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Lichtjahre

Lichtjahre

Titel: Lichtjahre
Autoren: James Salter
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Dieser Roman ist das virtuose Portrait einer Ehe, geschrieben von einem Autor, der bereits jetzt zu den Klassikern der amerikanischen Moderne zählt. Es ist die Geschichte von Nedra und Viri, deren privilegiertes Leben in einem schönen alten Haus an einem Fluß in der Umgebung von New York um Dinnerpartys kreist, um Gäste und Freunde, um Spiele mit ihren Kindern, Feiertage und Geschenke und fast perfekte Tage beim Picknick im Sommer, bei den endlosen Ferien in Amagansatt am Atlantik oder beim Eislaufen auf dem winterlichen Fluß. Aber Salters zugleich poetischer und lakonischer Blick fällt auch auf die ersten Risse in diesem Gemälde einer Ehe, dieser Fassade einer vollkommenen Familie, die von Freunden und Verwandten so bewundert wird - Risse, die schließlich das harmonische Bild zerstören werden. Viri verliebt sich in eine junge Mitarbeiterin, die ihn nach einer kurzen Affäre brutal verläßt. Nedra hat ein langjähriges Verhältnis mit Jivan, einem Freund der Familie, der in der benachbarten Kleinstadt lebt. Erotisch, verführerisch, witzig, stili stisch virtuos und elegant ist dieser klassische Roman einer Generation, die die Grenzen ihres Glücks entdeckt - und sich gezwungen sieht, es ganz zu zerstören. James Salter hat einen Gesellschaftsroman auf höchster literarischer Ebene geschrieben, einen Roman über die unerbittliche Arbeit der Zeit, ein Werk, das in den Kanon der modernen amerikanischen Literatur eingegangen ist.

    JAMES SALTER wurde 1925 geboren und wuchs in New York auf. Er studierte in West Point und trat 1945 in die Air Force ein. Er diente zwölf Jahre im Pazifik, in den USA, in Europa und Korea. Salter nahm seinen Abschied, als 1957 sein erster Roman erschien. Seitdem lebt er als freier Schriftsteller in New York und auf Long Island. Sein Werk ist mit vielen Preisen ausgezeichnet worden, darunter der Award der American Academy und der PEN/Faulkner Award. James Salter gilt heute als moderner Klassiker der amerikanischen Literatur. 1997 erschien seine Autobiographie Burning the Days.

JAMES SALTER
    LICHT
    JAHRE

    ROMAN

    Deutsch von Beatrice Howeg

    BERLIN VERLAG

Die Originalausgabe erschien 1975 unter dem Titel
    Light Years
    bei Random House
    © 1975 James Salter
    Für die deutsche Ausgabe
    © 1998 Berlin Verlag, Berlin
    Alle Rechte vorbehalten
    Umschlaggestaltung:
    Nina Rothfos und Patrick Gabler, Hamburg Gesetzt aus der Goudy
    Druck & Bindung:
    Druckerei F. Pustet, Regensburg
    Printed in Germany 1998
    ISBN 3-8270-0095-5
    Gedruckt auf chlor-und säurefreiem Papier

    1 2 3 4 5 02 01 00 99 98

EINS

1
    Wir schießen über den schwarzen Fluß, das flache Wasser ist glatt wie Stein. Kein Schiff, kein Ruderboot ist zu sehen, nicht ein einziges Weiß. Das Wasser ist zerfurcht, aufgebrochen vom Wind. Diese große Meeresbucht ist weit, endlos. Der Fluß ist brackig, blau vor Kälte. Er zieht verschwommen unter uns dahin. Die Seevögel hängen über ihm, sie kreisen, verschwinden. Wir schnellen über den weiten Fluß, ein Traum aus der Vergangenheit. Die Tiefen bleiben hinter uns, der Grund bleicht die Oberfläche, wir jagen an den Untiefen vorbei, an wintergelagerten Booten, verlassenen Stegen. Und auf Flügeln wie die Möwen steigen wir in die Höhe, drehen uns um, blicken zurück. Der Tag ist weiß wie Papier. Die Fenster sind eisig. Die Steinbrüche liegen verlassen, die Silbermine verschüttet. Der Hudson ist von ungeheurer Weite hier, weit und ruhig. Ein dunkles Land, ein Land der Störe und Karpfen. Im Herbst war er silbern von Shadfischen. Oben zogen die Gänse in langen, sich wandelnden Keilen dahin. Die Flut strömt vom Meer herein.
    Die Indianer suchten, so sagt man, einen Fluß, der »in beide Richtungen fließt«. Hier fanden sie ihn. Der Salzkeil dringt bis zu fünfzig Meilen ins Land; manchmal erreicht er Poughkeepsie. Früher gab es hier riesige Austernbänke, Robben im Hafen, in den Wäldern unerschöpfliches Wild. Dieser große Gletscherbruch mit seinen einladenden Buchten, Uferstände von wildem Sellerie und Reis, dieser majestätische Fluß. Die Vögel ziehen, aufgereiht wie Perlen, auf waagerechter Flugbahn vorüber. Sie scheinen langsam heranzukommen, dann werden sie schneller, schießen wie Pfeile über einem dahin. Der Himmel hat keine Farbe. Ein Gefühl von Regen hängt in der Luft.
    All das hier gehörte einmal den Niederländern. Dann, wie so vieles andere, den Engländern. Der Fluß ist ein Spiegel. Er hält nur Stille, eine glitzernde Kälte. Die Bäume sind kahl. Die
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