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Nacht des Verfuehrers - Roman

Nacht des Verfuehrers - Roman

Titel: Nacht des Verfuehrers - Roman
Autoren: Lydia Joyce Gabi Langmack
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von sich, irgendwo zwischen
Kichern und Schluchzen. »Ich habe irrtümlich versucht, einen britischen Spion um den Finger zu wickeln. Ich habe ihm alles versprochen …« Bevor Dumitru etwas sagen konnte, legte sie ihm einen Finger auf den Mund. »Und er hat mich um ein Bild von mir gebeten und um deine künftige Kooperation, was die britischen Interessen betrifft.«
    Er nahm sich einen Moment Zeit, das auf sich wirken zu lassen. »Der Mann scheint ja als Spion wirklich bewundernswert zu sein.«
    »Das glaube ich kaum«, sagte sie, und ihr Zynismus war selbst in dem fast tonlosen Wispern noch hörbar. »Wie kooperativ würdest du sein, wenn er mehr von mir gewollt hätte?«
    Dumitru stieß laut den Atem aus. »Ich würde ihn umbringen wollen.« Er pausierte. »Du hast Recht. In Wirklichkeit ist er ein Bastard.«
    »Still«, sagte sie und lehnte sich an ihn. »Er ist ein Bastard, der uns gerade das Leben gerettet hat.«
    Sie bewegten sich still weiter. Ein paar Minuten waren nur die Schritte der Träger zu hören und gelegentlich aus weiter Ferne das Bellen eines Hundes. Die Straßen, auf denen es vor wenigen Stunden nur so von Menschen gewimmelt hatte, waren jetzt unnatürlich still und leer. Dumitru hatte das unsinnige Gefühl, dass die Schritte der Träger durch die ganze Stadt schallten. Dann ertönte in der Ferne ein neues dröhnendes Geräusch. Ein Alarm?
    Dumitru schob einen der Vorhänge ein winziges Stückchen zurück, aber es war nur die verlassene Straße zu sehen. Der Führer murmelte einen Fluch, und zwischen den Männern entfachte sich ein kurzer Streit. Sollten sie rennen? Sie entschieden sich dagegen, aber Dumitru setzte
sich aufrechter hin, die Hand noch immer am Knauf des Messers.
    »Gilt das uns?« Alcys Flüstern war angespannt, aber ruhig.
    »Das wissen sie nicht«, erwiderte Dumitru, setzte ehrlicherweise jedoch hinzu: »Aber sie halten es für wahrscheinlich.«
    Die Träger marschierten ein wenig schneller, eine Ruckartigkeit im Schritt, die zuvor noch nicht da gewesen war. Alcy drückte sich nach hinten in die Lehne, und Dumitru beugte sich nach vorn.
    Lange Zeit schien alles um sie herum zu schweigen. Und dann hörten sie es: Schritte, die in raschem Tempo herankamen. Wie viele mochten es sein?, fragte sich Dumitru. Und waren sie hinter ihm und Alcy her?
    Die Schritte kamen näher, und jemand brüllte auf Türkisch, dass sie anhalten sollten. Ihr Führer antwortete. Alcy sah Dumitru an, der hilflos den Kopf schüttelte – er hatte kein Wort verstanden, und selbst wenn, hätte er Alcy das Gesagte jetzt nicht übersetzen können.
    Nach ungefähr einer Minute fing die Sänfte an zu schlingern, weil die Träger sie absetzten. Soldaten, die eine Sänfte durchsuchten, die von Palastwachen getragen wurde, riskierten, zum Tode verurteilt zu werden, falls dadurch eine Tochter des Sultans entehrt wurde. Sie wären nie so verwegen gewesen, hätten sie nicht nach Flüchtlingen gesucht. Dumitru zog das Messer.
    Schritte näherten sich der Tür – und sie schwang auf. Dumitru ließ mit hoher Stimme einen Schwall osmanischer Schimpfwörter los und ahmte die Reaktion einer erbosten Frau nach. Der Soldat unter der Tür zuckte instinktiv
zurück, dann beugte er sich wieder vor und streckte die Hand nach Dumitrus Schleier aus – und kippte unter Dumitrus Gewicht und mit dem Messer im Herzen nach hinten. Blut schoss in einer heißen, klebrigen Fontäne Dumitru an die Hand. Er wich zurück und zog das Messer heraus, wobei der Soldat zu Boden stürzte.
    Die Sänftenträger traten in Aktion, als die Soldaten – Dumitru sah, dass es tatsächlich Soldaten waren – wegen des unvermittelten Verlusts ihres Majors Alarm schlugen. Es waren sieben, doch Dumitru tat einen Sprung und stach noch einen nieder, bevor die anderen Soldaten die Waffen ziehen konnten. Die Träger erledigten drei weitere. Die verbliebenen drei Männer wollten fliehen, aber Dumitrus Führer zog seinen Furcht einflößenden Säbel und spießte einen damit auf. Die anderen zwei verschwanden die Straße hinunter, schreiend und wild ihre Pistolen abfeuernd.
    »Zurück in die Sänfte«, befahl Dumitrus Führer und steckte den Säbel in die Scheide.
    »Ich gehe zu Fuß«, erwiderte Dumitru. Er wischte sich die blutverschmierte Hand am Schleier ab, der mittlerweile lose um seine Schultern lag. »Dann ist die Sänfte leichter.«
    Die Träger kehrten zu ihren Positionen zurück und luden sich die Sänfte wieder auf die Schultern.
    »Dumitru«, Alcys
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