Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Titel: Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen
Autoren: Wolf Paul
Vom Netzwerk:
Einfluß auf mich hat. Er hat sich nur darum in meinem Gesicht verwurzelt, um mich auf Schritt und Tritt verfolgen zu können. Selbst wenn die Zaubermütter versuchen sollten, mich heimlich aus der Hermexe zu holen, würde das der Deddeth merken und die Dämonen alarmieren. Dieses Wagnis können die Zaubermütter nicht eingehen.«
    »Dann wäre es unsere vordringlichste Aufgabe, dich von dem Deddeth zu befreien«, stellte Robbin fest. »Ich werde in mich gehen und über dieses Problem nachdenken.«
    Der Pfader zog sich zurück. Mythor hatte es vermieden, ihm in die Augen zu sehen. Fronja war das nicht entgangen.
    »Du scheinst nicht daran zu glauben, daß Robbin Erfolg haben könnte«, stellte sie fest.
    »Ich fürchte nur, daß das an unserer Lage nichts ändern würde«, sagte Mythor. »Ich will dir keine falschen Hoffnungen machen, Fronja, denn das würde nichts an der Lage ändern. Die Wirklichkeit sieht so aus, daß du für die Zaubermütter nicht mehr die Erste Frau bist, weswegen sie sich auch nicht mehr um deine Rettung bemühen werden.«
    »Du hast wahrscheinlich recht«, sagte Fronja. »Wir sind auf uns ganz alleine gestellt. Es wird sich schon ein Ausweg finden. Vielleicht würde ich die Hilfe der Zaubermütter sogar ablehnen, denn ich möchte nie wieder mehr in den Schrein zurück.«
    »Es muß schlimm für dich gewesen sein«, sagte Mythor mitfühlend.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie schlimm«, erwiderte Fronja. »Möchtest du hören, wie es mir erging…?«
*
    Ich weiß nicht, woher ich komme, aber ich glaube, daß ich keine Tochter Vangas bin. Damit meine ich, daß Vanga vielleicht gar nicht meine Welt ist. Doch genau kann ich das nicht sagen. Obwohl ich viel über göttliche und magische Zusammenhänge erfahren habe, vor allem in meinen Träumen, bin ich, was meine Person betrifft, so ahnungslos wie ein Neugeborenes. Dabei hatte ich über meine Geburt und meine Herkunft nie Träume.
    Ich erinnere mich nur, daß ich vor meinem Erwachen in Vanga ein unbeschwertes Dasein hatte. Die Bilder über diese Zeit liegen schon so weit in der Vergangenheit, daß sie verblaßt sind. Aber ich weiß, daß ich mich damals als das fleischgewordene Glück der Welt fühlte - nicht unbedingt dieser Welt, sondern irgendeiner. Das Leben war wie ein Traum, und es war nichts als ein solcher.
    Das erfuhr ich jedoch erst später.
    Ich wußte noch nicht, was es zu bedeuten hatte, als ich plötzlich aus meinem Glück gerissen wurde und mich in einer kalten und unfreundlichen Landschaft wiederfand. Ich war damals ein kleines Mädchen unbestimmten Alters, furchtsam und ängstlich, und die Schrecken der Wirklichkeit waren mir fremd gewesen.
    Nur wenn man weiß, welches Glück ich bis dahin empfand, kann man sich das Entsetzen vorstellen, das ich empfand, als ich mich in Schnee und Eis und trostlosem Fels wiederfand, unter einer Glocke dunkler Wolken, durchzuckt von Blitzen. Ringsum Geräusche, wie ich sie zuvor nie gehört hatte. Donnergrollen, das zornige Rauschen einer Meeresbrandung, das Heulen des Sturmes, das alles war meinem Ohr fremd, und so ängstigte ich mich fast zu Tode.
    Aber da kam eine gütige alte Frau in einem Regenbogengewand und hob mich zu sich in die Arme. Sie wärmte mir den zitternden Körper und erklärte mir den Ursprung der Geräusche. Dies sei das Leben, sagte sie. Es sei immer so, feindlich, hart, ein steter Kampf, endloses Unglück.
    Diese Regenbogenfrau war die Zaubermutter Zeremia, die Nachfolgerin der Zegel, deren Vorgängerinnen Zirga, Zolira und Zonora hießen. Sie seien die Hüterinnen der Welt, fuhr sie fort, und sie haben lange Ausschau gehalten nach einem Zeichen, das von einer neuen Zeit kündete. Die Prophezeiung, daß eines Tages ein Lichtfinger zur Welt falle, der eine Tochter des Kometen mit sich brächte, reiche bis zur Zaubermutter Zonora zurück. Und nun sei es endlich soweit.
    Ich verstand nichts von dem, was sie mir sagte, ich war ein kleines, ängstliches Mädchen. Ich weiß nicht, ob ich weinte, ob ich das überhaupt gekonnt hätte. Denn Hexen haben keine Tränen, und ich fühle mich als Art Hexe. Jedenfalls machte mir Zeremia mit dem, was sie mir erzählte, noch mehr Angst, obwohl sie voll Güte war und von einer Sanftheit, die mich an ihrem Körper Geborgenheit suchen ließ. Aber ihre Worte ängstigten mich.
    Und dann führte sie mich zu einem großen, geradezu riesigen Stein. Sie nannte ihn einen Meteor. Sie erzählte mir - und war sich dessen ganz sicher -, daß ich bis zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher