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Mythor - 131 - Der goldene Strom

Mythor - 131 - Der goldene Strom

Titel: Mythor - 131 - Der goldene Strom
Autoren: Wolf Paul
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Zusammenfügung mit einem anderen. Und acht Kristalle gar entwickelten nicht die achtfache Kraft, sondern sie verstärkten sich gegenseitig in unglaublicher Weise.
    Trotz dieser Erkenntnisse fühlte sich Mythor noch lange nicht als Hexenmeister. Er war noch immer nur ein Zauberlehrling, der das Studium der Magie betrieb, sich aber noch nicht getraute, diese auch anzuwenden.
    Er mußte noch viel lernen… So, zum Beispiel, sich noch mehr in Geduld zu üben. Es war allemal leichter, eine Waffe des Lichtboten zu gebrauchen, als dessen geistiges Gut zu verarbeiten.
    Mythor hätte von sich aus viel ungestümer zugegriffen und mit den Zauberkristallen experimentiert. Aber da standen Fronja und Glair davor, die eine eine geduldige Träumerin, die andere eine erfahrene Hexe. Beide hatten sie es sich zur Aufgabe gemacht, Mythor zu führen und seinen Tatendrang und Eifer zu bremsen.
    Dennoch war Mythor die Sache wohl zu forsch angegangen, so daß er die Gefahren, die die bedenkenlose Anwendung magischer Praktiken mit sich brachte, am eigenen Körper und Geist zu spüren bekam.
    Es war zu dem Zeitpunkt, als Carlumen die Lichtwelt verließ und in die Düsterzone von Gorgan einflog. Mythor hatte inzwischen das Grundmuster, nach dem das DRAGOMAE aufgebaut war, erkannt. Dank Glairs Beistand wußte er, daß jeder Kristall einem gewissen Gebiet zuzuordnen war und daß er gewisse, in eine bestimmte Richtung wirksame Kräfte besaß. Er verstand die allgemeine Gesetzmäßigkeit des DRAGOMAE und kannte die besonderen Eigenarten eines jeden Kristalls, wie er auch von den Fingern seiner Hände wußte, was er mit jedem einzelnen von ihnen tun konnte und was nicht.
    Doch konnte er nur jeden »Finger« einzeln gebrauchen, ohne erfahren zu haben, wozu sie als ganze »Hand« imstande wären. Darum wollte er einen kleinen Versuch machen. Nachträglich mußte er sich eingestehen, daß auch etwas Trotz im Spiel war. Er fühlte sich von Glair – die selbst die Hände von den DRAGOMAE-Kristallen ließ – bevormundet. Und so nutzte er den Moment, da sie mit Fronja zum Bugkastell aufstieg und ihre Wettermagie für den Flug durch die Düsterzone einsetzen wollte.
    »Was machst du da?« hatte Caeryll aus den Lebenskristallen gefragt, als Mythor die Kristalle mit den Spitzen in einem gemeinsamen Mittelpunkt zusammenlegte.
    »Ich riskiere nur einen kleinen Blick durch eine Figur aus allen meinen DRAGOMAE-Bausteinen«, hatte Mythor erklärt.
    »Laß das, du wirst dir die Finger verbrennen.«
    »Du wirst mich nicht hindern.«
    Mythor hatte sich nicht die Finger verbrannt, dafür aber den Geist.
    Es ging eine eigene Faszination davon aus, die nähere Umgebung durch die Kristalle zu betrachten. Jeder Blickwinkel bot einen anderen Ausblick. Mal konnte er einen Ausschnitt des Steuertisches sehen – und zwar eine Zacke des Siebensterns ins Riesenhafte vergrößert. Dann rückte die Wand aus Lebenskristallen ins Blickfeld – und Mythor sah auf einmal Caeryll auf dem Bugkastell von Carlumen stehen.
    Mythor hielt den Atem an. Entsprang das Bild einer Wunschvorstellung, weil er Caeryll so sehen Wollte? Oder bekam er tatsächlich einen Blick in eine Zeit, als Caeryll noch nicht in die Lebenskristalle eingegangen war? Möglich auch, daß die DRAGOMAE-Kristalle nur Caerylls Wunschgedanken in Bilder umsetzten.
    Mythor wechselte den Blickwinkel und verscheuchte dieses Bild. Er wollte ja nicht forschen, Wahrheiten herausfinden oder gar Vergangenes oder Unwirkliches heraufbeschwören. Er wollte nur einmal in die Welt des Buches der Weißen Magie sehen, herumstöbern und Bilder schauen.
    Er tat es, und ihm wurde davon schwindelig. Die Bilder purzelten so rasch durcheinander, daß er kaum mehr als verschiedene Formen und Farben erkennen konnte, oft genug nicht in der Lage, diese zu deuten und einzuordnen. Er ging ihnen absichtlich nicht nach, um nicht irgendwelche unerwünschte Wirkungen zu erzielen und damit vielleicht Unheil heraufzubeschwören. Es sollte nur eine kleine Reise durch die Welt der Magie werden.
    Die Bilder sprangen auf ihn zu, wichen zur Seite aus und entfernten sich, verschwanden irgendwohin. Die Wirklichkeit versank um Mythor, er war im DRAGOMAE gefangen.
    Da merkte er, daß eines der Bilder immer wiederkam, und es blieb für immer länger vor seinem Auge. Schließlich erkannte er ein dunkles, pulsierendes Ding von kugelförmiger, aber unregelmäßiger Form, das auf einer Scholle kauerte, die in einer dicklichen, zähen Flüssigkeit trieb, die eine
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