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Mythor - 131 - Der goldene Strom

Mythor - 131 - Der goldene Strom

Titel: Mythor - 131 - Der goldene Strom
Autoren: Wolf Paul
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schnurrend war sie um das Versteck herumgeschlichen und hatte das Spiel der Verführung begonnen.
    »Versteck dich nicht, du kleiner Kaezerich, wie du dich auch sträubst, trotzdem bekomm ich dich«, hatte sie gesungen und war dann ihrerseits zur Liebeswerbung übergegangen: »Kaezerich, Kaezerich komm heraus, sonst kratz’ ich dir die Augen aus.«
    »Hier bin ich, liebstes Kätzchen, jetzt halten wir ein Schwätzchen«, hatte ihr der vermeintliche Kaezerich geantwortet, und dann seine Tarnung fallengelassen.
    Die Ranken des Blütenstocks waren auf einmal zu Fangarmen geworden, die blitzschnell nach ihr griffen. Die duftenden Blüten hatten sich in blutgierige Schlünde verwandelt und sich an ihrem Körper festgesaugt.
    Als Dori zu einer Gegenwehr fähig war, da war es schon zu spät, und der Fallensteller hatte sie verhöhnt:
    »Was macht kleines Kätzchen für miese Mätzchen!«
    Er hatte es natürlich auf ihr kostbares Fell abgesehen.
    O, wie sie sich schämte. Dieses Abenteuer hatte nicht nur ein paar Schrammen eingebracht, sondern es würde sie auch zum Ziel des Spotts ihrer Gefährtinnen machen. Und wenn Boozam von ihrem Ausflug erfuhr, dann war auch eine gehörige Abreibung fällig.
    Dori hatte sich gewaschen und ihr Fell, so gut es ging, wieder in Ordnung gebracht. Der Vorteil bei den Fallenstellern war, daß sie darauf achteten, das Fell ihrer Opfer nicht zu beschädigen, um einen besseren Preis dafür zu erzielen. Dori konnte also noch vonGlück sagen, daß sie nicht einem der anderen Strandläufer aufgesessen war, die die dunklen Auen des Goldenen Stroms unsicher machten.
    Trotzdem hatte sie einige Blessuren abbekommen, die ihrer Schönheit Abbruch taten; und ihr taten alle Knochen im Leibe weh.
    Sie wagte es nicht, sofort heimzukehren. Wenn sie schon mal unterwegs war, konnte sie auch gleich für eine Weile draußen bleiben. Es hatte keinen Einfluß auf das Ausmaß der Bestrafung, ob sie früher oder später Boozam unter die Augen trat.
    Dori merkte erst jetzt, daß ihr Weg sie nicht näher an den Goldenen Strom gebracht hatte, sondern daß sie sich ins Grenzland der Schattenzone begeben hatte.
    Hier war die Luft bleiern schwer. Die Düsternis trieb in wogenden Schwaden durch eine bizarre Landschaft, in der die Pflanzen wie versteinert wirkende Gebilde waren und der löchrige Boden, voller Tücken und versteckter Brutnester allesverschlingender Lebensformen, eine Brücke zu einer unüberwindlichen Wand bildete: dem Grenzwall der Schattenzone.
    Diese Barriere, so unverrückbar und unüberwindlich sie auch wirkte, befand sich in ständiger Bewegung. Dori hatte hier nichts verloren, aber sie kam gelegentlich hierher, um sich dieses elementare Schauspiel anzusehen und gelegentlich auch einen Blick ins Dahinter zu erhaschen.
    Manchmal sah es so aus, als bestünde der Wall, der die Schattenzone begrenzte, aus mehreren Schichten kristalliner Gebilde, die sich willkürlich gegeneinander verschoben. In die Zwischenräume schienen Flüssigkeiten, Gase und feste Körper der verschiedensten Farbschattierungen eingeschlossen, die dauernden Veränderungen unterworfen waren.
    Es geschah, daß die Schichten der Barriere brachen und sich die verschiedenen Stoffe miteinander vermischten, wobei es dann zu den unglaublichsten Erscheinungen und Effekten kam. Zumeist waren sie tödlich für jene, die in ihren Einflußbereich gerieten.
    Dori hatte es aber auch schon erlebt, daß der Wall glasklar und durchscheinend wurde, so daß sie sehen konnte, was sich in jenseitigen Bereichen tat. Ihr Blick reichte bei solch seltenen Gelegenheiten aber nicht weit genug, um etwas von den Vorgängen in dem Land sehen zu können, das man gemeinhin als »Lichtwelt« bezeichnete. Sie bekam nur Einblick in den Lebensbereich jener entarteten Kreaturen, die weder ins Licht noch ins Dunkel gehörten und ihr Dasein hart an der Schattenzone fristeten. Es handelte sich zumeist um abstruse Lebensformen, wie man sie entlang des Goldenen Stromes nicht fand. Es lebten hier aber auch einige Ausgestoßene, ehemalige Stromlandbewohner, die gegen die Gesetze gehandelt hatten und mit Verbannung bestraft worden waren.
    Während dieser Überlegungen hatte Dori noch einmal ihre Wunden geleckt. Nun verließ sie ihren Rastplatz und suchte sich einen Weg über die löchrige Landbrücke hin zu dem Mahlstrom, der die Grenze der Schattenzone bildete.
    Plötzlich durchstieß ein mächtiger Schatten die Barriere. Im Sog wallender Gase reckte sich etwas wie ein riesiges
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