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Mythor - 131 - Der goldene Strom

Mythor - 131 - Der goldene Strom

Titel: Mythor - 131 - Der goldene Strom
Autoren: Wolf Paul
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fast senkrechte Wand hinauffloß.
    Es schien einen Moment, als würde das Bild verblassen. Aber da plusterte sich das Ding auf einmal auf, und das Bild blieb. Es brannte sich förmlich in Mythors Geist fest, und er konnte es nicht verscheuchen.
    »Was bist du für einer, daß du meine Ruhe störst?« hörte Mythor das Ding fragen. Es kam näher; er merkte erst jetzt, daß es sehr weit entfernt gewesen war und darum klein und hilflos gewirkt hatte. Jetzt schwoll es zu bedrohlicher Größe an.
    Mythor wußte nichts zu antworten, es verschlug ihm die Sprache, und er wollte mit diesem Ding auch nichts zu schaffen haben. Aber er kam von ihm nicht los.
    »Glaubst du, ich lasse dich gleich wieder ziehen, kaum daß ich dich habe? Ich bin hungrig, und ich sehe durch dich, daß es außer dir noch einiges Bekömmliches in deiner Umgebung gibt.«
    Jetzt gab sich ihm das Ding rückhaltlos zu erkennen. Es war halb so groß wie Carlumen und hatte ein riesiges Maul, mit dem es einen ganzen Yarl verschlingen konnte. Yarls waren die bevorzugte Beute dieses Dings; es hatte einige der unverdaulichen Rückenpanzer zu einem schalenförmigen Unterschlupf zusammengefügt. Darin lauerte es auf Beute.
    Mythor versuchte angestrengt, seinen Geist dem Einfluß dieses Monstrums zu entziehen. Aber es ließ ihn nicht los.
    »Ich komm zu dir!«
    Dies war der Moment, da Sadagar in den Kommandostand kam und die Figur aus DRAGOMAE-Kristallen zerstörte. Mythor fand sich am Steuertisch wieder. Er fühlte sich zwar körperlich schwach, aber sein Geist war klar.
    Er hatte Sadagar erklären wollen, daß er im ungünstigsten Moment gekommen war. Aber sein Sprechorgan konnte mit seinen Gedanken nicht mithalten, und so ersparte sich Mythor gezwungenermaßen lange Erklärungen.
    Er war nun sicher, daß er beim nächsten Versuch die Kräfte des DRAGOMAE gegen dieses Ding einsetzen konnte. Nur würde Sadagar vermutlich nicht zulassen, daß er sich noch einmal den Kristallen widmete. Dennoch begann Mythor damit, die einzelnen Bausteine wieder zu der ursprünglichen Figur zusammenzusetzen.
    Sadagar merkte nichts davon. Erst als Mythor nur noch einen Baustein einzusetzen hatte, wurde der Steinmann stutzig.
    Aber da war es für ihn bereits zu spät, Mythors Pläne zu durchkreuzen.
    Denn wie es Mythor nicht anders erwartet hatte, war es dem Ding gelungen, Carlumen ausfindig zu machen. Es tauchte mit der Geschwindigkeit eines Himmelssteins aus dem Randgebiet der Schattenzone auf und fiel über Carlumen her.
    Der Widderkopf verschwand bis zur Hälfte im Maul des Dings.
    Mythor legte den letzten Kristall an und vertiefte sich in das DRAGOMAE.

3.
    Sadagar stemmte sich mit ganzer Kraft gegen die Dachklappe des Bugkastells, doch sie gab nicht nach. Es gelang ihm erst beim zweiten Versuch, sie aufzukriegen. Als er durch die Öffnung stieg, mußte er erkennen, daß Gerrek die Klappe für ihn geöffnet hatte.
    Der Beuteldrache hielt das Kurzschwert in der Hand, von der Klinge troff eine dunkelgrüne, ölige Flüssigkeit. Neben der offenen Klappe lag ein Klumpen zuckenden Fleisches.
    »Paß auf, daß du dem Monstrum nicht zu nahe kommst«, warnte Gerrek, bevor Sadagar noch etwas sehen konnte. »Es frißt auch klapperdürre Steinmänner.«
    Auf der Plattform angekommen, zuckte Sadagar erschrocken zurück. Der halbe Widderkopf von Carlumen war unter einer dunklen, borstigen Fleischmasse verschwunden. Eine riesige Öffnung hatte sich wie ein Saugnapf um den Bug geschlossen und bedeckte sogar einen Teil des Bugkastells.
    »Was für ein Ungetüm!« stellte Sadagar fest. »Es scheint die Fliegende Stadt auf einen Sitz verschlingen zu wollen.«
    Fronja, Glair und der Rohnen-Weißling Proscul waren bis ans andere Ende des Kastells zurückgewichen. Proscul murmelte unverständliche Worte und machte mit den Armen beschwörende Bewegungen.
    »Es ist ein Yarlfresser«, sagte der Schamane der Rohnen zwischendurch. »Wir haben einmal eines unserer Tiere an einen solchen Freßling verloren. Der Yarlfresser ist auch in der Lage, Carlumen zu verschlingen.«
    Cryton, dessen Körpertätowierungen noch davon zeugten, daß er einst ein Bote der Götter gewesen war, lüftete seinen Umhang, um dem Untier seine Körperbilder darzubieten. Doch sie zeigten keinerlei Wirkung, sie hatten ihre magische Kraft verloren.
    Berbus hieb mit der Streitaxt auf die Fleischwulst ein, die den Abschluß des Mauls des Freßlings bildete. Er fügte ihm zwar eine Wunde zu, doch plötzlich wölbte sich die Wulst, stieß
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