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027 - Werwolf in der Nacht

027 - Werwolf in der Nacht

Titel: 027 - Werwolf in der Nacht
Autoren: Dämonenkiller
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Furchtbare Schmerzen durchrasten Elmar Larssons Eingeweide. Sein Inneres krampfte sich zusammen. Kalter Schweiß trat aus seinen Poren. Er fror am ganzen Körper.
    So also ist es, wenn man stirbt , dachte der alte Mann. Oft schon hatte er seine Erben gerufen – die auch jetzt an seinem Bett warteten – und ein grimmiges Vergnügen dabei empfunden, denn immer hatte er gewußt, daß das Leben noch lange nicht aus seinem knochigen, zähen alten Körper, der von der Hüfte abwärts gelähmt war, entweichen würde. Diesmal aber war es ernst. Elmar Larsson spürte das Ende nahen. Sein Atem ging rasselnd, und immer wieder schüttelten Krämpfe seinen Körper.
    Die Tür flog auf, und Dr. Tage Erking, der Hausarzt Larssons, trat ein. Er war ein großer, knochiger Mann mit einem eckigen Gesicht und graublondem Haar. Geschäftig zog er den Mantel aus und wusch sich zunächst im Waschbecken am Fenster die Hände. Gunnar Larsson, Elmars Sohn, instruierte ihn über den Zustand des Alten.
    Dr. Erking trat zu dem alten Mann ans Bett. Er schickte alle hinaus – bis auf Gunnar. Dann deckte er Elmar Larsson ab und streifte sein Nachthemd hoch. Der Greisenkörper war knochig, die Haut welk und fahl. Dr. Erking tastete den Bauch des Kranken ab. Elmar Larsson schrie auf.
    »Wollen Sie mich umbringen, Sie verdammter Quacksalber? Sie hätten Viehdoktor werden sollen.«
    Dr. Erking war von seinem Patienten einiges gewöhnt. Ruhig setzte er die Untersuchung fort. Er hatte kalte Hände, wie immer.
    »Können Sie Ihre Pfoten nicht warm halten, Erking?« fragte Larsson. »Man wird ja zum Eiszapfen, wenn Sie einen anfassen.« Wieder schüttelte ein Krampf seinen Körper. Der alte Mann biß die Zähne zusammen und verdrehte die Augen vor Schmerz.
    Dr. Erking sah Gunnar Larsson an. »Eine sehr ernste Sache. Die Leibschmerzen und Krämpfe rühren von einer Kolik her. Nierensteine vielleicht. Oder mit der Blase ist etwas nicht in Ordnung. Die Kolik allein wäre nicht so schlimm, aber das Leerschlagen des Herzens und der schwache, schnelle Puls deuten zusätzlich auf einen Kreislaufkollaps hin. Das Blut sackt in den Bauch, die Kolik verschlimmert sich, und dadurch wird wiederum der Kreislauf immer mehr belastet. Es ist ein Teufelskreis.«
    Er lagerte den Kopf des Patienten tief, die Beine hoch. Dann zog er eine Spritze auf und stocherte im Arm des fast Bewußtlosen herum, da er die schlaffe Vene nicht gleich finden konnte.
    Das Lobelin sollte das Atemzentrum Elmar Larssons anregen. Dr. Erking zog eine zweite Spritze auf; sie enthielt Veritol für den Kreislauf. Anschließend blieb er am Bett Elmar Larssons sitzen. Immer wieder prüfte er den Puls. Er wurde schwächer und schneller.
    Larsson ächzte. Jetzt schimpfte er nicht mehr; es ging ihm zu schlecht. Ihm war sterbensübel, im wahrsten Sinne des Wortes, aber zäh klammerte er sich ans Leben. Er spürte kaum, wie ihm eine Heizdecke untergeschoben wurde, wie seine Beine mit elastischen Binden umwickelt wurden.
    »Bleiben Sie bei ihm!« sagte Dr. Erking zu Gunnar Larsson. »Ich will die Klinik in Falun anrufen, damit sie Blutplasma herschickt. Anders können wir Ihren Vater nicht mehr retten. Er ist ein alter Mann. Sein Zustand ist äußerst ernst.«
    Gunnar Larsson nickte schweigend, und der Arzt ging hinaus.
    Elmar Larsson rang mit dem Tode. Zäh und verbissen leistete er ihm Widerstand. Er wollte nicht sterben, wollte sein Leben und seinen Besitz nicht aufgeben; er wollte ihn den Erben nicht zukommen lassen, die alle darauf spekulierten. Zeitweise war er bewußtlos, dann wieder sah er wie durch einen Nebel das Gesicht seines Sohnes Gunnar. Es hatte einen bösen, gierigen Ausdruck. Kein Zweifel, Gunnar gönnte ihm die Schmerzen und wünschte seinen Tod herbei. Alle warteten sie auf seinen Tod, warteten darauf, daß sie sein Geld bekamen, Gut Falö, die unermeßlichen Wälder und die drei Sägewerke. Keiner von seinen Angehörigen und Verwandten mochte Elmar Larsson. Im Grunde ihres Herzens haßten sie ihn wohl alle – außer Birgit vielleicht, Gunnars Tochter.
    Heiliger Gott, wenn er doch noch einmal davonkäme! Es mußte doch einen Weg geben, den Tod zu überlisten, ihm noch ein paar Jahre abzutrotzen.
    Die Krämpfe wurden immer schlimmer. Es war, als würde Stacheldraht durch Elmar Larssons Eingeweide gezogen. Darmschlingen rissen, und Blutungen setzten ein.
    Plötzlich wußte Elmar Larsson: Er war vergiftet worden. Noch nie in seinem Leben hatte er mit der Verdauung Schwierigkeiten gehabt.
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