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Mythor - 131 - Der goldene Strom

Mythor - 131 - Der goldene Strom

Titel: Mythor - 131 - Der goldene Strom
Autoren: Wolf Paul
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sah er, daß Mythor schon wieder damit begann, die DRAGOMAE-Kristalle zu einer Figur zusammenzubauen.
    »Mythor, was tust du?« rief Sadagar erschrocken. »Laß davon ab.«
    Aber Mythor schüttelte den Kopf und beschäftigte sich weiterhin mit den Kristallen. Sadagar begriff nicht, was er vorhatte, aber er war überzeugt, daß Mythors besorgniserregender Zustand auf die Beschäftigung mit den Zauberkristallen zurückzuführen war.
    »Ich muß es bezwingen«, murmelte Mythor.
    »Ich werde dich daran hindern!«
    Sadagar holte mit der Hand aus, um die Kristalle vom Steuertisch zu wischen.
    Da schlug etwas gegen den Bug der Fliegenden Stadt. Die Erschütterung war so heftig, daß Sadagar den Halt verlor. Noch im Rückwärtsfallen sah er, wie etwas Großes, Dunkles auf Carlumen zusprang. Eine riesige Öffnung tat sich wie ein Maul auf und schnappte über dem Bug zu. Wieder wurde die Fliegende Stadt erschüttert, und Finsternis legte sich vor die Bugfenster.
    Sadagar rappelte sich hoch und verließ die Brücke, um nach oben zu gehen und nachzusehen, was passiert war.
*
    Mythor hatte in den letzten Tagen, seit sie von Nykerien aufgebrochen waren, mehr gelernt als in seinem bisherigen Leben. Er brauchte es nicht zu bereuen, Fronjas und Glairs Rat befolgt zu haben, denn durch die Beschäftigung mit den Kristallen des DRAGOMAE hatte er unglaubliche Erkenntnisse gewonnen.
    Er begriff nun Zusammenhänge, die er vorher nicht einmal geahnt hatte. Vieles von dem, was ihm vorher völlig unverständlich gewesen war, war nun kein Geheimnis mehr für ihn.
    Und er sah nun auch die Prüfungen des Lichtboten für den Sohn des Kometen in einem ganz anderen Licht. Er hatte immer gemeint, daß er am 7. Fixpunkt, an der Lichtsäule von Logghard, die letzte Prüfung bestanden hatte.
    Doch nun wußte er, daß dies ein Irrtum gewesen war. An diesem 7. Lichtpunkt war er nur gewappnet worden für eine Reihe weiterer Prüfungen – und zwar auf einer nächsthöheren Ebene.
    Er hatte geglaubt, das DRAGOMAE sei ihm als Stein der Macht überreicht worden. Doch die Wahrheit war, daß dieses Zauberbuch der Weißen Magie nur der nächste Prüfstein für den Sohn des Kometen war.
    Seine Aufgabe war nur erschwert worden, als er das DRAGOMAE verlor, als es zersplitterte und seine Bausteine in alle Windrichtungen zerstreut wurden. Aber abgesehen davon, daß er sich nun abmühen mußte, die einzelnen Bausteine wieder zusammenzufügen, war das DRAGOMAE auch als Ganzes eine Herausforderung für den Sohn des Kometen.
    Fronja und Glair hatten ihm richtig geraten, als sie verlangten, daß er seine Zeit den DRAGOMAE-Kristallen widmen solle. Wie gut, daß er auf sie gehört hatte. Und er mußte wohl auch Shaya Abbitte leisten, die ihn bedrängt hatte, sich den Zauberkristallen zu widmen.
    Er besaß erst acht der Bausteine, und doch war ihm klargeworden, welche gewaltige Macht diesen Kristallen innewohnte. Oft genug hatte er zu hören bekommen, daß er damals am 7. Lichtpunkt, noch nicht die Reife besessen hatte, das DRAGOMAE richtig zu handhaben. Wie wahr, jetzt war er sich darüber klar.
    Einst war es ihm schon mit einem einzigen DRAGOMAE-Kristall gelungen Caerylls Karte zu entziffern, seinen Bericht zu lesen und die geheimen Eintragungen zu finden. Inzwischen hatte er auch gelernt, sie zu deuten. Nur noch die Erfahrung und das Wissen fehlten ihm, um sie vollends zu verstehen. Doch das war nur eine Frage der Zeit und der Bereitschaft zu lernen.
    Mythor war bereit.
    Er erinnerte sich noch zu gut an Albion, den falschen Sohn des Kometen, den die Stummen Großen dazu auserwählten, sich an der Lichtsäule von Logghard die Unsterblichkeit zu holen. Albion besaß jedoch nicht die nötige Reife, weil er die Prüfungen an den anderen Fixpunkten nicht auf sich genommen hatte. Und als er in der Lichtsäule badete, bekam er nicht die Unsterblichkeit, sondern alterte innerhalb von wenigen Atemzügen und zerfiel zu Staub.
    Diesen Fehler wollte Mythor nicht begehen, sondern sich geduldig und Schritt um Schritt in die Mysterien der Weißen Magie vortasten. Er mußte sich stets vor Augen halten, daß er wiederum Prüfungen abzulegen hatte, die von Mal zu Mal schwerer wurden. Und er durfte sich nicht zu dem Leichtsinn hinreißen lassen, alle in seinem Besitz befindlichen DRAGOMAE-Kristalle sofort zusammenzubauen.
    Denn die Magie hatte ihre eigenen Gesetze. Zwei Kristalle waren nicht bloß doppelt so wirksam wie einer, sondern jeder Baustein verdoppelte seine Kraft durch die
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