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Die Strandhochzeit

Die Strandhochzeit

Titel: Die Strandhochzeit
Autoren: Sophie Weston
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PROLOG
    Den internationalen Journalisten war nicht ganz wohl in ihrer Haut, als sie nach einer abenteuerlichen Fahrt mit dem Geländewagen in Ignaz ankamen. Der Ort lag in viertausend Meter Höhe in den Anden. Es regnete unaufhörlich, der Schauplatz der Katastrophe war von einer graubraunen Schlammschicht überzogen, und der Pressesprecher des Katastrophenhilfe-Unternehmens war sichtlich überfordert.
    „Was, um alles in der Welt, soll ich denn hier fotografieren?" flüsterte die Journalistin des Magazins Elegance, die auf Artikel über Prominente spezialisiert war.
    „In einer halben Stunde wird der Regen aufhören", bemerkte eine Stimme hinter ihnen kühl.
    Abrupt drehten sie sich um. Der Pressesprecher war erleichtert. „Meine Damen und Herren, dies ist Dr. Jack Armour."
    „Du meine Güte", sagte die Elegrarace-Journalistin beeindruckt.
    Jack Armour war groß, schlank und strahlte Gelassenheit und Selbstvertrauen aus. Im Gegensatz zu den Journalisten, die Schutzbekleidung trugen, hatte er nur das Nötigste an.
    Der herabströmende Regen machte ihm offenbar nicht das Geringste aus. Wasser rann ihm über die breite Brust und ließ die Haare auf seinem Oberkörper schwarz erscheinen.
    Seine sonnengebräunte Haut hatte einen schimmernden Goldton. Die langen, muskulö sen Beine waren nackt.
    „Dr. Armour ist der amerikanische Experte, von dem ich Ihnen erzählt habe, und der Vorstandsvorsitzende der Armour-Katastrophenhilfe. Er wird Sie auf dem Gelände herumführen und Ihre Fragen beantworten."
    „Wie ein griechischer Gott", flüsterte die EZegance-Journalis-tin.
    „Guten Morgen", sagte der griechische Gott amüsiert.
    Er führte die Gruppe den Berg hinauf, wobei er sich so geschmeidig wie eine Gämse bewegte und den Journalisten gleichzeitig wichtige Informationen lieferte. Seinen kräftigen, aber schlanken Beinen schienen der matschige Untergrund, die Steigung und die spiegelglatten Felsen keine Schwierigkeiten zu bereiten. Und auch der Regen machte ihm offenbar nichts aus. Die Journalisten begannen, vor Anstrengung zu keuchen.
    „Bitte entschuldigen Sie mein Tempo", rief Jack Armour ihnen über die Schulter zu.
    „Ich habe es eilig, weil ich heute noch nach Paris muss."
    „Sie Glückspilz." Einer der Journalisten seufzte sehnsüchtig.
    „Ich hasse Paris, aber dort findet eine wichtige Konferenz statt, die ich nicht verpassen darf."
    „Sie hassen Paris?" fragte die EJegance-Reporterin schockiert. „Die Stadt der Kultur und der Liebe?"
    Jack Armour lachte nur. „Wenn ich nach Paris fahre, dann geht es immer um Naturkatastrophen - nicht um Sehenswürdigkeiten oder Sex."
    Sie verzog den leuchtend rot geschminkten Mund. „Und wann finden Sie die Zeit für Sehenswürdigkeiten'?"
    Sein Lächeln verschwand, und seine Augen wirkten plötzlich so dunkel, als wären sie schwarz.
    „Seien Sie ruhig", warnte ein britischer Journalist die Frau. Er kannte Jack Annours wunde Punkte bereits.
    „Für so etwas habe ich keine Zeit", erwiderte Jack Armour nachdrücklich.
    „Aber..."
    Jacks Miene war undurchdringlich. „Netter Versuch. Doch wie Sie sehen, funktioniert es bei mir nicht."
    Das brachte die Reporterin endlich zum Schweigen.

1. KAPITEL
    Holly trat vorsichtig aus dem Fahrstuhl. Sie balancierte einen hohen Stapel Schachteln eines Lieferservices. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, und sie versuchte, ihre Bedrücktheit als Aberglauben abzutun. Sie hasste diese riesigen, unpersönlichen Gebäude. Diese erinnerten sie immer daran, wie sie ihre Mutter bei deren Arbeit in einem großen Londoner Bürokomplex besucht hatte.
    Meist gelang es ihr, all diese Gedanken zu verdrängen: an ihre Mutter, London und jenes andere Leben. Immerhin lag es schon fast acht Jahre zurück. Damals hatte ein Zugunglück das Leben ihrer Mutter ausgelöscht - und mit ihr alles, was ihr, Holly, die damals noch zur Schule gegangen war, vertraut und wichtig ge wesen war.
    Holly blickte in die verspiegelten Türen des Fahrstuhls. In letzter Zeit erkannte sie sich manchmal kaum wieder. Sie war sehr gewachsen und hatte lange, schlanke Beine. Ihr mittelbraunes Haar war so hell geworden, dass es bei bestimmtem Licht fast golden wirkte. Doch nach wie vor kringelte es sich in widerspenstigen Locken. Deshalb trug sie es lang und flocht es zu einem Zopf, wenn sie arbeitete. Mit ihrer Baseballkappe und der Latzhose sah sie ein wenig aus wie ein Schuljunge.
    Hier in Paris bin ich ja auch als Lieferjunge wieder geboren worden, dachte sie
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