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1134 - Alissas Vater

1134 - Alissas Vater

Titel: 1134 - Alissas Vater
Autoren: Jason Dark
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»Damit habe ich nicht gerechnet«, gab der Mann von der Weißen Macht zu. »Obwohl es irgendwie auch auf der Hand lag. Aber für mich war es einfach zu unwahrscheinlich.« Er drehte sich um und schaute Alissa Baldi an, die noch immer auf der Couch saß. Jetzt hatte sie ihre Beine angezogen. Sie preßte den Körper ängstlich in die Polster. Ihr Blick sagte, daß sie mit den Gedanken ganz woanders war.
    Ignatius wischte Schweiß von seiner Stirn. Er wollte es noch immer nicht fassen. Jetzt hatte er Alissa so lange begleitet, und sie hatte auch das große Vertrauen zu ihm gefaßt, aber mit dieser Wahrheit war für ihn schwer umzugehen. Beinahe fühlte er sich schon verraten. Wenn er an Alissas Vater dachte, stieg das Bild einer Person vor seinem geistigen Auge auf, die kein Mensch sein konnte, obwohl sie einen menschlichen Körper besaß.
    Es war der Mönch mit den Totenaugen!
    Eine Gestalt in einer Kutte, die eine Sense als Waffe bei sich trug und es geschafft hatte, mit der jungen Alissa Kontakt aufzunehmen. Er hatte sie gefunden, und er hatte sich ihr offenbart.
    Ihr Vater also!
    Alissa hatte die Wahrheit nicht für sich behalten können. Sie hatte einfach aus ihr heraus gemußt.
    Jetzt wußten die anderen Bescheid, und es gab auch kein Zurück für sie. Keine Korrektur - nichts.
    Die Wahrheit stand.
    Shaos Gedanken bewegten sich in eine andere Richtung als die der Männer. In diesen Momenten war sie feinfühliger und sprach aus, was sie dachte. »Himmel, was muß Alissa alles durchgemacht haben. Ich… ich… kann es kaum glauben. Das ist einfach furchtbar. Denkt mal daran, wie sehr sie gelitten hat. Ich kann mir gut vorstellen, daß sie schon länger weiß, wer ihr Vater ist. Nur hat sie sich nicht getraut, es uns zu sagen. Wir dürfen sie nicht verachten oder allein lassen. Wir müssen ihr helfen, versteht ihr das? Wir müssen ihr jetzt zur Seite stehen!«
    Das begriffen die Männer, doch sie taten nichts und warteten ab, wie sich Alissa verhalten würde.
    Shao stand auf. Die Chinesin konnte es nicht zulassen, daß Alissa mit ihren Sorgen allein war. Sie würde Trost brauchen, und genau den wollte sie ihr geben.
    »Ich kümmere mich um sie. Haltet ihr euch da raus, bitte.«
    Ignatius nickte.
    Suko sagte kein Wort. Er ließ Alissa nicht aus den Augen, die von John Sinclair gebracht worden war, damit sie in der folgenden Nacht bei ihnen schlief.
    Shao hatte Alissa erreicht und blieb vor ihr stehen. Die junge Frau schaute auf.
    Ihr Gesicht spiegelte wider, wie aufgewühlt und gepeinigt sie war. Sie atmete nicht nur heftig, sie konnte auch den Kopf nicht ruhig halten und blickte immer wieder gehetzt um sich.
    Auf Shao wirkte sie wie ein in die Enge getriebenes Tier, das mit seiner Angst nicht fertig wurde, und sie schaffte es auch immer wieder, den Blicken der Chinesin auszuweichen.
    Shao vertiefte ihr Lächeln. Sie traute sich noch nicht, Alissa anzufassen, und so versuchte sie es mit behutsam formulierten Worten. »Bitte, du brauchst keine Angst vor irgend etwas zu haben. Du weißt, daß du hier in Sicherheit bist. Wir beschützen dich, Alissa, das haben wir versprochen, und das werden wir auch halten. Ja, wir geben dir den nötigen Schutz.«
    Alissa schwieg. Zumindest einen Erfolg hatte Shao erreicht. Die junge Italienerin bewegte sich nicht mehr. Sie saß verkrampft da, schaute Shao an, die immer noch lächelte.
    »Verstehst du mich?«
    »Ich habe ihn gehört.«
    »Ja.«
    »Meinen Vater.«
    »Du hast es gesagt!«
    Alissa atmete heftig. »Ich weiß jetzt genau, wer er ist. Ich kenne ihn. Er ist einer, den ich… ja, ich bin mir sicher.« Sie warf die Worte durcheinander. »Er hat mich gesucht, ich ihn auch - irgendwie. Jetzt hat er sich zu erkennen gegeben…«
    Shao beobachtete sie genau. Auf ihrem Gesicht wechselten sich Freude und Schmerz ab.
    »Bist du sicher, daß es dein Vater gewesen ist, der da mit dir Kontakt aufgenommen hat?«
    »Ich lüge nicht!« schrie Alissa Shao an. »Nein, ich habe nicht gelogen. Ich lasse es mir nicht ausreden. Er ist mein Vater. Er will mir nichts tun. Er hat mich nur gesucht. Er hat meine Sehnsucht verstanden. All die Jahre wollte ich wissen, wer meine Eltern sind. Jetzt habe ich zumindest den Vater gefunden.«
    »Kennst du auch seinen Namen?«
    »Nein, nein, den hat er mir nicht gesagt.«
    Shao drehte sich zu Ignatius zum und zuckte mit den Schultern. Mit dieser Geste wollte sie andeuten, daß sie nicht mehr weiter wußte. Über den Namen hätte man möglicherweise mehr
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