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Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Titel: Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia
Autoren: Giesa Werner K.
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den kleinen Häusern Schatten, und an ihren Wänden rankten sich Blumen empor. Kleine Gärten trennten die Häuser voneinander, Straßen, wie Mythor sie gewohnt war, gab es nicht, sondern nur mehr oder weniger schmale Wege, die sich zwischen Gärten und Häusern hindurchzogen. Der Hafen war nur leicht ausgebaut, dahinter erstreckte sich eine weite Sandfläche mit aufragenden Gestellen, an denen die Fischerinnen abends ihre Netze zum Trocknen und Ausbessern aufspannten. Steinkreise und Asche zeugten davon, daß hier wohl auch an Feuern Feste gefeiert wurden.
    Die Lumenia glitt so nahe heran, wie es möglich war, ohne daß der tiefgehende Wurzelstock auf Grund stieß. Doch der Rest des Weges bis zum Land mußte per Blattboot zurückgelegt werden.
    Seltsame Klänge drangen an Mythors Ohr. Fremdartige Instrumente, wie er sie nie zuvor gesehen oder gehört hatte, wurden gespielt. Es waren einschmeichelnde und anfeuernde Melodien gleichermaßen. »Larriir von der Lerchenkehle«, brummte er erinnerungsschwer, »könnte hier noch eine Menge lernen.« Wie mochte es dem ständig liebeskranken Barden inzwischen ergangen sein?
    Neben ihm tauchte ein vierärmiges, steingraues Ungeheuer mit einem Stirnhorn auf; Gerrek in seiner Yacubus-Maske. Der Beuteldrache hatte wieder einmal des Guten zuviel getan und das Horn mit ein paar breitblättrigen Blüten geschmückt.
    »Nett siehst du aus«, stellte Mythor fest. »Wie eine Bestie, die in den Salat gefallen ist.«
    »Banause«, schalt der Beuteldrache. »Was verstehst du schon von wahrer Schönheit?« Und er stapfte davon, um sich den Aufmarsch der Insulanerinnen anzusehen, den man der Lumenia angedeihen ließ.
    Unten wurde ein »Boot« klargemacht. Mythor sah sich nach Scida um, die jetzt wieder ihre Fronja Maske trug. Es hatte bis jetzt keinen weiteren Fall von Maskentausch mehr gegeben. »Kommst du mit an Land?« fragte er.
    »Was dachtest du?« gab sie zurück. »Soll ich dich etwa allein in die Fänge jener Weiber geraten lassen?«
    Mythor grinste. »Sie sind keine Hexen«, sagte er. »So werden sie meine Maske nicht durchschauen können.«
    »Daß du immer recht haben mußt«, beschwerte die alternde Amazone sich. »Laß sehen, wer noch so alles mit uns kommt.«
    Nach einer Weile verließ eine bunt zusammengemischte Gruppe die Lumenia. Bizarre Masken bewegten sich auf dem großen Blatt, das zum Ufer gerudert wurde, und begeistert wurden die Reisenden von den Inselbewohnerinnen empfangen.
    Das Dorf war klein, und es waren keine Amazonen zu sehen. Das ließ Mythor hoffen. Das Risiko, daß hier eine Falle auf ihn wartete, war gering.
*
    Der Wind sang in der Takelage. Die Segel waren bis auf eines gerefft worden, das ausreichte, das große, stark befestigte und bewaffnete Kampfschiff langsam dahin treiben zu lassen. Seit Tagen folgte es einem bestimmten Kurs, und die Besatzung wurde ungeduldig. Sie sehnte einen neuen Auftrag und neuen Kampf herbei, nicht dieses nervenzehrende Warten, obgleich auch Amazonen darin geschult waren, zu warten.
    »Es gefällt mir nicht, ganz und gar nicht«, sagte Tertisch, die den Befehl über das Schiff hatte. »Warum geben sie kein Zeichen? Und auch von Burra hört man nichts!«
    Sie hieb mit der Faust auf das Geländer der Kommandobrücke und spähte wieder zu der Inselkette hinüber, die sich als graue Erhebungen am Horizont zeigte. Tertisch war sicher, daß man von dort die Sturmbrecher nicht erkennen konnte. So mächtig das Schiff der Amazone Burra von Anakrom auch war, so verschwand es doch über die große Entfernung hin, verschmolz mit der Grenze von Himmel und Meer, und man hätte schon genau wissen müssen, daß dort ein Schiff wartete, um es wahrzunehmen.
    »Kein Zeichen…«
    Neben Tertish stand Sosona, die Hexe Burras. »Von Burra wird man kaum viel hören können, solange sie mit ihrer Zaubermutter über die Meere fliegt. Wir werden lange warten müssen oder auch weniger lange, ich kann es nicht sagen. Und die anderen? Erst wenn sie Erfolg haben, können sie das Zeichen geben. Was gut werden soll, muß oft lange währen, bedenke das. Hast du das Warten verlernt, Vertraute Burras?«
    Sie nannte sie nicht Kommandantin und auch nicht Kapitän, obgleich ihr in Burras Abwesenheit diese Anrede zugestanden hätte. Doch so hoch auch das Ansehen der Amazone war, deren einer Arm nach einem Kampf steif geblieben war, so war doch nur Burra die eigentliche Kommandantin, und Sosona dachte nicht daran, sich in dieser Einstellung zu ändern.
    »Vielleicht
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