen zurecht. Sie waren glitschig und gefährlich,
ein Fehltritt konnte den Tod bringen. Die Treppe führte in ein dunkles,
gewölbeähnliches Loch. Schwarz und drohend türmten sich zu beiden Seiten
riesige Steinquader neben ihm auf – der Durchgang für einen Zyklopen! In einer
Höhe von sechs Metern lag ein rohbehauener riesiger Block quer über den
aufrecht stehenden Säulen. Das Gewölbe erweiterte sich, und breite Durchgänge
dehnten sich nach allen Richtungen wie die Beine einer Spinne aus.
    Dave Wellington begann zu rennen.
     
    ●
     
    Der Tag war trocken und heiß. Am Himmel stand kein Wölkchen.
    Die Hitze breitete sich wie ein Tuch über das Land. Auf dem Schloss mit dem
Burggraben und der alten, baufälligen Ruine, die sich den verwitterten Resten
eines moos- und grasüberwachsenen Turms anschloss, herrschte um die
Mittagsstunde Hochbetrieb.
    Viele Touristen waren gekommen, um das Schloss zu besichtigen. Es gab eine
umfangreiche Bibliothek, eine großartige Bilder- und Waffensammlung und den
Blauen Salon, den der Earl of Wellington zur Besichtigung freigegeben hatte.
Zwei Drittel des Schlosses jedoch, in dem er mit seiner Familie und
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