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Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Titel: Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen
Autoren: Wolf Paul
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Frauenfressern unterschied.
    »Nehmt ihm das Fell ab!« befahl Burra.
    Die beiden Amazonen, die ihn flankierten und mit Dolchen in Schach hielten, zogen gleichzeitig an dem Fell, so daß sie es in zwei Teile zerrissen.
    Durch die Reihen der Amazonen ging ein überraschtes Raunen, als sie den Wilden erblickten, der darunter zum Vorschein kam. Er hatte keine zottige Mähne, sondern kurzes gekräuseltes Haar. Sein Gesicht hatte nichts Tierhaftes, sondern war bronzehäutig und wirkte geradezu edel. Burra dachte bei sich, daß er ein wirklich schöner Mann sei. Er trug nur ein Lendentuch unter dem Fell, aber sein Körper war kaum behaart. Dafür - und das war der Grund für das ehrfürchtige Staunen der Amazonen - war sein Körper über und über mit phantastischen Bildern bemalt, wie sie nur ein begnadeter Künstler hervorbrachte. Nur sein Gesicht war frei von diesen Bildern, sonst fanden sie sich überall an ihm: An den Armen und Beinen, auf der Brust und dem Rücken, selbst auf den Schultern und bis zu den Lenden hinab.
    Burra konnte den Blick nicht von seiner Brust lassen, wo das Bild eines Einhorns prangte.
    »Bist du der Anführer dieser wilden Meute?« fragte Burra ihn.
    Der Wilde duckte sich unter ihren Worten. Als Burra geendet hatte, fletschte er die Zähne, und Burra sah, daß sie geschwärzt und nach Kannibalenart zugespitzt waren. Er stieß eine Reihe von drohenden Knurrlauten aus und duckte sich ängstlich, als ihm eine der Bewacherinnen den Dolch an die Kehle hielt.
    Burra war enttäuscht. Für einen Moment hatte sie geglaubt, einen der legendären Herrenkrieger aus dem Land der Wilden Männer vor sich zu haben. Seine Erscheinung hätte zu einem solchen gepaßt, aber sein Verhalten und die Tatsache, daß er der Sprache nicht mächtig war, wies ihn als einfachen Frauenfresser aus.
    Da waren zwar noch diese faszinierenden Körperbilder, Tätowierungen von einmaliger Schönheit, aber Burra wollte sich nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen.
    »Ihr könnt mit ihm machen, was ihr wollt«, sagte sie ohne jegliches Interesse. Die Amazonen schickten sich an, den Tätowierten wieder abzuschleppen.
    Doch da meldete sich die Steuerhexe - zum erstenmal an diesem siebten Tag der Reise.
    Ich bin das Einhorn. Ich bin das Schiff. Ich führe den Willen der Zaubermutter Zaem aus. Ich befehle euch, den Gefangenen am Leben zu lassen. Wir nehmen ihn auf unsere Reise mit.
    Als die lautlose Stimme verklungen war, herrschte ratloses Schweigen unter den Amazonen.
    »Warum willst du diesen Wilden am Leben lassen, Luscuma?« fragte Burra. »Was sollen wir mit ihm?«
    Es ist auch unsere Aufgabe, Männer einzufangen. Dies soll der erste sein. Wir haben ihn am siebten Tag der Reise gefangen. Wollen wir ihn also Siebentag nennen.
    »Wenn es dein unabänderlicher Wille ist, dann sei es«, sagte Burra mit leisem Groll. Den Amazonen befahl sie: »Steckt den Gefangenen in irgendein Loch. Bindet ihm Hände und Füße zusammen. Wenn er versucht, nach euch zu schnappen, knebelt ihn auch noch. Es ist der unerforschliche Wille unserer Steuerhexe, daß er Siebentag genannt werden soll.«
    Die Amazonen schleppten den Tätowierten fort.
    »Was hast du gegen Siebentag?« erkundigte sich Gerrek bei Burra. »Er ist nicht irgendein Wilder, das sieht man doch.«
    »Ah, du meinst auch, daß er das Leben verdient hat?« sagte Burra gereizt.
    »Unbedingt«, stimmte Gerrek zu.
    »Dann wirst du ihn bewachen!« bestimmte die Amazone.
    »Ich?« rief Gerrek erschrocken aus. »Aber - er ist ein Kannibale. Ich wäre keinen Atemzug vor ihm sicher.«
    »Du schon«, meinte Burra grimmig. »Denn du bist nicht einmal ein Mensch. Ihm wird davor grauen, dich zu beißen.«
    »Aber…«, begann Gerrek, doch Burra schnitt ihm das Wort ab.
    »Keine Widerrede, und ab mit dir!« herrschte sie ihn an. »Du bist mir dafür verantwortlich, daß der Wilde nichts anstellt. Wenn er flieht, nehme ich mir deinen Kopf für seinen.«
    Erst nachdem sich Burra auf diese Weise Luft gemacht hatte, fühlte sie sich ein wenig wohler.
    Aber als ihr Blick auf die Hermexe fiel, sank ihre Stimmung erneut. Noch drei Tage, dann würde sie sich entscheiden müssen.

7.
    Die Eingeschlossenen: Fronja
    »Wie kann ich dir böse sein, daß dich mein Anblick entsetzte«, sagte Fronja durch den Gesichtsschleier, dessen Gespinst ihr Gesicht in seiner ursprünglichen Schönheit widerspiegelte. »Es ist meine Schuld, ich hätte dich warnen sollen, Mythor.«
    »Laß mich dein Gesicht noch einmal sehen«,
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